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Micky Maus bald auf Twitter?

27. September 2016

Der US-Medienriese Disney erwägt Medienberichten zufolge, den Internetdienst Twitter zu kaufen. So könnte aus dem Kurznachrichtendienst ein weiterer Absatzkanal für Disney-Inhalte werden.

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Micky Maus
Bild: picture-alliance/AP Photo/Disney, K. Phillips

Der Konzern habe einen Finanzberater engagiert, der das Geschäft prüfen soll, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montagabend unter Berufung auf informierte Kreise. Twitter steckt seit Längerem in der Krise - Gerüchte über einen Verkauf gibt es schon seit Monaten.

Disney reagierte nicht auf Nachfragen zu dem Bloomberg-Bericht. Zwischen dem Konzern und dem Kurzmitteilungs-Dienst gibt es eine personelle Verbindung: Twitter-Mitgründer und -Chef Jack Dorsey sitzt im Disney-Verwaltungsrat. Die jüngsten Experimente von Twitter mit Live-Übertragungen von Sportereignissen hätten die Aufmerksamkeit von Disney-Chef Robert Iger auf sich gezogen, ergänzte das "Wall Street Journal" am Dienstag.

Angeblich viele Interessenten

Die Übernahmegerüchte um Twitter hatten am Freitag Fahrt aufgenommen. Der US-Nachrichtensender CNBC berichtete, der Verkauf stehe kurz bevor. Interessenten seien unter anderem die Google-Mutter Alphabet und der Cloud-Anbieter Salesforce. Auch der Technologieriese Microsoft und der Telekommunikationskonzern Verizon wurden als mögliche Käufer genannt. Die Twitter-Aktie legte am Freitag mehr als 20 Prozent zu.

Die auf die Technologiebranche spezialisierte Nachrichtenseite Recode berichtete zuletzt, Twitter - an der Börse rund 16 Milliarden Dollar wert - wolle bis zu 30 Milliarden Dollar als Kaufpreis. Analyst Rob Enderle von der Enderle Group zeigte sich skeptisch. "Das Problem ist, jemanden zu finden, der tatsächlich Geld für sie bezahlen will - schließlich sind sie nicht profitabel."

Gewinn läst auf sich warten

Der Internetdienst hat noch nie Gewinn gemacht. Die Nutzerzahlen steigen zudem nur noch langsam. Während Twitter etwa bei Journalisten, Aktivisten und Prominenten von Musik bis Sport sehr beliebt ist, hapert es weiterhin an der Verankerung in der breiten Bevölkerung.

Wie auch der Rest der amerikanischen Fernsehbranche haben die Disney-Sender mit der Abwanderung von Zuschauern zu kämpfen, die ihre teuren Kabel-Abos kündigen und Video online schauen. Twitter könnte in dieser Situation ein weiterer Übertragungsweg sein. Allerdings dürften mit Disney als Eigentümer Deals mit konkurrierenden Programmanbietern schwieriger werden. Zudem könnte es einen Konflikt zwischen dem Disney-Image der Familienunterhaltung und Twitters Problem mit Hassreden und Beleidigungen geben.

Andere Sender haben angeblich kein Interesse

Andere Medienunternehmen wie Time Warner, 21st Century Fox mit seinen Fox-Sendern und Comcast mit NBC sowie der Telekom-Konzern AT&T wollten Twitter nicht kaufen, schrieb Bloomberg. Microsoft sei als möglicher Käufer angesprochen worden, habe aber kein Interesse, hieß es unter Berufung auf unterrichtete Personen.

Iger zeigte in seiner gut zehnjährigen Amtszeit ein exzellentes Gespür bei Übernahmen im Kreativ-Bereich, hatte aber weniger Glück bei Deals im Online-Bereich.

Die Übernahmen des Comic-Spezialisten Marvel und des "Star-Wars"-Studios Lucasfilm für jeweils rund vier Milliarden Dollar erwiesen sich als Goldgrube. Und der Kauf des Computer-Animationsstudios Pixar für 7,4 Milliarden Dollar brachte 2006 frischen Schwung in Disneys schwächelnde Trickfilm-Sparte. Dagegen gab es bei dem für 500 Millionen Dollar übernommenen Onlinevideo-Produzenten Maker Studios in diesem Jahr Entlassungen. Und auch die Spiele-Sparte kam trotz Zukäufen nicht aus den roten Zahlen und wurde zuletzt gestutzt.

wen/iw (dpa, afp)