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Mexikanische Hilfe für die "New York Times"

20. Januar 2009

Das finanziell angeschlagene amerikanische Traditionsblatt "New York Times" bekommt eine Finanzspritze vom mexikanischen Milliardär Carlos Slim. Der Zeitungskonzern ist wegen sinkender Werbeeinnahmen in der Bredouille.

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Carlos Slim lachend
Er greift der "New York Times" unter die Arme: Carlos SlimBild: AP

250 Millionen Dollar stellt Carlos Slim bereit. Die "New York Times" ihrerseits stellt zwei Unternehmen aus Slims Imperium, der Banco Inbursa und Inmobiliaria Carso, 15,9 Millionen Schuldscheine aus, die 2015 fällig werden.

Ein Zeitungsstand, eine Hand greift nach einer Ausgabe der "New York Times"
Noch greifen die Leser zu dem renommierten Blatt; die Werbekunden bleiben aber zunehmend wegBild: AP

Diese könnten dann auch in Aktien des Verlags umgewandelt, teilte die New York Times Company am Montag (19.01.2009) mit. Damit wäre Slim mit weiteren etwa elf Prozent an dem Traditionsblatt beteiligt. Er war dort bereits im September 2008 eingestiegen und hält derzeit einen Anteil von 6,9 Prozent.

Die Zeit drängte

Die Chefin der "Times", Janet L. Robinson, sagte, die Finanzspritze ermögliche es dem Konzern, bestehende Schulden zu refinanzieren. Der "Times"-Konzern brauchte frisches Geld, weil im Mai eine Kreditlinie über 400 Millionen Dollar ausläuft. Da wegen der Finanzkrise die Kreditkosten sehr hoch sind, wird nach anderen Geldquellen gesucht. Laut Robinson wird nach weiteren Möglichkeiten gesucht, um die bestehenden Schulden abzubauen.

Die Präsidentin der "New York Times", Janet Robinson
Die Präsidentin der "New York Times", Janet RobinsonBild: AP

Das Unternehmen überlegte unter anderem, seinen Anteil an dem erst vor kurzem gebauten Verlagsgebäude im Herzen New Yorks zu verkaufen, was 225 Millionen Dollar bringen könnte. Der von Stararchitekt Renzo Piano entworfene 52-stöckige Wolkenkratzer gehört dem "Times"-Konzern zu 58 Prozent. Außerdem soll der Anteil an dem Baseball-Team der "Red Sox" verkauft werden. Um Schulden abzubauen, hatte das Verlagshaus bereits seine Dividende um drei Viertel gesenkt.

Slim hält sich aus dem Geschäft raus

Die Finanzspritze des mexikanischen Milliardärs bedeutet nach Angaben Robinsons kein Mitspracherecht in dem Unternehmen. Die Familie Sulzberger werde die Kontrolle über die Zeitungsgruppe behalten. Diese leitet die traditionsreiche "New York Times" seit mehr als einem Jahrhundert.

Der 68-Jährige Slim, der sein Geld vor allem in der Telekom-Branche machte, ist einer der reichsten Menschen der Welt. Das US-Magazin "Forbes" sah ihn in der jüngsten Rangliste im Mai 2008 mit einem Vermögen von 60 Milliarden Dollar auf Platz zwei hinter dem legendären US-Investor Warren Buffett.

Ein Mann liest die "Fake"-Ausgabe der New York Times, die im November erschien
Eine "Fake"-Ausgabe der "New York Times" fand im November weltweit großes InteresseBild: AP

Die Medienbranche ist Slim nicht ganz fremd: In Mexiko ist er an zwei Fernsehsendern beteiligt, in Irland gehört ihm eine kleine Beteiligung am Verlagshaus Independent News & Media.

Einbrüche bei Werbeeinnahmen

Der renommierte "New York Times"-Verlag, in dem auch der "Boston Globe", die "International Herald Tribune" und 16 weitere Tageszeitungen erscheinen, sieht sich, wie viele andere Medienhäuser auch, mit dem Wegbrechen der Einnahmen aus Anzeigen konfrontiert. Robinson rechnet damit, dass sich an dieser Situation auch kurzfristig nichts ändern wird. Sie sprach zuletzt von einem der herausforderndsten Jahre, vor dem die Gruppe jemals gestanden habe. (hy)