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Adieu in der Einöde

Cem Sey, Washington D.C.10. Juni 2008

Bundeskanzlerin Merkel verabschiedet US-Präsident Bush auf seinem Besuch in Deutschland. Beide haben die transatlantischen Beziehungen verbessert, dank persönlicher Zuneigung. Was folgt mit einem neuen Präsidenten?

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Da ging es noch um die NATO-Erweiterung: Merkel und Bush beim Bukarest-Gipfel im April (Foto: AP)
Da ging es noch um die NATO-Erweiterung: Merkel und Bush beim Bukarest-Gipfel im AprilBild: AP

Zu Anfang der Ära Bush waren die amerikanisch-deutschen Beziehungen äußerst angespannt. Damals brüskierte Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder US-Präsident George W. Bush mit seiner Weigerung, nicht mit in den Irak-Krieg zu ziehen. Eine diplomatische Eiszeit folgte, von der das transatlantische Verhältnis sich erst mit Beginn der Ära Merkel erholte.

Am Dienstag (10.6.2008) erwartet Bundeskanzlerin Angela Merkel Bush auf seinem Abschiedsbesuch in Deutschland. Der Ort des Adieus: Fern ab von der großen Weltpolitik auf Schloss Meseburg im Bundesland Brandenburg. Ein möglisches Zeichen der Beruhigung der deutsch-amerikanischen Beziehungen.

"Sie liebt die Freiheit"

Als Merkel am 13. Januar 2006 zum ersten mal Bush im Weiße Haus gegenüber stand, begann er über seinen Gast in höchsten Tönen zu schwärmen: "Sie ist unheimlich clever, sie ist sehr fähig, sie hat eine Seele, die anziehend ist; Sie liebt die Freiheit." Er war besonders angetan von ihrem früheren Leben im kommunistischen Deutschland. Bush fand es erbauend, mit jemandem zu sprechen, "der den Unterschied zwischen Tyrannei und dem Leben in demokratischer Freiheit am eigenen Leib kennengelernt hat", so Bush.

Experten der deutsch-amerikanischen Beziehungen sind überzeugt, dass Bushs schwärmerische Einschätzungen indes ernst gemeint waren. Stephen Szabo von der Transatlantic Academy in Washington glaubt, dass die persönliche Zuneigung des US-Präsidenten auch den Beziehungen zwischen Deutschland und den USA gut getan habe. Das sei eine Beziehung, die auf Vertrauen und persönliche Zuneigung gebaut sei. "Normalerweise würde ich in der internationalen Politik Persönlichkeiten nicht zu viel betonen. Aber ich denke, in diesem Fall hat es einen großen Unterschied gemacht”, meint Szabo.

Tief sitzendes Vertrauen

Meinungsverschiedenheiten in außenpolitischen Fragen bestehen zwischen den transatlantischen Partnern indes weiterhin. Merkel fordert vehement die Schließung Guantanamos, lehnt eine Ausdehnung der militärischen Beteiligung Deutschlands in Afghanistan ab und widerspricht den USA oft auch in anderen Bündnisfragen der NATO. Dennoch sei das Verhältnis zwischen den beiden Politikern blendend, so Szabo. Der Experte von der Transatlantic Academy glaubt, Bush habe ein tief sitzendes Vertrauen in Merkel. "Ich denke, er schätzt sie als heißglühende Verfechterin der Transatlantischen Beziehungen ein." Meinungsverschiedheiten in nderen Politikfeldern, selbst beim Thema Irak, würden davon bei weitem überstrahlt.

Extrem verbesserungsfähige Beziehungen

Trotz des zur Zeit beschwingten Klimas zwischen den Beiden. Nach der Präsidentschaftswahl in den USA im November sei großes Reinemachen angesagt, sagt Szabo. Die bilateralen Beziehungen seien extrem verbesserungsfähig. Vor allem im Falle eines Wahlsieges von Barack Obama würde sich das Bild der USA in der deutschen Bevölkerung schlagartig verbessern. Der mögliche demokratische US-Präsident Obama genießt schon jetzt große Sympathien, im Kontrast zu dem katastrophalen Image von George W. Bush. Doch selbst der neue Mann der Republikaner, John McCain, würde die Beziehungen eindeutig in eine enge Verzahnung führen, sagt Szabo.

"Sowohl McCain als auch Obama würden Guantanamo auf der Stelle schließen, sie werden die Folter stoppen, sie würden eine viel mehr europäische Herangehensweise beim Thema Klimawandel wählen. Es gibt eine Reihe von Themen, in denen - egal, wer der nächste US-Präsident wird - spürbare Verbesserungen zu sehen sein werden, gibt sich der Experte zuversichtlich.