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Merkel fehlt bei Kaczynski-Beisetzung

18. April 2010

Nach einer Woche der Trauer wird der verunglückte polnische Präsident Lech Kaczynski an diesem Sonntag beigesetzt. Etliche Staats- und Regierungschefs, die dazu nach Krakau kommen wollten, mussten ihre Teilnahme absagen.

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Grab für Lech Kaczynski und seine Gattin (Foto: AP)
In dieser Gruft werden Lech Kaczynski und seine Frau ihre letzte Ruhestätte findenBild: AP

Der Vulkanausbruch auf Island, der seit Tagen den europäischen Luftverkehr lähmt, hat auch Auswirkungen auf die Trauerfeierlichkeiten für Lech Kaczynski. Eigentlich wollten an diesem Sonntag (18.04.2010) zahlreiche Staatsoberhäupter und ausländische Spitzenpolitiker dem polnischen Präsidenten die letzte Ehre erweisen. Die massiven Einschränkungen im Luftverkehr machten aber vielen Delegationen die Anreise unmöglich.

Absagen von Merkel, Obama, Sarkozy...

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wird nicht bei dem Staatsbegräbnis in Krakau mit dabei sein. Sie habe in einem Telefonat mit dem polnischen Außenminister Radoslaw Sikorski ihr größtes Bedauern über die Absage geäußert, teilte das Bundespresseamt in Berlin mit. Sikorski wiederum habe vollstes Verständnis für die Entscheidung der Kanzlerin gezeigt. Merkel hatte auf der Rückreise von den USA nach Deutschland am Freitag und Samstag unplanmäßige Zwischenstopps in Lissabon und Rom einlegen müssen. Erst im Laufe dieses Sonntags soll sie nach Berlin zurückkehren - per Auto.

US-Präsident Barack Obama, Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy, Spaniens König Juan Carlos, der britische Thronfolger Prinz Charles und EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso entschieden sich ebenfalls gegen eine Reise nach Polen. Auch Delegationen aus der Türkei, Japan, Südkorea, Indien, Pakistan, Ägypten, Kanada, Mexiko, Neuseeland, Mazedonien und Österreich sagten ihre Teilnahme ab.

Im Hubschrauber nach Krakau?

Trotz der Absage Merkels - Deutschland wird bei dem Staatsbegräbnis hochrangig vertreten sein: und zwar durch Bundespräsident Horst Köhler und Außenminister Guido Westerwelle. Beide wollen möglicherweise per Hubschrauber von Deutschland aus unter Sichtflugbedingungen nach Krakau fliegen.

Burg auf dem Wawel in Krakau (Foto: AP)
Krakau: Bisher schon Grabstätte von Königen und Nationalhelden: Der WawelBild: AP

Polen in Trauer vereint

Bei einer Trauerfeier auf dem Pilsudski-Platz im Zentrum Warschaus am Samstag hatten Zehntausende Menschen Abschied von Lech Kaczynski, seiner Ehefrau Maria und den 94 anderen Opfern des Flugzeugabsturzes vom 10. April genommen. Die Spitzen des polnischen Staates rangen um Worte des Trostes für ihre Landsleute. Premierminister Donald Tusk nannte den Absturz der Präsidentenmaschine als die größte Tragödie der polnischen Nachkriegsgeschichte. "Es ist unmöglich, den Tod zu akzeptieren."

Parlamentschef Bronislaw Komorowski, das amtierende Staatsoberhaupt, appellierte an die Polen, in diesen schweren Stunden zusammenzustehen. "Nur selten gibt es Augenblicke in der Geschichte einer Nation, in denen wir wissen und fühlen, dass wir wirklich zusammenstehen", sagte Komorowski. Der Flugzeugabsturz bei Smolensk im Westen Russlands sei ein solcher Augenblick gewesen.

Trauerfeier in Warschau (Foto: AP)
Warschau: Zehntausende Menschen verfolgten die Trauerfeier auf dem Pilsudski-PlatzBild: AP

Viele der Trauernden trugen Blumen und die rot-weiße Nationalflagge oder hielten Plakate mit einem Foto Kaczynskis in die Höhe. Hinter einem Altar hingen die Fotos aller 96 Verunglückten auf einer großen schwarzen Leinwand. Bereits am Samstagmorgen, 8.56 Uhr, waren zwei Minuten lang die Glocken und Alarmsirenen in Polen ertönt - genau zu der Uhrzeit, als die Präsidentenmaschine abgestürzt war.

Die Delegation befand sich auf dem Weg zu einer Gedenkfeier anlässlich des 70. Jahrestages des Massakers von Katyn. Der sowjetische Geheimdienst hatte damals 22.000 polnische Offiziere und andere Mitglieder der Führungselite ermordet.


Autor: Christian Walz (dpa, afp)
Redaktion: Gerd Winkelmann