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"Deutsche Mentalität"

Arnulf Boettcher4. Dezember 2012

Eher durch Zufall kam Max Grünewald nach Südafrika. Mittlerweile managt der Deutsche das Team von Ajax Kapstadt. Über seine Arbeit und die Fankultur im WM-Land von 2010 spricht er im DW-Interview.

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Max Grünewald, Teammanager des südafrikanischen Fußball-Erstligisten Ajax Cape Town. (Foto: DW)
Bildergalerie Sport in SüdafrikaBild: DW/A. Boettcher

Aus einem Praktikum wurde ein Vollzeitjob. Seit 2007 managt Max Grünewald das Team von Ajax Kapstadt, einem Tochterverein des niederländischen Fußball-Rekordmeisters Ajax Amsterdam. Dem 31-jährigen Diplom-Betriebswirt aus Aschaffenburg in Unterfranken kommt bei seiner Arbeit in Südafrika auch seine deutsche Mentalität zugute.

Deutsche Welle: Max Grünewald, Sie sind Teammanager beim südafrikanischen Fußball-Erstligisten Ajax Kapstadt. Wie kam es dazu?

Max Grünewald: Ich bin jetzt seit viereinhalb Jahren bei Ajax Cape Town. Das war nie mein Plan. Ich wollte für ein Jahr hierher kommen. Ich hatte zuvor ein Praktikum bei Eintracht Frankfurt absolviert und danach in Erwägung gezogen - es war am Ende meines Studiums - dort vielleicht als Assistent des Teammanagers einzusteigen. Ich bin dann eher durch Zufall nach Kapstadt gekommen, weil meine Schwester hier lebt. Ich war dann zunächst Praktikant in der Marketingabteilung von Ajax CT und habe dann Glück gehabt, dass die Position des Teammanagers frei war. Ich habe mich da hinein gearbeitet und bin immer noch hier. Das ist schön.

Jüngst musste Kapstadts niederländischer Trainer Maarten Stekelenburg gehen. Wie sicher ist denn Ihr Job?

Ich bin relativ sicher gesetzt und mache mir keine Sorgen darum - wegen meiner deutschen Mentalität und meiner Arbeit, die strukturiert und organisiert ist. Das wird hier sehr geschätzt.

Was qualifiziert Sie für Ihre Arbeit als Teammanager?

Ich habe Betriebswirtschaftslehre studiert - solche Studenten gibt es ja wie Sand am Meer - mit Schwerpunkt Marketing und Unternehmensführung. Vor allem die Unternehmensführung kommt mir heute zugute. Man muss in diesem Job solide Leaderchip-Qualitäten und Kommunikationsfähigkeiten haben.

Unterschiedliche Kulturen

Bebe (l.) von Manchester United im Testspiel bei Ajax Cape Town am 21. Juli 2012 in Kapstadt. (Foto: Getty Images)
Manchester United gab sich in Südafrika die Ehre: Der englische Topclub im Duell mit Ajax KapstadtBild: Getty Images

Welche besonderen Herausforderungen bringt Ihre Arbeit in Kapstadt mit sich?

Wir haben hier unterschiedliche Kulturen. Du hast Spieler, die aus ärmeren Verhältnissen stammen - Farbige oder Weiße. Alle haben einen unterschiedlichen Ausbildungsstand, eine andere Herkunft. Man muss sich mit jedem anders unterhalten können. Wenn ich mit einem Spieler rede, adressiere ich ihn anders als wenn ich mich mit meinem Vorstand unterhalte. Wichtig ist zu wissen, auf welchem Niveau man sich unterhält.

Wie sehr haben Sie sich umstellen müssen?

Natürlich hat man noch seine deutsche Mentalität. Man mag Dinge strukturiert und organisiert. Und es gibt da die südafrikanische Mentalität: Komme ich heute nicht, komme ich morgen. Das ist in dem professionellen Geschäft und in dem Umfeld, in dem wir uns bewegen, nicht möglich. Da muss alles organisiert sein. Und da braucht man so jemanden wie mich, der alles organisiert. Ich habe mich aber mittlerweile angepasst.

Keine Fankultur wie in Deutschland

Was hat Sie am meisten überrascht?

Die Fankultur in Südafrika ist auf zwei oder drei Vereine beschränkt. Das war für mich eine Umstellung. Ich bin ein Fan, der Fußball und die Atmosphäre genießt, kein Fußballadministrator. Ich war in Deutschland immer gerne in den Stadien und habe tolle Choreographien gesehen und Schlachtrufe gehört. Das gibt es hier nicht. Hier hat man die Vuvuzela. Das ist jetzt nicht zwingend das schönste Instrument. Dann kommt lange nichts mehr. Gerne reise ich aber immer nach Bloemfontein. Dort gibt es so eine Art Fankultur, die machen auch Choreographien. Das erinnert mich an Deutschland.

An was erinnern Sie sich außerdem besonders gern?

Wir hatten hier vor kurzem Manchester United zu Gast. Vor 60.000 im WM-Stadion von Kapstadt. Es war für uns ein großer Event, gegen so eine Mannschaft zu spielen, die viele ihrer Topstars dabei hatte. 1:1 - für uns war es ein tolles Ergebnis. Manchester hat ja Spieler, denen die Jungs einiges abschauen, die sie jeden Tag im Fernsehen sehen. Einige sind ja auch Anhänger von ManUnited. Gegen dein großes Idol zu spielen und dann auch noch eine tolle Leistung abzuliefern, das war schon beeindruckend.

Ist für Sie eines Tages ein Engagement in Deutschland vorstellbar?

Im Moment habe ich keine Vorstellungen zurückzugehen. Wenn man allerdings jung ist, möchte man sich immer neue Möglichkeiten offenhalten, um weitere Karriereschritte zu machen. Ich bin aber auch nicht so naiv oder vermessen zu denken, man könnte irgendwie ein Engagement in der Bundesliga oder der 2. Liga bekommen oder in der Regionalliga einsteigen. Das ist noch in weiter Distanz. Dafür ist man zu jung, unerfahren und hat auch nicht den Namen. Das machen ja oft Ex-Profis, die im Geschäft sind wie Horst Heldt und Oliver Bierhoff. Wenn dann mal ein weniger Bekannter dabei ist, dann ist es ein Alteingesessener im Verein, der in die Position hereingewachsen ist.  

Aber eine Rückkehr ist nicht ausgeschlossen?

Wenn von einem Verein ein Angebot kommen würde, wäre ich offen, darüber zu reden.