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Auszeit für Väter

Stefan Dietrich16. August 2007

Das neue Elterngeld findet regen Zuspruch: Rund 200.000 Anträge haben die Behörden im ersten Halbjahr bewilligt, teilte das Statistische Bundesamt mit. Auch der Anteil der Väter ist etwas gestiegen.

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Ein Mann wickelt seinen Sohn, Quelle: AP
Immer mehr Väter entscheiden sich für das ElterngeldBild: AP

Nachdem im ersten Quartal 2007 rund 60.000 Anträge genehmigt wurden, kamen im zweiten Quartal 140.000 Bewilligungen hinzu. Das Elterngeld wird als Lohnersatz gezahlt und beträgt 67 Prozent des letzten Nettogehalts. Beantragen können es nur Eltern, deren Kind nach dem 1. Januar 2007 geboren wurde. Da im ersten Halbjahr schätzungsweise rund 300.000 Babys zur Welt kamen, wurde die staatliche Leistung somit bislang etwa zwei Dritteln der in Frage kommenden Eltern bewilligt. Diese Quote wird sich noch erhöhen, da die Eltern den Antrag bis zu drei Monate rückwirkend stellen dürfen. "Wer am 30. Juni Entbindung hatte, hat im ersten Halbjahr noch keinen Bewilligungsbescheid in der Hand", überspitzt Sascha Krieger vom Statistischen Bundesamt.

Mehr Väter nehmen Elternzeit

Gestiegen ist auch der Anteil der Väter an den Elterngeld-Empfängern. Rund 17.000 Vätern wurde von Januar bis Juni Elterngeld bewilligt. Damit sind 8,5 Prozent der Empfänger Männer. Im ersten Quartal lag dieser Anteil mit sieben Prozent (4000 Väter) noch etwas niedriger. Die Elterngeld-Regelung soll vor allem Väter dazu motivieren, eine Auszeit zur Betreuung ihres Kindes zu nehmen. Deshalb wird die Höchstdauer von zwölf Monaten Elterngeld um zwei Partnermonate verlängert, wenn auch der zweite Elternteil eine Auszeit nimmt. Bisher gab es solche Partnermonate nicht. Beim Ende 2006 ausgelaufenen Erziehungsgeld war der Anteil der Väter mit etwa 3,5 Prozent nicht einmal halb so groß wie beim neuen Elterngeld.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen sagte, die aktuellen Zahlen belegten, "dass immer mehr junge Paare die Kindererziehung und die Verantwortung für den Einkommenserwerb teilen wollen". Als langfristiges Ziel hatte sie sich gewünscht, dass ein Viertel der Väter in Elternzeit geht. Immerhin könnte sich der Anteil der Männer in den nächsten Monaten noch erhöhen. Wenn beispielsweise die Mutter eines Kindes zwölf Monate Elterngeld erhält, kann sich der Vater bis zum Ende dieses Zeitraumes überlegen, ob auch er einen Antrag stellen möchte.

EU-Kommissar fordert Vätermonate

Als Vorbild für das deutsche Elterngeld und die Partnermonate gelten ähnliche Regelungen in Skandinavien. Nach Erfahrungen aus diesen Ländern nutzen viele Väter zumindest die Elternzeiten, die nicht auf die Mütter übertragbar sind. In Schweden haben laut offizieller Statistik im vergangenen Jahr 35 Prozent der Väter in den ersten zwei Jahren nach der Geburt ihres Kindes mindestens die für sie reservierten 60 Tage Elternzeit beansprucht. Allerdings wurden von allen Elternzeit-Tagen nur 20,6 Prozent von Männern genommen.

EU-Kommissar Vladimir Spidla, Quelle: AP
Aus Überzeugung für Vätermonate: EU-Kommissar SpidlaBild: AP

Die Idee der Vätermonate wird unterdessen in Europa immer populärer. In Österreich wird heftig über das Thema diskutiert, seit Sozialminister Erwin Buchinger einen "Papamonat" vorschlug. Auch auf EU-Ebene ist das Thema angekommen. EU-Arbeitskommissar Vladimir Spidla trägt sich mit dem Gedanken, für Väter eine verpflichtende Elternzeit einzuführen. Derzeit werde die Idee mit Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden erörtert, sagte Spidla im Juli. Der EU-Kommissar weiß jedenfalls, wovon er redet - während einer schweren Krankheit seiner Frau hatte er sich zwei Jahre um seine beiden Kinder gekümmert.