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Mehr Netto für den Fußball?

18. Juni 2017

Im Fußball steht nach der Einführung der Torlinientechnologie und dem Videobeweis möglicherweise die nächste Regeländerung bevor: Das dafür zuständige Gremium IFAB schlägt kürzere Halbzeiten bei mehr Netto-Spielzeit vor.

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Symbolbild Schiedsrichter Uhr Zeit
Bild: picture-alliance/dpa

Zwei Halbzeiten à 30 Minuten, ein Anhalten der Spieluhr bei jeder Unterbrechung: Das für Regeln zuständige International Football Association Board (IFAB) will mit der Initiative "Play Fair!" die Fußball-Begegnungen "fairer, attraktiver und unterhaltsamer" machen. "Das Strategiepapier ist ein Meilenstein für den Fußball", so IFAB-Geschäftsführer Lukas Brud. Das Gremium besteht aus vier FIFA-Mitgliedern und jeweils einem Vertreter aus England, Wales, Schottland und Nordirland.

Nach der letzten turnusmäßigen Generalversammlung am 3. März hatten sich die Experten nun mit möglichen Regeländerungen befasst, die in den kommenden fünf Jahren Schritt für Schritt umgesetzt werden könnten. Der vorgeschlagene neue Elfmeter-Modus war bereits bei der U17-EM im Mai getestet worden, ein strengeres Vorgehen der Unparteiischen gegen zu aufmüpfige Spieler dürfte vermutlich ohne große Probleme durchgewunken werden. Die Vorschläge des IFAB im Bereich "Erhöhung der effektiven Spielzeit" sind jedoch radikal. Zuvor hatte der technische Direktor David Elleray im Times-Interview von einer "leise Revolution" gesprochen. 

Zentraler Vorschlag ist dabei, die Uhr immer dann anzuhalten, "wenn der Ball außerhalb des Spielfelds ist" (ähnlich wie beim Eishockey). Würde man an der bisherigen Spielzeit von zwei Halbzeiten mit je 45 Minuten festhalten, soll dies in den letzten fünf Minuten des ersten und in den letzten zehn Minuten des zweiten Durchgangs geschehen. Weil laut IFAB in diesen Phasen "die Spieler am wahrscheinlichsten auf Zeit spielen." Alternativ zu dieser Hybrid-Methode steht die Verkürzung der Spielzeit auf zweimal 30 Minuten und das Anhalten der Spieluhr während der gesamten Partie. Der Vorteil dieser vom IFAB als "radikale Veränderung" bezeichneten Lösung: Jedem Verein stünde in jedem Wettbewerb und in jedem Spiel die gleiche effektive Spielzeit zur Verfügung.

Bisherige Netto-Spielzeit in der Bundesliga: 56 Minuten

Dass die 60 Minuten, die dann auf der großen Stadionuhr exakt für jede Person ersichtlich ablaufen würden, ausreichen, ist belegt: Eine Analyse des Fachmagazins kicker hatte ergeben, dass in der Bundesliga die Netto-Spielzeit etwas mehr als 56 Minuten beträgt. "Die Rückmeldungen aller Beteiligten in der Fußball-Gemeinschaft sind bislang wie die Unterstützung sehr positiv", sagte Elleray mit Blick auf die Gedankenspiele. Alle seien sich einig, dass die Verbesserung der Rahmenbedingungen "die absolute Priorität besitzt."

Ähnlich äußerte sich auch der frühere Weltklasse-Spieler Marco van Basten, der bei der FIFA mittlerweile Technischer Direktor ist und von einem "guten Plan für den Fußball" sprach: "Die Zuschauer wollen Fußball sehen - und nicht darauf warten. Am Ende sollen alle Spiele mehr oder weniger die gleiche Netto-Spielzeit haben." Der Niederländer sagte dies vor dem Confed Cup in Russland (bis 2. Juli), dem ersten großen internationalen Turnier, bei dem der Videobeweis geprobt wird - ebenfalls eine radikale, und wohl noch lange nicht die letzte Änderung. An Innovationen in der jüngeren Vergangenheit - wie beispielsweise das Rückpassverbot zum Torwart - haben sich die Fans längst gewöhnt. 

sw (dpa, sid)