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Mehr Geld für Liberia

Christina Bergmann, Washington15. Februar 2007

Vom Bürgerkrieg zerrissen, erdrückt von 3,7 Milliarden Dollar Schulden: Liberia braucht dringend Hilfe. Und die soll der westafrikanische Staat bekommen, so der Tenor bei der Geberkonferenz in Washington.

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US-Außenministerin Rice sagte Liberias Staatspräsidentin Johnson-Sirleaf Unterstützung zu
US-Außenministerin Rice sagte Liberias Staatspräsidentin Johnson-Sirleaf Unterstützung zuBild: AP

Zwei Tage lang diskutierten Vertreter von 22 Ländern und fast 60 internationalen Organisationen über die internationale Hilfe für Liberia und die Zukunft des Landes. Bereits am ersten Tag hatten die USA angekündigt, Liberia alle Schulden zu erlassen. Am zweiten Tag folgte Deutschland diesem Beispiel.

Raus aus den Miesen - aber erst bei den Institutionen

300 Millionen Euro schuldet Liberia Deutschland, seinem zweitgrößten bilateralen Kreditgeber nach den USA. Diese Schulden sollen nun erlassen werden - nach dem von der Weltbank vorgegebenen Prozess für hochverschuldete arme Länder. Das bedeutet, dass zunächst die multilateralen Schulden bei den internationalen Institutionen getilgt werden müssen, also beim Internationalen Währungsfond, bei der Weltbank und bei der Afrikanischen Entwicklungsbank. Erst dann können die bilateralen Schulden erlassen werden.

Guter Wille der Schuldner-Staaten

Um eine Entschuldung Liberias bei den drei Organisationen werde seit Monaten gerungen, so Birgit Joussen, Leiterin der deutschen Delegation. Die USA wollten sich bemühen, dafür weitere Mittel zu mobilisieren. "Wenn sie damit Erfolg haben, dann wird es auch für die anderen Geber einfacher mitzuziehen", so Joussen. Sie hoffe auf Lösungen in den nächsten Wochen und Monaten.

In Zahlen heißt das: Die US-Regierung hat beim US-Kongress beantragt, 185 Millionen Dollar für die Entschuldung Liberias beim Internationalen Währungsfond und der Weltbank bereitzustellen. Und Großbritannien hat zugesagt, zehn Prozent des Anteils zur Verfügung zu stellen, der für eine Entschuldung Liberias bei der Afrikanischen Entwicklungsbank nötig ist.

Die Konferenz habe laut Joussen sicherlich dazu beigetragen, einer Lösung näher zu kommen, auch wenn die von Experten in den folgenden Wochen noch weiter ausgehandelt werden müsse. Danach stünden die Chancen gut, dass "dann auch der bilaterale Schuldenerlass kommt und vor allem dass Liberia wieder Zugang zu dringend benötigten Entwicklungsgeldern hat."

Starkes Signal aus Deutschland

Auch die liberianische Finanzministerin Antoinette Sayeh hofft, dass Liberia bald von den Schulden bei den internationalen Organisationen befreit ist und die Vorgaben des Programms für hochverschuldete arme Länder erfüllt. Sie zieht eine positive Bilanz der Konferenz: "Wir sind einen großen Schritt weiter." Vor allem die Zusage Deutschlands zur Schuldentilgung sei ein starkes Signal für andere Länder. Auch, weil das Land in diesem Jahr die G8-Führung und die EU-Ratspräsidentschaft innehabe. Die liberianische Bevölkerung ziehe ebenfalls großen Nutzen aus der Konferenz, sagte die Finanzministerin. Die Menschen würden direkt von den diversen Projekten profitieren.

Gewalt gegen Kinder - ein großes Problem


Keith Wright, der das Kinderhilfswerk UNICEF in Washington vertrat, bewertete das Treffen als Durchbruch für die Kinder in Liberia. Man habe viel erreicht und könne jetzt langfristig planen. Denn es gebe viel zu tun: Schulen müssten gebaut und ausgestattet, Lehrer geschult werden. Wichtig seien auch die medizinische Versorgung und der Zugang zu sauberem Trinkwasser, ebenso wie der rechtliche Schutz von Kindern. Darüberhinaus brauche man zum einem die Reform des Jugendstrafvollzugs und zum anderen einen Einsatz von Polizei-Spezialisten zum Schutz der Kinder vor allem vor sexueller Gewalt, "ein Verbrechen, das noch immer sehr oft vorkommt".

Mats Karlsson, bei der Weltbank zuständig für Liberia, war mit der Konferenz ebenfalls sehr zufrieden und sagte, dass nicht nur die Entschuldung wichtig sei. Die Weltbank will Liberia in den nächsten 18 Monaten mit rund 60 Millionen Dollar unterstützen.


Regierung lege Finger in Wunden


Viel von diesem Erfolg hat Liberia seiner Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf zu verdanken. Mit ihren Beziehungen und Erfahrungen hat die ehemalige Weltbank-Managerin das Land in nur einem Jahr ihrer Regierungszeit erheblich weiter gebracht, auch wenn sie selbst sagt, dass es vielen ihrer Landsleute noch nicht schnell genug geht. Birgit Joussen meint, dass das ehrliche Auftreten der Präsidentin einen großen Teil des Erfolgs ausmache. "Wir haben hier bewundert, dass eine Regierung auch so sehr ihre Schwächen zugibt und selber den Finger in ihre Wunden legt." Damit würde sie Vertrauen schaffen wollen, um so wiederum Vertrauen bei den Gebern zu schaffen.

In etwa einem Jahr soll in Monrovia eine Nachfolgekonferenz stattfinden. Dann soll festgestellt werden, welche der Versprechen eingehalten und welche Pläne umgesetzt wurden.