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Mehr Elektroautos für Deutschland

Jens Thurau23. August 2016

Bis 2020 sollen eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen rollen und die Klimabilanz verbessern - zur Zeit sind es nur 60.000. Umweltministerin Hendricks weihte jetzt das 1000. elektrische Paketauto der Post ein.

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Barbara Hendricks enthüllt E-Zustellerauto der Post (Foto: DW/Jens Thurau)
Bild: DW/J.Thurau

"Also, vielleicht ist der Streetscooter nicht so schnittig, aber praktisch ist er schon", findet Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Das kann Jürgen Gerdes, Vorstandsmitglied der Post, so nicht stehen lassen: "Ich finde, er ist unfassbar schön. Ein Traum geradezu!" Hendricks und Gerdes stehen in Heerlen bei Aachen neben einem quietschgelben Postauto, für Pakete und Briefe, das die Post durch die "Streetscooter" GmbH in Eigenregie gebaut hat. Die Politikerin und der Konzernmanager sind gekommen, um das 1000. dieser umweltfreundlichen Autos seiner Bestimmung zu übergeben. Inklusive feierlicher Enthüllung und Probefahrt.

Vision: Alle 45.000 Zustellerautos umstellen

Vor vier Jahren begann die Kooperation der Post mit der Streetscooter-Firma, einer Ausgründung der Technischen Hochschule in Aachen. Ziel ist es, langfristig alle rund 45.000 Zustellerautos, die in Deutschland fahren, durch Elektroautos zu ersetzen, die die kleine Firma exakt nach den Vorstellungen und Bedürfnissen der Post baut. Das Projekt hat zunächst einen Umfang von rund 27 Millionen Euro - 9,5 Millionen Euro gibt das Bundesumweltministerium. "Aber Bedingung ist, dass die Erkenntnisse in der Entwicklung später auch anderen Wettbewerbern zur Verfügung gestellt werden", sagt Hendricks.

Barbara Hendricks enthüllt E-Zustellerauto der Post (Foto: DW/Jens Thurau)
Barbara Hendricks enthüllte das 1000. E-Zustellerauto in Heerlen bei AachenBild: DW/J.Thurau

Erfolgsmeldungen wie die der Post in Sachen Elektromobilität kann die Regierung gut gebrauchen. Steil hat sie schon vor Jahren verkündet, bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen bringen zu wollen, zur Zeit sind es gerade mal 60.000. Erst seit kurzem gibt es eine staatliche Kaufprämie für die umweltschonenden Motoren - mit dieser Maßnahme haben andere Länder wie etwa Japan oder Norwegen große Erfolge erzielt. Und die potente deutsche Autoindustrie hat den Bau von großen Serien von Elektroautos schlicht verschlafen.

"Bochum komplett Co2-neutral"

Auf die großen Hersteller haben Post und Streetscooter von Anfang an ganz bewusst verzichtet. "Die interessieren sich nicht für die kleinen Stückzahlen, die wir vor allem am Anfang brauchen", sagt Christian Steinborn von Streetscooter. Ab nächstem Jahr ist geplant, die Produktion zu steigern, bis zu zehntausend Autos sollen pro Jahr gebaut werden. In rund fünf Jahren wäre dann die gesamte Flotte der leichten Zustellerautos für Briefe und Pakete komplett auf E-Fahrzeuge umgestellt. "Bochum ist jetzt die erste Stadt, in der wir mit 65 Streetscootern nur E-Fahrzeuge im Einsatz haben", erklärt Alexander Edenhofer von der Post.

Kleine Projekte bevorzugt

"Wir reden bei der Elektromobilität fast immer nur über private PKWs, kaum über den Wirtschaftsverkehr. Dabei tut sich gerade da eine Menge", meint Barbara Hendricks. "Hoffentlich bleibt die Post auch langfristig ein Autobauer", fügt sie dann noch an. Ganz offensichtlich setzt sie eher auf innovative Ideen wie die der Post als auf die großen deutschen Autokonzerne.