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Mehr Drogentote in Deutschland

3. März 2009

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist auf dem höchsten Stand seit 2003. Auch die Zahl der Erstkonsumenten hat zugenommen. Die Behörden warnen vor vermeintlich ungefährlicheren Drogen wie Kokain.

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Löffel und Spritze (Quelle: DPA)
Heroin bleibt weiter die Todesursache Nummer einsBild: picture-alliance / dpa

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland hat erstmals seit zwei Jahren wieder deutlich zugenommen. Das teilte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, am Dienstag (03.03.2009) in Berlin mit. Demnach starben im vergangenen Jahr bundesweit 1449 Menschen an Drogen. Das waren 55 mehr als im Vorjahr, was einem Anstieg von 3,9 Prozent gegenüber 2007 entspricht. Es ist außerdem der höchste Stand seit fünf Jahren.

Trend zu Lifestyledrogen

Sabine Bätzing (Quelle: AP)
Drogenbeauftragte Sabine Bätzing fordert mehr ErsatzsstoffeBild: AP

Die häufigste Todesdroge ist dabei Heroin. Die meisten Opfer kamen in Privaträumen ums Leben. "Der Drogentod im Bahnhofsklo gehört der Vergangenheit an", sagte Bätzing. Unter den Drogentoten gebe es auffallend viele ältere Drogentote. So seien mehr als 70 Prozent der Toten über 30 Jahre alt gewesen. Die Ursache dafür sei unklar.

Angestiegen ist auch die Zahl der Erstkonsumenten von harten Drogen. Das Bundeskriminalamt registrierte 19.203 Drogenabhängige, die in 2008 erstmals bei den Behörden auffällig wurden. Das sind drei Prozent mehr als 2007. Insgesamt gehe der Trend in Deutschland weg von "schmutzigen" Drogen wie Heroin hin zu Lifestyledrogen wie Amphetamine, Ecstasy oder Kokain, sagte der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke. Rund die Hälfte aller Erstauffälligen hätte Amphetamine konsumiert. Er warnte, dass Kokain genauso abhängig mache wie Heroin.

Umstrittene Therapien

Spritze (Quelle: AP)
Modellprojekt Heroinambulanz (2007 in Frankfurt)Bild: AP

Die Bundesdrogenbeauftragte fordert nun mehr Therapiemöglichkeiten für Drogenabhängige. Auch die kontrollierte Abgabe von Ersatzstoffen oder künstlichem Heroin müsse ausgeweitet werden. In diesem Punkt ist sich die große Koalition aus CDU/CSU und SPD nicht einig.

Der Polizei gelangen im letzten Jahr einige Fahnungserfolge gegen den Drogenhandel. So wurden 517 Cannabisplantagen aufgespürt sowie 25 Drogenlabore, in denen überwiegend Amphetamine hergestellt wurden. Der Großteil der Labore liege in Bayern und Sachsen nahe der Grenze zu Tschechien. Insgesamt wurden 1,3 Tonnen Amphetamine und Metamphetamine sichergestellt, 53 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei der Sicherstellung von Heroin und Kokain gelang den Ermittlern in 2008 hingegen kein größerer Fahnungserfolg.

Wichtiges Erzeugerland von Cannabis ist Nordrhein-Westfalen, wo ein Drittel der deutschen Plantagen stehen. Kokain kommt vor allem aus Südamerika nach Deutschland. Geschmuggelt wird es etwa aus Kolumbien über Mexiko in die USA und von dort nach Europa. Dieses Geschäft betreiben besonders italienische Mafiaorganisationen zusammen mit kolumbianischen Drogenkartellen. (det)

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