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Mehr als nur Platzwart des FC Bayern

Stefan Nestler29. Februar 2016

Nach der vorzeitigen Freilassung von Uli Hoeneß aus der Haft wird über seine Zukunft beim FC Bayern München spekuliert. Die einzige Unbekannte in der Rechnung ist der Ex-Präsident selbst.

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Uli Hoeneß mit Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Foto: Getty Images
Uli Hoeneß (r.) mit Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz RummeniggeBild: Getty Images/AFP/C. Stache

Eigentlich zweifelt niemand daran, dass Uli Hoeneß über kurz oder lang wieder in die Schaltzentrale des deutschen Fußball-Rekordmeisters rückt. Nur über das Wann und das Wie wird spekuliert. "Wenn ich zurück bin, werde ich mich noch nicht zur Ruhe setzen. Das wars noch nicht!", hatte Hoeneß bei Hauptversammlung des Vereins im Mai 2014 verkündet und war dafür von den Bayern-Mitgliedern gefeiert worden. Jetzt ist der 64-Jährige wieder ein freier Mann. Nach 637 Tagen wurde ihm der Rest seiner Haft von dreieinhalb Jahren zur Bewährung ausgesetzt. Seine Steuerschuld inklusive Zinsen und Strafe in Höhe von mehr als 40 Millionen Euro hat Hoeneß längst beglichen.

Laudatio für Heynckes

Er wolle "Fußball genießen, ins Stadion gehen und wieder Fan sein", wird Hoeneß im Fachmagazin "Kicker" zitiert. Viel mehr ließ der ehemalige Vereinspräsident nicht verlauten. Er wolle erst einmal Urlaub machen und dann Anfang Juli erklären, wie er sich seine Zukunft beim FC Bayern vorstelle. Bis dahin ist bisher nur ein öffentlicher Termin geplant: Am 13. März will Hoeneß eine Laudatio halten, wenn die Stadt Mönchengladbach seinen Freund, den Ex-Bayern-Erfolgstrainer Jupp Heynckes, ehrt. Seinen Platz auf der Bayern-Tribüne will Hoeneß nach Informationen der "Bild"-Zeitung bereits am Mittwoch beim Bundesliga-Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 einnehmen.

Hoeneß als Zuschauer beim Basketball-Pokalendspiel FC Bayern gegen Alba Berlin. Foto: Getty Images
Hoeneß als Zuschauer beim Basketball-Pokalendspiel FC Bayern gegen Alba BerlinBild: Getty Images/Bongarts/L. Preiss

"Wenn er es werden will, wird er es"

Der FC Bayern hält sich bedeckt, was die künftige Rolle von Hoeneß im Verein betrifft. "Keine Ahnung, ich habe mit ihm darüber noch gar nicht gesprochen, was er vorhat", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Hoeneß‘ Aufgabe als "Assistent der Abteilungsleitung Junior Team" endet nun. Karl Hopfner, der 2014 als Vereinspräsident eingesprungen war, hat bereits signalisiert, dass er der Letzte wäre, der Hoeneß im Wege stünde, sollte der alte Präsident seinen Posten wieder haben wollen. Die Bayern-Mitglieder würden Hoeneß bei der nächsten Hauptversammlung im November wohl ohne Zögern erneut auf den Thron heben. Das bezweifelt auch Vorstandschef Rummenigge kaum: "Ich glaube, wenn er es werden will, wird er es wahrscheinlich werden."

Nachdenklicher

Die einzige Unbekannte in der Rechnung ist Hoeneß selbst. Er wirkt verändert - nicht weil er während der 21 Monate hinter Gittern 18 Kilogramm Körpergewicht verloren hat. Der Gefängnisaufenthalt, bei dem er auch erpresst worden war, habe Hoeneß nachdenklich gemacht, zitiert die "Süddeutsche Zeitung" einen Vertrauten des Ex-Vereinspräsidenten aus alten Tagen. Er sei aber "auf keinen Fall beschädigt". Möglicherweise wird der Fußball einen ruhigeren Uli Hoeneß erheben, nicht mehr den Polterer vergangener Tage. Doch dass er beim FC Bayern nur die zweite Geige spielen wird, ist kaum vorstellbar. Auch wenn Hoeneß einmal - vor seiner Steueraffäre - sein Verhältnis zum Verein so beschrieb: "Ein Uli Hoeneß lässt den FC Bayern nie im Stich. Und wenn irgendein Problem entsteht, würde ich zur Not hier sogar ein halbes Jahr den Platzwart machen."