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Politik

Mehr als 120 Menschen vor Libyen vermisst

21. September 2017

Im Mittelmeer hat sich erneut eine Flüchtlingskatastrophe ereignet: Vor dem Küstenabschnitt der libyschen Stadt Sabratha kenterte ein aller Wahrscheinlichkeit nach überfülltes Schlauchboot - vermutlich schon vor Tagen.

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Flüchtlinge auf einem spanischen Rettungsschiff (Foto: picture-alliance/dpa/AP/E. Morenatti)
Bild: picture-alliance/dpa/AP/E. Morenatti

Nach dem Kentern eines Flüchtlingsbootes vor der Küste Libyens werden zahlreiche Todesopfer befürchtet. Mehr als 120 Menschen würden vermisst, teilte der Sprecher der libyschen Marine, Ajub Kacem, mit. Er könne nicht sagen, wann das Boot gekentert sei. Aber sieben am Mittwoch gerettete Flüchtlinge hätten bereits seit drei Tagen im Meer getrieben. Auch die Sprecherin des UN-Flüchtlingswerks, Carlotta Sami, informierte - per Twitter - über die Katastrophe. Die Menschen seien in einem Schlauchboot auf der Flucht nach Europa gewesen, so Sami.

Den Angaben zufolge ereignete sich das Unglück im Meer vor Sabratha westlich von Tripolis. Das instabile Libyen ist Haupttransitland für Flüchtlinge, die versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. In diesem Jahr kamen auf der Route bereits zehntausende Menschen in Italien an. Sabratha ist einer der Sammelpunkte für Flüchtlinge an der libyschen Küste, von dort starten viele Boote. Die Stadt ist seit Sonntag Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen verschiedenen bewaffneten Gruppen in dem Bürgerkriegsland.

Schon 2300 Tote seit Jahresbeginn

Von Libyen starten die meisten Migranten in schrottreifen oder vollkommen überladenen Booten in Richtung Italien. Nach Auskunft der Vereinten Nationen kamen bei dem Versuch der Überfahrt seit Jahresbeginn schon mehr als 2300 Menschen ums Leben. Mehr als 3000 Migranten wurden allein in der vergangenen Woche vom libyschen Grenzschutz aufgegriffen, noch bevor sie aufs Meer hinausfahren konnten.

Infografik Flüchtlingsströme Mittelmeer 2017 DEU

Die Ankunft von Flüchtlingen aus Libyen in Italien ist diesen Sommer stark zurückgegangen. Ein Grund dafür ist  unter anderem ein Abkommen der Regierung in Rom mit der libyschen Küstenwache. Seit Mitte Juli waren es etwa 6500 Flüchtlinge - das entspricht knapp 15 Prozent des Durchschnitts des gleichen Zeitraums in den Jahren 2014 bis 2016. Insgesamt kamen in Italien nach Schätzungen in diesem Jahr bereits mehr als 96.000 Flüchtlinge an.     

sti/uh (afp, dpa)