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Politik

Mehr als 100 Tote bei Kämpfen in Idlib

2. Dezember 2019

Die Provinz Idlib gilt als eine der letzten Rebellenhochburgen in Syrien. Im August rief die russische Armee einseitig eine Waffenruhe aus. Doch die erweist sich besonders in den vergangenen Tagen als brüchig.

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Syrien Konflikt l Zahlreiche Tote nach Kämpfen in Idlib
Am vergangenen Montag wurde dieses Haus in der Stadt Kansafrah in der Provinz Idlib getroffenBild: Getty Images/O. H. Kadour

Bei schweren Gefechten zwischen syrischen Regierungstruppen und Aufständischen in der Rebellenhochburg Idlib im Nordwesten Syriens sind nach Angaben von Aktivisten mehr als 100 Menschen getötet worden, darunter auch mehrere Zivilisten. Die Gefechte hätten das ganze Wochenende gedauert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Mindestens 51 Kämpfer der Regierungstruppen sowie 31 Dschihadisten und 14 andere Rebellen seien bei den Kämpfen im Südosten der Region getötet worden. Die oppositionsnahe Organisation mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen von Aktivisten vor Ort. Für Medien sind die Angaben meist kaum zu überprüfen.

Die Regierungstruppen hätten demnach Unterstützung von russischen und syrischen Kampfflugzeugen und mit Artillerie erhalten. Syrische und russische Jets hätten unter anderem einen Markt in Sarakib östlich von Idlib sowie den Ort Marat al-Numan angegriffen. Nach Angaben der Rettungsorganisation Weißhelme wurden bei den Angriffen seit Samstag mindestens zehn Zivilisten getötet. 18 weitere Zivilisten seien verletzt worden, darunter zwei Kinder, sagte der Weißhelme-Sprecher für Idlib der Deutschen Presse-Agentur. 

Brüchige Waffenruhe

Die Provinz Idlib sowie Teile der angrenzenden Provinzen Hama, Aleppo und Latakia werden von der Dschihadistenmiliz Hajat Tahrir al-Scham und anderen islamistischen Milizen kontrolliert. Syrien und dessen Verbündeter Russland argumentieren, mit den Angriffen Terroristen zu bekämpfen. Tausende Menschen ergriffen im Zuge der Kämpfe die Flucht. Die Zahl der Todesopfer über das Wochenende sei die höchste seit Inkrafttreten einer Waffenruhe im August, teilten die Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. 

Syrien Konflikt l Zahlreiche Tote nach Kämpfen in Idlib
Rauchwolken über der Stadt Bsaqla am vergangenen DienstagBild: Getty Images/O. H. Kadour

Assad ist entschlossen, die Region wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Auf Vermittlung der Türkei und Russlands wurde im September 2018 eine Waffenruhe vereinbart, doch begann die Regierung in Damaskus im April eine neue Offensive in Idlib. Bei Luftangriffen der syrischen Armee und der russischen Luftwaffe wurden in den folgenden Monaten fast 1000 Zivilisten getötet und Hunderttausende weitere vertrieben. Ende August rief die russische Armee schließlich eine einseitige Waffenruhe aus. Seither war es vergleichsweise ruhig in der Region. Doch gerade in den vergangenen Wochen gab es laut der Beobachtungsstelle vermehrt Angriffe, bei denen dutzende Zivilisten getötet wurden.

Keine sicheren Gebiete in Syrien

Unterdessen hat die Bundesregierung in einem internen Bericht festgestellt, dass es aktuell keine Region in Syrien gebe, in die Flüchtlinge zurückkehren könnten. In Deutschland leben rund 746.000 Syrer. Der Bericht des Auswärtigen Amts geht davon aus, dass das Assad-Regime grundsätzlich weiter Luftangriffe im ganzen Land durchführen könne. Das Risiko, Opfer eines Terroranschlags zu werden, bestehe landesweit. Rückkehrer ins Land seien "erneuter Vertreibung, Sanktionen beziehungsweise Repressionen, bis hin zu unmittelbarer Gefährdung für Leib und Leben ausgesetzt", heißt es in dem Papier, aus dem die Deutsche Presse-Agentur zitiert. Das betreffe jene Personen, die als regimekritisch bekannt seien ebenso wie vormals regimetreue Menschen.

Im vergangenen Jahr bezuschusste der Bund die Rückkehr von 466 Personen nach Syrien. Im ersten Quartal dieses Jahres nahmen 77 Flüchtlinge aus Syrien diese Hilfe in Anspruch. Was Syrer und vormals in Syrien ansässige Palästinenser zur Rückkehr bewegt, wird statistisch nicht erfasst. Häufig würden "Heimweh, Integrationsschwierigkeiten oder die Erkrankung von Familienangehörigen" als Gründe genannt, hatte die Bundesregierung im vergangenen Mai auf eine Anfrage der Grünen geantwortet. 

lh/jj (dpa, afp)