Medizintourismus in Deutschland
Viele Ausländer kommen nach Deutschland, um sich hier medizinisch behandeln zu lassen. Die Gründe sind unterschiedlich, die Zahlen weitgehend stabil. Beliebt sind Kliniken in großen Städten.
Die deutsche Sprache ist bekannt für ihre Komposita. Der Begriff ‚Medizintourismus‘ gehört dazu. Er drückt aus, was er bedeutet: dass Menschen ins Ausland reisen, um sich medizinisch behandeln zu lassen. Zu einem dieser Länder gehört Deutschland, dessen Gesundheitswesen einen guten einen guten Ruf haben ein hohes Ansehen haben bis sehr guten Ruf hat einen guten Ruf haben ein hohes Ansehen haben . Die Zahl derjenigen, die kommen, ist laut Jens Juszczak von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg weitgehend stabil geblieben:
„Es kommen so immer ja zwischen 230.000, 250.000 Patienten jedes Jahr nach Deutschland. Da muss man auch unterscheiden zwischen den stationären Patienten, also die Patienten, die ’n Krankenhausaufenthalt haben, und den ambulanten Patienten.“
Es gibt Patienten, die sich in Krankenhäusern behandeln lassen und dort dann eine bestimmte Zeit lang bleiben. Es gibt aber auch solche, die sich, weil sie etwa während eines Urlaubs oder einer Geschäftsreise erkranken, ambulant behandeln lassen. Das heißt, der Patient kann die Arztpraxis oder das Krankenhaus direkt am selben Tag wieder verlassen. Wie hoch die Zahl derjenigen ist, die gezielt für eine medizinische Behandlung kommen, kann laut Jens Juszczak nicht genau angegeben werden. Schätzungen gehen von 40 bis 45 Prozent aus. Dabei kommen die meisten Patienten aus Nachbarländern wie Polen, den Niederlanden, Frankreich oder Österreich. Aber, so Jens Juszczak:
„Wir haben natürlich auch sehr viele aus Russland, aus den anderen GUS-Staaten und auch aus dem arabischen Raum, also Vereinigte Arabische Emirate, Saudi-Arabien, Kuwait, wo relativ viele Patienten seit Jahren nach Deutschland kommen.“
Schwerpunktregionen sind neben dem arabischen Raum, ein als geografische Einheit verstandenes Gebiet, auch die Länder, die zur Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, GUS, gehören. Allerdings kann sich das Blatt wendet sich redensartlich für: die Lage bzw. die Umstände ändern sich das Blatt das Blatt wendet sich redensartlich für: die Lage bzw. die Umstände ändern sich schnell wenden das Blatt wendet sich redensartlich für: die Lage bzw. die Umstände ändern sich , so Jens Juszczak:
„Vor knapp zehn Jahren, da haben wirklich die arabischen Länder schon dominiert. Wobei eben die Patientennachfrage in diesen Staaten relativ volatil ist. Das bedeutet, wenn sich dort politisch oder ökonomisch was ändert, dann hat das in der Regel auch gravierende Auswirkungen auf die Nachfrage. Von einem Jahr aufs andere Jahr können sich da Patientenzahlen halbieren beispielsweise.“
Medizintourismus ist ein volatiles, also ein unbeständiges, Geschäft und wird von politischen und wirtschaftlichen Änderungen beeinflusst. Das kann dann schon mal gravierende, schwerwiegende, Auswirkungen haben, wie Jens Juszczak am Beispiel Russlands erläutert. Von dort kamen früher die meisten der ausländischen Patientinnen und Patienten:
„Das hat sich leider verändert mit dem Beginn des Ukrainekonfliktes, Krimkrise und so weiter. Das hatte große Auswirkungen auf den russischen Raum, so dass da in 2015 ein Rückgang der russischen Patienten von über 30 Prozent verzeichnet werden konnte, ja. Hinzu kommen natürlich noch die schlechteren Wirtschaftsbedingungen, Verfall des Rubels, niedriger Ölpreis, die dann natürlich auch noch Auswirkung haben.“
Der bewaffnete Konflikt, Streit, zwischen von Russland unterstützten Milizen – russischen und ukrainischen Streitkräften im Osten der Ukraine – sowie die Annexion Annexion, -en (f.) die gewaltsame und widerrechtliche Aneignung eines Gebiets; auch: Annektierung der zur Ukraine gehörenden Halbinsel Krim im Frühjahr 2014 hatte wirtschaftliche Folgen: Mehrere Länder, auch die Europäische Union, verhängten Sanktionen verhängen Maßnahmen einleiten, die ein bestimmtes Verhalten bestrafen Wirtschaftssanktionen Sanktionen verhängen Maßnahmen einleiten, die ein bestimmtes Verhalten bestrafen gegen Russland und Einreiseverbote gegen bestimmte Personen. Die russische Währung Rubel verlor an Wert. Das führte hauptsächlich dazu, dass viele Russen nicht mehr zur medizinischen Behandlung nach Deutschland kommen konnten – mit den entsprechenden Konsequenzen auch für die deutsche Wirtschaft, sagt Jens Juszczak:
„Wir schätzen mal alleine für das Gesundheitssystem, dass es Minimum 1,2 Milliarden Euro sind, die dort an zusätzlichen Einnahmen in die deutschen Krankenhäuser, Arztpraxen und so weiter gespült werden. Zu diesen 1,2 Milliarden Euro kommt natürlich noch mindestens ’n gleich großer Betrag, der in den Bereichen Tourismusindustrie, Übernachtung, Reiseindustrie und im Handel dann zu finden ist, ja. Das kommt dort sozusagen noch mal ‚on top‘.“
Touristinnen und Touristen lassen Geld da|lassen umgangssprachlich für: Geld ausgeben in den Ländern, die sie bereisen, Geld da Geld da|lassen umgangssprachlich für: Geld ausgeben . Bei denjenigen, die für eine medizinische Behandlung nach Deutschland kommen, ist es mehr als eine Milliarde Euro jährlich, die von Ärzten, Krankenhäusern, Privatkliniken und anderen medizinischen Einrichtungen eingenommen wird: Sie wird in die Kassen der Kliniken gespült. „On top“, dazu, kommen noch die Ausgaben während ihres Aufenthaltes. Befürchtungen, dass ein deutscher Patient deshalb länger auf einen Behandlungstermin warten müsste, kann Jens Juszczak entkräften:
„Weil wir reden ja hier, ich sag‘ mal im stationären Bereich, über 100.000 Leute. Und wir haben, was die Krankenhausbehandlung angeht der Deutschen, ’ne Zahl, die liegt deutlich über 19 Millionen. Für die Krankenhäuser spielen eigentlich die internationalen Patienten eher nur ’ne untergeordnete Rolle. In den meisten Krankenhäusern liegt die Anzahl der ausländischen Patienten bei 0,1 Prozent.“
Wenn deutsche Patientinnen und Patienten mal länger auf einen Termin warten müssen, ist das laut Jens Juszczak die Ausnahme. Denn im Hinblick auf die Gesamtzahl derjenigen, die stationär behandelt werden, ist die Zahl ausländischer Patienten weniger wichtig. Sie spielt eine untergeordnete Rolle. Und wer zu einer Behandlung kommt, sucht sich, so Jens Juszczak, große städtische Kliniken und Universitätskliniken aus. Beliebt sind die Region Köln-Bonn-Düsseldorf, das Rhein-Main-Gebiet und die Städte Berlin, Hamburg und München.
Warum aber kommen Menschen aus dem Ausland gezielt nach Deutschland, um sich hier medizinisch behandeln zu lassen? Gründe dafür gibt es viele. Manchmal, weil man in der Heimat bei ‚planbaren Eingriffen‘ sehr lange auf einen Termin warten muss. Manchmal gehört zum guten Ton gehören hier redensartlich für: zeitgemäß sein, angesagt sein die Behandlung in Deutschland auch zum guten Ton zum guten Ton gehören hier redensartlich für: zeitgemäß sein, angesagt sein . Manchmal ist eine Behandlung in Deutschland preiswerter. Manchmal ist es so, dass das Know-how und die technische Ausstattung in den Ursprungsländern nicht so gut beziehungsweise nicht vorhanden ist. Für manche aber ist eine Behandlung in Deutschland einfach der letzte Strohhalm der letzte Strohhalm umgangssprachlich für: die letzte Möglichkeit für Hilfe bzw. zur Rettung , der ihnen noch bleibt, weil ihnen nirgendwo sonst geholfen werden konnte.
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* Unter Verwendung des Interviews von Matthias von Hein: https://bit.ly/2lzJlVa