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Medien: Taliban bereit zur Machtübernahme in Kabul

1. Februar 2012

Die radikal-islamischen Taliban sind laut einem geheimen NATO-Bericht bereit, nach Abzug der internationalen Truppen wieder die Macht in Afghanistan zu übernehmen. Unterstützung erhalten sie vom Geheimdienst in Pakistan.

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Taliban-Kämpfer mit Gewehren stehen sich gegenüber (Foto: AP)
Bild: AP

"Wenn die internationale Schutztruppe keinen Einfluss mehr hat, sehen die Taliban ihren Sieg als unabwendbar an", zitiert die britische Zeitung "Times of London" aus einem geheimen US-Militärbericht.

Der Sender BBC berichtet unter Bezugnahme auf dasselbe Dokument, dass die radikal-islamischen Aufständischen bei Anschlägen auf ausländische Truppen direkt vom Geheimdienst des Nachbarlands Pakistan unterstützt würden.

Pakistan weist alle Vorwürfe zurück

Das Außenministerium in Islamabad wies den Vorwurf als haltlos zurück. Die zuständigen Behörden in den USA und Großbritannien wollten keine Stellung nehmen.

Der pakistanische Präsident, Asif Ali Zardari (Foto: AP)
Die Regierung in Pakistan hält den Bericht für "haltlos"Bild: Kirsty Wigglesworth/AP/dapd

In der Vergangenheit waren bereits französische Geheimdienstberichte bekannt geworden, die zu ähnlichen Ergebnissen gekommen waren. Offiziell bestreitet die pakistanische Regierung aber jede Zusammenarbeit mit der Taliban-Miliz, die ursprünglich aus religiösen Schulen in Pakistan stammt.

Verbindung zu afghanischen Sicherheitskräften

Der Bericht stützt sich auf Befragungen von über 4000 Taliban-Kämpfern. Ein NATO-Sprecher bezeichnete ihn gegenüber der BBC als "nicht für die Öffentlichkeit bestimmt". Darin wird auch dargelegt, wie stark afghanische Truppen und Polizeieinheiten mit den Aufständischen verflochten sind.

Während der Einfluss des Terrornetzwerks Al-Kaida zurückgehe, steige der der Taliban immer weiter an. Besonders dort, wo sich die von der NATO geführte Internationale Afghanistan Schutztruppe ISAF zurückziehe, erhielten die Extremisten immer mehr Zuspruch unter der Bevölkerung, heißt es darin. Ein Grund dafür sei, so lege es der Bericht nahe, dass sich die moslemischen Extremisten zunehmend moderater gäben.

Afghanischer Soldat vor Landesflagge (Foto: DW)
Auch das Militär wird von den Taliban beeinflusstBild: DW

ISAF will bis 2014 abziehen

Nach dem mehr als zehn Jahre dauernden Krieg gegen die Islamisten, die zwischen 1996 und 2001 in Afghanistan herrschten, wollen die internationalen Truppen bis 2014 das Land verlassen. Bis dahin soll das Kommando an die im Aufbau begriffene afghanische Armee gehen.

Derzeit versucht die Regierung von Präsident Hamid Karsai, mit hochrangigen Vertretern der Taliban zu verhandeln, um sie vom Friedensprozess zu überzeugen.

Autorin: Eleonore Uhlich (rtr, dpa, afp)
Redaktion: Susanne Eickenfonder