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Maximilian oder Mohammed?

6. März 2011

Werdende Eltern müssen sich vielen Herausforderungen stellen: Eine davon ist die Wahl eines passenden Namens für den Nachwuchs. Ob Napoleon oder Pfefferminza - nichts ist unmöglich. Dennoch gibt es eindeutige Trends...

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Storch mit Baby (Foto: Fotolia)
Wie heißt das Kind?Bild: James Steidl-Fotolia

Mindestens ein Baby pro Minute erblickt in Deutschland - rein statistisch betrachtet - das Licht der Welt. Doch welchen Namen soll das Neugeborene tragen? Ganze Buchregale lassen sich mittlerweile mit Namensratgebern füllen. Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) erstellt aus den Daten der Standesämter seit mehr als 30 Jahren die Rangliste der beliebtesten Vornamen in Deutschland.

Kontinuität

Dr. Lutz Kuntzsch (Foto: GfdS)
Erforscht die deutsche Sprache: Dr. Lutz KuntzschBild: GfdS

Das wenig überraschende Ergebnis für 2010: Sophie, Marie, Maximilian und Alexander - diese Namen belegten die vordersten Plätze. Kontinuität heißt das für die Gesellschaft für deutsche Sprache, denn Sophie und Marie sind wahre Dauerbrenner für den Nachwuchs in Deutschland. Mehr als die Hälfte der Geburten haben die Wiesbadener Forscher in ihrer Statistik erfasst - und können so mit dem Mythos aufräumen, dass auf dem Gebiet der früheren DDR besonders exotische Namen vergeben werden. GfdS-Sprachforscher Lutz Kuntzsch: "Auf jeden Fall ist sichtbar geworden, dass die Unterschiede Ost/West nicht so groß sind wie Nord/Süd. Das ist religiös oder traditionell bedingt."

So vergeben Eltern in Süddeutschland deutlich häufiger christliche Vornamen als Eltern im Norden. In Norddeutschland beliebt sind zum Beispiel Finn und Ben, die wiederum im Süden nur selten vergeben werden. Doch egal ob Finn, Ben oder Maria - Eltern brauchen auch bei den beliebtesten Vornamen keine Angst zu haben, dass später ganze Schulklassen auf diesen Namen hören. "Das sind ja mitunter Namen, die als Zweitnamen daneben stehen. Da ist es gar nicht klar, ob der als Rufname gebraucht wird oder nicht", erläutert Kuntzsch. "Da könnte man sagen: In meiner Klasse sind sieben Sophie, ich nenne mich mit meinem anderen Namen Anna." Insgesamt, so der Sprachforscher, werden auch die beliebtesten Namen nur an wenige Prozent der Neugeborenen vergeben, schließlich sei die Namensvielfalt so groß.

Säuglinge (Foto: dpa)
Vermutlich mit dabei: Sophie und AlexanderBild: picture-alliance/dpa

37.000!

Die Namensvielfalt ist in der Geschichte der Bundesrepublik immer größer geworden. Rund 37.000 Namensformen haben Eltern im vergangenen Jahr an ihre Babys vergeben. Das ist auch eine Erklärung dafür, dass kein muslimischer Name in den Top-Ten-Statistiken auftaucht - obwohl immerhin ein Drittel der Neugeborenen in Deutschland einen Migrationshintergrund hat. Lutz Kuntzsch: "Der Mohammed kommt auf Platz 55. Interessant ist aber die relative Zahl. Wir haben nach unseren Unterlagen Maximilian 5500 Mal und Mohammed 980 Mal. Also ein knappes Fünftel. Das ist ja schon eine ganze Menge, aber hat keine Chance, auf einen vorderen Platz zu kommen."

Aber auch der Wunsch nach Integration verhindert, dass ausländische Namen in den Statistiken ganz vorne mit dabei sind. Einem aus Tradition gewählten Vornamen fügten Eltern häufiger einen deutschen Namen hinzu, berichtet Kuntzsch. "Und damit haben sie in der Statistik 50/50", was dazu führe, dass ausländische Namen in der Rangliste nach hinten rücken. Und so wird es wohl auch im nächsten Jahr wieder heißen: Marie, Sophie und Maximilian sind die beliebtesten Vornamen in Deutschland.

Autor: Andreas Noll
Redaktion: Christian Walz