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Massiver Protest gegen staatliche Filmzensur

2. November 2019

19 Jahre lang durfte der Film "Chaneh'e Pedari" im Iran nicht gezeigt werden. Dann erhielt er die Erlaubnis zur Aufführung - aber nur fünf Tage lang. Die Begründung für das erneute Verbot nennen Filmschaffende absurd.

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Symbolbild - Kino Iran - Teheran
Ein Kino in Teheran (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/A. Kenare

Mehr als 200 iranische Filmemacher, Produzenten, Drehbuchautoren und Schauspieler protestieren gegen die zunehmende staatliche Zensur im Filmgeschäft. In einem Schreiben an Justizchef Ali Raeissi kritisieren sie zudem die Diskriminierung und Inhaftierung unabhängiger Filmemacher durch die Behörden. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ilna sind auch renommierte Filmemacher wie der zweimalige Oscar-Gewinner Asghar Farhadi und der Goldene-Löwe-Preisträger Dschafar Panahi unter den Unterzeichnern.

Filmemacher erhalten Freiheitsstrafen

"Die Zensur und der langdauernde Prozess für die behördlichen Genehmigungen (der Filme) gefährden unsere Profession und Existenz", so das Schreiben an den Justizchef. Viele regimefreundliche Filme erhielten staatliche Finanzhilfen, ganz anders die kritischen Filmemacher. Die würden entweder zu Freiheitsstrafen verurteilt oder erhielten Arbeits- und Ausreiseverbote. Dies sei auch der Grund für die Auswanderung vieler Filmemacher, so die Unterzeichner des Schreibens.  

Internationale Filmfestspiele von Cannes 2018
Auch Filmemacher Ashgar Farhadi - hier bei den Filmfestspielen in Cannes 2018 - protestiert gegen die ZensurBild: picture-alliance/dpa/Boesl

Hintergrund der Protestwelle aus der Filmbranche ist der von den Behörden verbotene Film "Chaneh'e Pedari" - Vaterhaus - des iranischen Regisseurs Kianusch Ajari. Der gesellschaftskritische Film aus dem Jahr 2000 erhielt vergangenen Monat endlich die Erlaubnis für eine öffentliche Aufführung, wurde aber nach nur fünf Tagen wieder verboten - angeblich wegen einiger Gewaltszenen. Die Begründung seitens der Behörden wurde aber in Filmkreisen als absurd zurückgewiesen. Das Verbot sei politisch motiviert und richte sich ihrer Meinung nach gegen den regimekritischen Filmemacher selbst.

Viele Behörden mischen sich ein

Im Iran müssen zunächst die Drehbücher und dann auch die öffentliche Aufführung der Filme von diversen Abteilungen im Kultusministerium bestätigt werden. Die Verantwortlichen dieser Abteilungen sind aber nach Meinung vieler Filmemacher sowohl unqualifiziert als auch extrem engstirnig. Dies konnte auch der moderate Präsident Hassan Rohani nicht ändern. In den letzten Jahren haben sich dann auch andere Behörden ins Filmgeschäft eingemischt, unter anderem die Justizbehörde. Daher war das Schreiben der Filmemacher auch an Justizchef Raeissi adressiert.

nob/wa (dpa)