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Rekordprozess

22. März 2014

In der ägyptischen Stadt Minia hat ein Prozess gegen 1200 Islamisten begonnen. Den Männern wird vorgeworfen, nach der Entmachtung des damaligen Präsidenten Mohammed Mursi Unruhen angezettelt zu haben.

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Mohammed Badie hinter Gittern (Foto: AFP)
Bild: Ahmed Gamil/AFP/Getty Images

Das Verfahren ist einzigartig in der Geschichte Ägyptens. 1200 Personen sind gleichzeitig angeklagt, weil sie sich im Sommer 2013 an Demonstrationen gegen die Entmachtung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär beteiligt haben sollen. Nach Medienberichten befinden sich allerdings nur 200 Angeklagt tatsächlich in Haft. Unter ihnen ist auch das Oberhaupt der Muslimbruderschaft, Mohammed Badie (Artikelbild).

Anfang März hatte ein Gericht in Kairo bereits 77 Anhänger Mursis wegen ihrer Beteiligung an gewaltsamen Protesten zu jeweils drei Jahren Haft verurteilt. Nach ihrer Freilassung müssen sie außerdem drei Jahre lang regelmäßig bei der Polizei vorsprechen. Das Gericht befand die Angeklagten für schuldig, im vergangenen August in der Hauptstadt an einer Demonstration teilgenommen zu haben, in deren Verlauf dutzende Menschen getötet wurden.

Muslimbrüder protestieren weiter

Mursi war im vergangenen Juli von der Armee gestürzt worden. Anschließend setzte die Armeeführung eine Übergangsregierung ein und ging mit äußerster Härte gegen die Muslimbruderschaft vor, der auch Mursi entstammt. Mursi war Ägyptens bislang einziger demokratisch gewählter Regierungschef. Er muss sich seit November ebenfalls vor Gericht verantworten. Dabei geht es um Anstachelung zum Mord an sieben Demonstranten vor dem Kairoer Präsidentenpalast im Dezember 2012. Darüber hinaus ist er wegen seiner Flucht aus dem Gefängnis im Jahr 2011 sowie wegen Spionage und der Vorbereitung von Terrorakten angeklagt.

Die Mursi-Anhänger versammeln sich weiterhin wöchentlich zu Protesten. Am Freitag haben erneut tausende Unterstützer der Muslimbruderschaft in mehreren Städten gegen die vom Militär protegierte Regierung demonstriert. An mehreren Orten kam es zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. In Kairo und in Alexandria wurde jeweils ein Demonstrant getötet, berichtete das Nachrichtenportal "ahram".

djo/uh (dpa/AFP)