1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Massenproteste in Griechenland

18. September 2013

Der Protest gegen die Sparpolitik in Griechenland steuert auf einen Höhepunkt zu: Für zwei Tage streiken jetzt die Staatsbediensteten. Verschärft werden die politischen Spannungen durch den Mord an einem linken Musiker.

https://p.dw.com/p/19jos
Protestierende Lehrer werden von Polizisten zurückgedrängt (Foto: AFP)
Bild: Aris Messinis/AFP/Getty Images

Die griechischen Staatsbediensteten sind in einen 48-stündigen Ausstand getreten. Unter dem Motto "Dauerkampf gegen die Sparpolitik" protestieren Lehrer, die Ärzte in staatlichen Krankenhäusern und Staatsbedienstete in Behörden gegen die geplanten Massenentlassungen im öffentlichen Dienst.

Sparprogramm der Regierung

Bis Ende 2014 will griechische Regierung 15.000 Staatsbedienstete entlassen. Die ersten 4000 sollen noch in diesem Jahr gehen. Weitere 12.500 Angestellte im Öffentlichen Dienst sollen bis Ende September in eine sogenannte Mobilitätsreserve versetzt werden. Findet sich für sie keine andere Stelle, droht ihnen im kommenden Jahr der Verlust des Arbeitsplatzes.

Die griechische Regierung hat den Stellenabbau beschlossen, um weitere Hilfsgelder der Euroländer und des Internationalen Währungsfonds zu bekommen. Andernfalls hätte dem Land der Staatsbankrott gedroht.

Mord an griechischem Linksaktivisten sorgt für Entsetzen

Die Ermordung des 34-jährigen Hip-Hoppers Pavlos Fryssas hat die Spannungen im Land zusätzlich verschärft. Der als militant geltende Sympathisant der linken Gruppierung Antarsia war in der Nacht zum Mittwoch am Rande Athens niedergestochen worden. Er erlag kurz darauf seinen Verletzungen. Der mutmaßliche Angreifer, der bei seiner Festnahme ein Messer bei sich trug, bekannte sich zu der Tat und gab laut Polizei an, Mitglied der fremdenfeindlichen Neonazi-Partei "Goldene Morgenröte" zu sein.

Ausschreitungen bei Protesten in Piräus (Foto: Reuters)
Ausschreitungen bei Protesten in PiräusBild: Reuters

Am Mittwochabend kam es bei einer Demonstration gegen rechte Gewalt in Piräus zu Auseinandersetzungen zwischen Autonomen und der Polizei. Vermummte bewarfen die Beamten mit Brandsätzen und Steinen. Die Polizei setzte
Tränengas und Blendgranaten ein, um die Menge auseinander zu treiben

Die Regierung in Athen kündigte nicht näher erläuterte Maßnahmen an, damit sich derartige Übergriffe nicht wiederholten. Die Sozialdemokraten im Europäischen Parlament riefen die griechische Führung auf, über ein Verbot der rechtsextremen Partei nachzudenken.

Die Wut über den Mord an Fryssas und der Protest gegen die rigide Sparpolitik trieb an diesem Mittwoch tausende Menschen in Athen und anderen Städten Griechenlands auf die Straße. "Wir sind Menschen, keine Zahlen", skandierten die Demonstranten. "Keine Entlassungen - entlasst die Troika (die Kontrolleure der internationalen Geldgeber)", stand auf vielen Transparenten.

Behörden und Schulen zu

Der 48-stündige Ausstand ist der Höhepunkt einer mehrtägigen Streik-Serie. Den Anfang hatten am Montag die Gymnasiallehrer gemacht. Am Dienstag schlossen sich Krankenhausärzte und Anwälte der Protestaktion an. Am Mittwochmorgen gingen auch die Journalisten für drei Stunden in den Ausstand. In dieser Zeit gab es in Radio und Fernsehen keine Nachrichten.

Von dem Arbeitskampf betroffen sind Behörden und Schulen sowie die staatlichen Bahnen. Am Dienstag waren Schulen und Universitäten geschlossen geblieben. Auch mehrere Ministerien sowie die Rentenkasse blieben zu.

det/se/wl (afp, dpa)