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Massenprotest gegen Rotstift bei Bildungsausgaben

23. Mai 2012

Bei einem landesweiten Streiktag in Spanien haben zehntausende Lehrer, Studenten, Schüler und Eltern gegen rigorose Streichungen im Bildungswesen demonstriert. Die Regierung lässt das kalt, sie hält am Sparkurs fest.

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Schüler und Lehrer gehen in Almeria gegen Kürzungen im Bildungsbereich auf die Straßen (Foto: Reuters)
Schüler und Lehrer gehen in Almeria gegen Kürzungen im Bildungsbereich auf die StraßenBild: Reuters

In der Hauptstadt Madrid gingen nach Angaben der Veranstalter mehr als 100.000 Menschen auf die Straße. Zu dem Streik hatten die Veranstalter 1,5 Millionen Lehrer sowie 7,5 Millionen Schüler und Studenten aufgerufen.

Bei ihrem Zug vor das Bildungsministerium machten die Demonstranten mit Trommeln und Trillerpfeifen auch akustisch auf sich aufmerksam. Sie marschierten hinter einem schwarz-weißen Banner mit der Aufschrift: "Bildung ist keine Ausgabe, es ist eine Investition. Nein zu den Kürzungen!"

In Barcelona, Spaniens zweitgrößter Stadt, gingen nach Angaben der Polizei 25.000 Menschen auf die Straße, die Veranstalter sprachen dagegen von mehr als 150.000. Viele Teilnehmer waren mit ihrer Familie gekommen und trugen T-Shirts mit der Aufschrift "SOS öffentliche Bildung".

Widersprüchliche Angaben zur Beteiligung

Weitere Proteste fanden unter anderem in Alicante, Pamplona, Sevilla, Valencia und Saragossa statt. Nach Angaben der Gewerkschaften beteiligten sich rund 80 Prozent der Lehrer an dem Streiktag. Das Bildungsministerium bezifferte die Beteiligung mit rund 20 Prozent.

Eine Vertreterin der Lehrergewerkschaft FETE, Virginia Fernandez, sagte, viele Eltern sogar der Grundschulkinder hätte ihre Kinder zu Hause gelassen und den Streik unterstützt. "Die Familien beteiligen sich", erklärte sie. Die 17-jährige Barbara Bass betonte: "Meine Eltern können sich die neuen Universitätsgebühren nicht leisten. Wir werden alle in Deutschland arbeiten gehen, aber ohne eine Ausbildung."

Weniger Lehrer, höhere Gebühren

Die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy will harte Sparmaßnahmen durchsetzen, um die Staatsschulden zu reduzieren. Für das Bildungswesen bedeutet das künftig weniger Lehrer, die mehr Kinder pro Klasse unterrichten. Außerdem wird es weniger außerschulische Angebote geben, die Studiengebühren steigen. Zudem müssen die 17 autonomen Regionen - in etwa vergleichbar mit den deutschen Bundesländern - ihre Ausgaben für Bildung in diesem Jahr um insgesamt drei Milliarden Euro drosseln.

Der spanische Ministerpräsident Rajoy zieht seinen Sparkurs unbeirrt durch (Foto: AP)
Der spanische Ministerpräsident Rajoy zieht seinen Sparkurs unbeirrt durchBild: AP

Die Kürzungen sind Teil eines rigorosen Sparprogramms, mit dem das von der Finanzkrise erschütterte Land in diesem Jahr insgesamt rund 27,3 Milliarden Euro einsparen will. Bildungsminister José Ignacio Wert bekräftigte die Pläne am Dienstag und sagte, die Regierung werde ihre Politik weiter erklären.

kle/rb (afp, dpa, dapd)