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Terrorismus

Masouds Liste - Vom IS-Opfer zum Terroristen-Jäger

16. Oktober 2017

Neun Monate verbringt Masoud Aqil aus Syrien in der Gewalt der Terrormiliz Islamischer Staat, bis er im September 2015 freikommt. Heute lebt Masoud in Deutschland - und warnt. Er glaubt, dass viele eingesickerte IS-Anhänger unter uns leben.

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Sie hatten Masoud Aqil, einen engagierten Videojournalisten, und seinen Kollegen Farhad Hamo auf dem Weg zu einem Interview-Termin im Dezember 2014 verschleppt. Seit 2013 hatten sie ruhelos über den Syrien-Krieg aus kurdischer Sicht berichtet - für einen Fernsehsender der nach Unabhängigkeit strebenden Kurden im benachbarten Irak. Masoud Aqil bricht das Schweigen vieler Flüchtlinge in Deutschland, die bis heute Angst vor dem IS haben. Als erster kurdischer Zivilist überhaupt kam der Videojournalist im September 2015 durch einen Gefangenenaustausch frei. Heute lebt er an einem unbekannten Ort in Deutschland, wo aus dem Terror-Opfer ein Terror-Jäger wurde. Durch kurdische Kontaktpersonen bis weit hinein in die syrisch-kurdischen "Volksverteidigungseinheiten" (YPG) und eigene Internet-Recherchen hat der frühere Journalist mutmaßliche IS-Anhänger entdeckt. Darunter auch einige, die er während seines neunmonatigen Martyriums in den Foltergefängnissen des IS kennengelernt hatte und die damals offen redeten - in der Annahme, dass der junge Kurde getötet werde. "Sie schickten die IS-Kämpfer zu mir, um ihre Stärke zu demonstrieren", erzählt Aqil. "Sie zeigten mir Zeitungsartikel und Videos, in denen westliche Medien über die wachsende Bedrohung durch den IS berichteten. Sie waren stolz darauf." Die Täter von damals leben heute zum Teil in Flüchtlingsheimen in Europa. Masoud Aqil hat die Verdächtigen den deutschen Behörden gemeldet. Und das machen immer mehr Flüchtlinge. Der Bundesverfassungsschutz hält solche Hinweise für wertvoll. "Diese Leute haben mir mein Zuhause, meine Heimat, meine Träume genommen", so Aqil. "Ich bin dem IS entkommen", sagt er, jetzt treffe er in Deutschland wieder auf die Handlanger des Terrors: "Das darf nicht sein!" Den IS zu bekämpfen, seinen Einfluss auch in Europa einzudämmen, sei "unser aller Verantwortung", sagt er. Das Leben Aqils - erst als Kameramann in den Kurdengebieten im Nordosten Syriens, seine neun Monate lange Folterhaft in den IS-Gefängnissen und sein neues Leben als Terroristen-Jäger in Deutschland ist ein Krimi, mit dem DW-Korrespondent Frank Hofmann erstmals ein Licht auf die Bedeutung der Kenntnisse der Flüchtlinge im Anti-Terrorkampf lenkt.