Martinsfeuer auf den Weinbergen des Ahrtals
Der Martinstag hat im kleinen Ort Ahrweiler im rheinland-pfälzischen Ahrtal eine ganz besondere Tradition: Vier Junggesellenvereine entfachen neben den Martinsfeuern auch brennende Schaubilder.
Der Berg brennt
Der Berg brennt natürlich nicht - dies ist eines der spektakulären haushohen Martinsfeuer in den Weinbergen rund um Ahrweiler, einer Gemeinde, die als Touristenziel und für ihren Rotwein bekannt ist.
Aufwendige Aufbauarbeit
Bereits im September wird in den Wäldern rund um Ahrweiler Reisig gesammelt und gebündelt. Am Martinstag entsteht daraus ein großer Turm, der bis zu 20 Meter hoch und Grundlage des abendlichen Feuers ist. Der Martinstag ist eigentlich der 11.11., gefeiert wird oft an einem passenden Tag rund um den 11. November.
Flackernde Fackeln
Wenn die Dunkelheit einbricht und die Kirchenglocken läuten, werden die Martinsfeuer entzündet. Der Martinstag ist ein Jahrhunderte alter Brauch, der auf eine christliche Legende zurückgeht. Danach soll der heilige Martin seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt haben - ein Zeichen der Nächstenliebe. Der Tag markiert auch die Zeit, wenn die Ernte eingebracht und der Wein gekeltert ist.
Knisternder Countdown
Bald ... bald steht der Reisigturm in Flammen. Die Ahrweiler Martinsfeuer werden von den vier Junggesellenvereinen des Ortes errichtet. Die Männer pflegen Tradition und Geselligkeit. Jung müssen die Junggesellen nicht sein - aber: "Durch die standesamtliche Trauung erlischt die Mitgliedschaft automatisch", so schreibt der Verein Niddehöde Jonge auf seiner Homepage.
Lichterloh
Ein Feuer gibt es oft auch am Ende der Laternenumzüge von Kindergarten- und Schulkindern, die in vielen Teilen Deutschlands zum Martinstag gehören. Sie entstammen nicht nur katholischer Tradition, sondern auch alten spätherbstlichen Feuer- und Lichtbräuchen. So groß wie dieses in Ahrweiler sind die Schulhoffeuer aber nicht...
Brennende Botschaft
Nach den Martinsfeuern werden auf Weinbergen riesengroße Schriftzüge entfacht. Sie sollen originell sein und einen lokalen Bezug haben. Zugegebenermaßen ist die Botschaft aus der Nähe kaum zu entziffern. Auf den Websites der Junggesellenvereine finden sich aber Beispiele aus früheren Jahren - etwa "Nach alter Väter Sitte - Unser Brauchtum lebt vom Nachwuchs" oder "750 Jahre im Herzen der Stadt".
Verlöschendes Vergnügen
Zehn Minuten lang sollen Schrift und Motive klar zu erkennen sein. Die vier Junggesellenverine aus den Ahrweiler Stadtteilen Ahrhut, Oberhut, Adenbachhut und Niederhut konkurrieren damit um den jährlichen Wanderpreis für das schönste Schaubild und das beste Martinsfeuer. Für die Auswahl gibt es extra den sogenannten Martinsausschuss mit festen Bewertungsregeln.
Zunder und Zündeln
Strenge Regeln und mühsamer Aufbau hin oder her - Feuer machen auch einfach Spaß, im Dunkeln erst recht, und ein bisschen Pyromanie steckt vermutlich in jedem und jeder von uns.
Tal mit Tradition
So alt die Martinsfeuer - so jung die brennenden Ahrweiler Schriftzüge. Seit den 1950er Jahren soll es sie geben, zunächst als Kreise und Kreuze, irgendwann als feste Buchstabengerüste, auf die die Fackeln aufgesteckt wurden. Für die Junggesellenvereine gehören sie zum Brauchtum - und für Ahrweiler sind sie ein alljährlicher Tourismusmagnet.