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Marokkanische Journalistin ist wieder frei

17. Oktober 2019

Der marokkanische König hat die Haftstrafe gegen Hajar Raissouni und ihren Verlobten aufgehoben. Ihre Verurteilung wegen eines angeblichen Schwangerschaftsabbruchs hatte international für Protest gesorgt.

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Marokko Rabat Freilassung Journalistin Hajar Raissouni
Hajar Raissouni kurz nach ihrer Freilassung aus dem Gefängnis von SaléBild: Reuters/Stringer

Ende September waren Hajar Raissouni und ihr aus dem Sudan stammender Verlobter zu einem Jahr Haft wegen Abtreibung und vorehelichen Geschlechtsverkehrs verurteilt worden. Seit Mittwochabend ist das Paar wieder auf freiem Fuß. Marokkos König Mohammed VI. habe die Freiheitsstrafen aufgehoben, damit das Paar "in Vereinbarkeit mit Religion und Gesetz eine Familie gründen könne", heißt es in einer Erklärung des Justizministeriums.

Raissouni und ihr Partner waren Ende August beim Verlassen einer Klinik in Rabat festgenommen worden. Raissounis Frauenarzt wurde ebenfalls verurteilt - zu zwei Jahren Gefängnis. Ein Anästhesist bekam eine einjährige Bewährungsstrafe, ein Arzthelfer acht Monate auf Bewährung.

"Politisch motivierter Protest"

Ihre Anwälte plädierten während des Prozesses auf Freispruch und bezeichneten die Vorwürfe als haltlos. Raissouni selbst erklärte, sie habe die Klinik wegen innerer Blutungen aufgesucht. Das Verfahren gegen sie sei politisch motiviert. Die 28-Jährige arbeitet für die Zeitung "Akhbar al-Yaoum", eines von wenigen unabhängigen Medien in Marokko. Dabei berichtete sie auch über regierungskritische Proteste. Im Gefängnis sei sie über ihre Arbeit ausgefragt worden, schrieb die Journalistin in einem Brief an ihre Zeitung.

Der Fall Raissouni hatte international für Kritik gesorgt und in Marokko zur Gründung einer Fraueninitiative geführt, die die Abschaffung der rigiden Gesetze zu vorehelichem Sex und Schwangerschaftsabbrüchen fordert. Alleine 2018 wurden dem Aufruf zufolge mehr als 14.000 Menschen in Marokko wegen vorehelichen Geschlechtsverkehrs verurteilt. Jeden Tag unternähmen zwischen 600 und 800 Frauen unsichere Abtreibungen.

djo/se (afp, epd)