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"Normalen Umgang vermitteln"

Die Fragen stellte Klaudia Prevezanos1. Dezember 2012

Can Mansuroglu moderiert die Show "Checker Can" im deutschen Kinderprogramm, und er ist dort einer der Stars. Es sollte normal sein, dass jemand mit ausländischem Namen im Fernsehen zu sehen ist, sagt er.

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Der Kinderfernsehmoderator Can Mansuroglu aus der Sendung "Checker Can" (Coypright: BR/Hans-Florian Hopfner (Pressebild))
TV Sendung Checker Can Can MansurogluBild: BR/Hans-Florian Hopfner

DW: Herr Mansuroglu, Sie sind Deutscher mit türkischen Wurzeln: Sehen Sie sich selbst auch ein bisschen als Vorbild, wenn Sie die Entdeckersendung "Checker Can" moderieren?

Can Mansuroglu: Als Vorbild sehe mich selbst nicht. Ich finde es aber sehr wichtig, dass ein türkischer Name im deutschen Fernsehen selbstverständlich wird und ist. Ich glaube auch, dass das eine Strahlkraft hat: Das Feedback ist gut und ich hoffe, dass der Erfolg Redakteure anderer Sendungen dazu bringt zu sagen 'das hat durchaus seine Berechtigung'.

Ist kulturelle Vielfalt im Kinder- und Jugendfernsehen denn besonders wichtig?

Es ist keine Frage, dass kulturelle Vielfalt wichtig ist. Ich glaube, gerade bei Kindern und Jugendlichen kann man noch etwas dafür tun, damit sie sich angenommen fühlen. Und kann damit vielleicht einer Frustration, die bei vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund womöglich da ist, ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen.

Außer Ihnen gibt es im deutschen Kinder- und Jugendfernsehen noch Shary Reeves, Muschda Sherzada und Pete Dwojak als Moderatoren - um nur einige Beispiele zu nennen. Ist das Absicht oder Zufall?

Ich denke, das ist Absicht. Und es ist auch gut, dass man gerade den Kindern das Gefühl gibt, dass das normal und gewollt ist. Es sollte nicht künstlich aufgesetzt wirken, aber ich finde es schon schön, wenn sich die Gesellschaft im Programm widerspiegelt. Es geht aber nicht nur darum, dass man Kindern mit Migrationshintergrund das Gefühl gibt, dass es normal ist, wenn Moderatoren mit ausländischen Namen oder anderem Aussehen auf dem Bildschirm sind, damit die sich wiedererkennen. Sondern es macht auch andersherum Sinn, deutschen Kindern einen normalen Umgang mit kultureller Vielfalt zu vermitteln. Das ist mindestens genauso wichtig.

"Checker Can" erklärt den kleinen Zuschauern die Welt - hier im Bergwachtübungszentrum (Coypright: BR/Hans-Florian Hopfner (Pressebild))
"Checker Can" erklärt den kleinen Zuschauern die Welt - hier im BergwachtübungszentrumBild: BR/Hans-Florian Hopfner

Im Erwachsenenprogramm sieht es anders aus: Es gibt zwar inzwischen ein paar Moderatoren und Sprecher mit ausländischen Wurzeln, insgesamt aber wenige. Versucht das Kinderfernsehen es bei der Auswahl seiner Moderatoren besser zu machen?

Ich glaube ganz bestimmt, dass das Kinderfernsehen da auch eine Vorreiterrolle hat. Weil man da bestimmte Entwicklungen ablesen kann. Meine persönlichen Wünsche mal außen vorgelassen, gibt es bei mir die Hoffnung, dass die Menschen, die im Kinderfernsehen starten, später auch im Erwachsenenfernsehen etwas machen können. Zuschauer und Medienmacher werden beide zusammen erwachsen.

Was sollte denn Ihrer Meinung nach noch passieren, damit sich möglichst viele Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Wurzeln im Fernsehprogramm wiedererkennen?

Ich glaube, dass es schon ein Riesenschritt ist, wenn die Moderatoren, Reporter, die Menschen vor der Kamera - die Identifikationsfiguren sind - wenn die schon mal anders aussehen oder heißen und vielleicht noch eine andere Sprache sprechen. Ich denke aber auch, dass es für uns Fernsehmacher heute noch ein großes Thema ist. Aber für die Kinder und Jugendlichen - zumindest für die in der Stadt - ist es völlig normal, dass es Menschen mit Migrationshintergrund gibt. Die spielen zusammen im Kindergarten, die sind mit denen in einer Klasse. Wir wollen meine Herkunft in der Sendung "Checker Can" gar nicht zu sehr in den Vordergrund stellen. Sie ist einfach selbstverständlich und das sollte sie auch sein.

Can Mansuroglu wurde 1983 im norddeutschen Oldenburg (Niedersachsen) geboren und wuchs mit zwei jüngeren Brüdern, seiner deutschen Mutter und seinem türkischen Vater in der Nähe von Bremen auf. Er hat in Bremen Fachjournalistik studiert, für die 25-minütige Show "Checker Can" stand er zum ersten Mal vor der Kamera. In der Entdeckersendung für Grundschüler stellt Can Mansuroglu immer Fragen zu einem Thema und findet die Antworten heraus. "Checker Can" läuft seit Oktober 2011 im Programm des öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehens (ARD und ZDF), das - anders als die kommerziellen Privatsender - keine Gewinne erwirtschaften muss und den Auftrag hat, eine Grundversorgung der Zuschauer an Programmen sicherzustellen.