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"Mangelhaft" für den Klimaschutz

6. Dezember 2011

Die Klimaschützer von Germanwatch nehmen jedes Jahr in ihrem Klimaschutz-Index die Länder unter die Lupe. Die Bilanz ist ernüchternd: Kein einziges Land tut genug, um die Erderwärmung zu begrenzen.

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Erde aus dem Weltraum aufgenommen (Foto: Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt)
Es sieht nicht gut aus für das WeltklimaBild: DLR

An diesem Dienstag (06.12.2011) haben Germanwatch und Climate Action Network Europesie den Klimaschutz-Index 2012 vorgestellt. In diesem Jahr haben die beiden Umweltorganisationen die ersten drei Plätze überhaupt nicht vergeben - weil die Bilanz insgesamt so schlecht ist. In den Index fließen die Höhe und der Trend der Emissionen ein sowie eine Bewertung der nationalen Klimapolitik.

Auf Platz vier liegt Schweden - das am besten bewertete Land. "Schweden schneidet relativ gut ab, da sie niedrige Emissionen und einen sinkenden Emissionstrend haben", sagt Wendel Trio, Direktor von Climate Action Network Europe.

Deutschland: leicht verbessert

Porträt (Foto: germanwatch)
"Deutschland nicht auf dem Weg", sagt Christoph Bals von GermanwatchBild: Germanwatch

Auf dem Platz danach folgt Großbritannien und anschließend Deutschland, das sich leicht verbessert hat. "Das ist auf die Energiewende zurückzuführen - und darauf, dass es wesentlich mehr Dynamik im Bereich erneuerbare Energien gibt", sagt Christoph Bals von Germanwatch: "Auf der anderen Seite ist auch Deutschland nicht auf dem Weg zu einem mit zwei Grad zu vereinbarenden Reduktionsziel." Damit sich das ändert, fordern die Umweltschützer die Staaten der EU auf, ihr Einsparungsziel von 20 auf 30 Prozent zu erhöhen.

Neues Sorgenkind der Klimapolitik Europas sind dagegen die Niederlande, die um zwölf Plätze abgewertet wurden, da hier die Emissionen nach oben gingen.

USA: Weit unten

Vor allem aufgrund der schlechten Noten im Bereich Politik wurden auch Kroatien, Polen und die Türkei abgewertet. Auch die USA gehören zu den am schlechtesten bewerteten Ländern - auf Platz 52. "Das ist keine Überraschung, da die USA immer noch pro Kopf einer der größten Verursacher von Treibhausgasen sind", sagt Trio. "Außerdem gibt es dort auf Bundesebene derzeit keine politischen Instrumente, um die Emissionen zu begrenzen."

Einer der historisch gesehen größten Verursacher von Treibhausgasen, Australien, konnte sich dagegen um zehn Plätze verbessern und die USA überholen, weil es gegen starken Widerstand eine neue Steuer auf Kohle eingeführt hat. Nun liegt Australien auf Platz 48.

Brasilien: weiterer Absturz droht durch Entwaldung

Brennender Regenwald in Brasilien (Foto: ap)
Brasilien droht Abstufung: Brennender RegenwaldBild: AP

Brasilien dagegen verschlechterte sich. Im letzten Jahr lag es an erster Stelle, jetzt sind die Südamerikaner Siebter. Das liegt daran, dass die Emissionen aus der Energieerzeugung zugenommen haben.

Ab nächstem Jahr möchte Germanwatch aber auch die Emissionen aus der Entwaldung in den Index eingehen lassen, was bisher aufgrund mangelnder Daten noch nicht der Fall ist. "Dann würde Brasilien wesentlich schlechter abschneiden", sagt Wendel Trio. "Vor allem aufgrund der derzeitigen Diskussionen über ein neues Waldgesetz, das negative Konsequenzen für die Emissionen Brasiliens hätte."

Indien: Emissionen gehen nach oben, Bewertung nach unten

Stärker als Brasilien ist allerdings Indien gefallen. Und zwar gleich um 13 Plätze auf Platz 23. Auf dem indischen Subkontinent sind die Emissionen stark angestiegen, monieren die Klimaschützer. Bei den Pro-Kopf-Emissionen der Schwellenländer schneidet Indien am besten ab. "Allerdings ist – wie bei den anderen großen Entwicklungsländern – der Trend der Emissionen sehr beunruhigend", sagt Wendel Trio. "Sie haben sehr schnell ansteigende Emissionen, was mit dem schnellen Wirtschaftswachstum zusammenhängt."

Verkehr in Teheran (Foto: ap)
Schmutzig: der IranBild: AP

Deutlich schlechter als Indien schneidet das größte Schwellenland der Erde, China, ab. Es liegt im unteren Bereich der Liste, auf Platz 57 der 61 untersuchten Länder. "China ist merkwürdig, es ist ein Sonderfall. China setzt einige sehr gute Politiken wie die Förderung erneuerbaren Energien, aber wir sehen noch keine Auswirkungen2, zieht Wendel Trio Fazit. "Die Emissionen in China nehmen weiter zu, deshalb haben wir das Land auf Platz 57 eingestuft."

Die schmutzigen Drei

Das Ende der Liste nehmen Saudi-Arabien, Kasachstan und der Iran ein. Das sind die drei "schmutzigsten" Länder der Erde. "Das überrascht nicht. Die haben nicht nur sehr hohe Pro-Kopf-Emissionen, sondern auch keinerlei Regeln, um den Ausstoß von Treibhausgas zu begrenzen", sagt Wendel Trio.

Autor: Johannes Beck

Redaktion: Oliver Samson