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"How do you keep the music playing?"

Conny Paul
24. Mai 2017

Die von einem schweren Attentat heimgesuchte Stadt im Nordwesten Englands ist eines der wichtigsten Industriezentren Großbritanniens. Weniger bekannt ist, dass Manchester ein buntes Kulturleben hat.

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UK Gedenkveranstaltung in Manchester
Bild: Reuters/D. Staples

Das schreckliche Selbstmordattentat am vergangenen Montag (22.05.2017) am Ende eines Konzertes des US-Teenie-Stars Ariana Grande hat die Welt erschüttert. In der Manchester Arena wurden über 20 Menschen getötet und sehr viele Konzertbesucher schwer verletzt. Unter den Opfern sind Kinder und Jugendliche, die ihr Idol feiern wollten. Was bedeutet eine solche Tragödie für die Musikszene der Stadt?

Bestandsaufnahme

Die Manchester Arena ist mit 21.000 Plätzen der größte Veranstaltungsort der Stadt. In der Multifunktionshalle treten die großen Stars der Musikszene auf - darunter Madonna, Rihanna oder U2. Die Basis des Musiklebens bilden Konzertsäle und zahlreiche Clubs, in denen Musik gespielt wird. Klassische Konzerte, Opern- und Ballettaufführungen gibt es im "Manchester Opera House" und im "Palace Theatre". Mit dem "Hallé Orchestra" und dem "BBC Philharmonic Orchestra" unterhält die Kommune zwei hervorragende Klangkörper.
Einer der populärsten Clubs der Stadt war vor 30 Jahren die Diskothek "The Haçienda". Damals entstand eine bunte und schier nimmermüde Subkultur. Und Manchester bekam den Spitznamen "Madchester" verpasst. Naheliegend, dass sich hier das erfolgreiche Indie-Label "Factory Records" niederließ. Angesagt sind heute Clubs wie "Night and Day Café", "The Deaf Institute" oder die Live-Musik-Halle "Gorilla" in der Whitworth Street. Hier fühlt man sich in die 1960er Jahre zurückversetzt. Im "Liquor Store" dreht sich alles um Spaß und Party. Aber auch angesagte Bands wie die "The Total Stone Roses" treten hier auf.

Die Musikhelden Manchesters

Viele Acts aus Pop, Rock, Punk und New Wave stammen aus Manchester. "The Hollies" haben sich hier 1963 gegründet. Drei Jahre später unternahmen "Barclay James Harvest" hier ihre ersten musikalischen Gehversuche. "Oasis" und die Gallagher-Brüder stammen auch aus Manchester. Ebenfalls hier gegründet haben sich außerdem "The Chemical Brothers", das Duo, das den "Big Beat" populär gemacht hat und die Indie-Band "The Smiths". Sie wurde 2004 vom Musikmagazin NME zum "Most Influencial Artis Ever". Erst dahinter platzierten sich "The Beatles".

Noel Gallagher von der Band Oasis
Noel Gallagher von der Band OasisBild: AP

Dazu kommen Party-Bands wie "Simply Red" oder "Swing Out Sister" aus Manchester. Und, nicht zu vergessen, die Mitglieder der wahrscheinlich besten Boygroup der Welt, "Take That", stammen ebenfalls aus Englands Nordwesten. Und, kaum zu glauben, aber wahr: Die "Bee Gees" verbrachten hier ihre Kindheit und zogen erst 1958 nach Australien.

The Music Never Ends!

Wie gelassen oder unruhig das Leben in Manchester in Zukunft sein wird, wird sich mit der Zeit zeigen. Viele Stars haben sich in den sozialen Netzwerken sehr betroffen geäußert. Allen voran Ariana Grande, nach deren Konzert das Attentat verübt wurde: "Aus tiefstem Herzen: Es tut mir so leid. Mir fehlen die Worte", twitterte sie. Ihre Kollegin Ellie Goulding sendete als Reaktion "Liebe an alle Betroffenen in Manchester". Céline Dion schrieb: "Meine Gedanken und Gebete sind mit allen, die von diesem schrecklichen Vorfall in Manchester betroffen sind. Wir müssen besser werden. Wir müssen uns lieben!"

Und Autor und DJ Dave Haslam, der in Manchesters angesagtem Club "Haçienda" schon mehr als 400 Mal aufgelegt hat, drückte es so aus: "Ihr habt die falsche Stadt ausgesucht, wenn ihr glaubt, Hass wird uns entzweien" - und traf, schaut man sich die Anzahl der Retweets und Likes an, offenbar einen Nerv. Aisha Ahmad stammt aus Pakistan und studiert an der Universität in Oxford. Gerade schreibt sie ihre Doktorarbeit. Im Juli wird sie bei einem Konzert der Band "Radiohead" in der Manchester Arena dabei sein. Sie beschreibt ihre Gedanken und Gefühle so: "Natürlich werde ich mit den Gedanken an das fürchterliche Bombenattentat beim Konzert sein. Jeder Rhythmus, jede kleine Melodie und jede Harmonie wird mich an die Gräueltat und an die vielen Opfer erinnern. Aber ich werde keine Angst haben. Wichtig ist, dass man so etwas Schreckliches nicht von einem Besitz ergreifen lässt. Ich fühle tiefe menschliche Verzweiflung."

Durch seine geografische Lage zur nahen Hafenstadt Liverpool entwickelte sich das kleine Manchester im 19. Jahrhundert rasend schnell zur Industrie-Metropole. Der Aufstieg begann mit der Ansiedlung vieler Baumwollspinnereinen vor den Toren der Stadt. Durch die Erfindung der Dampfmaschine konnten sich industrielle Betriebe nun auch auf dem Stadtgebiet niederlassen. Immer mehr Menschen kamen, weil es in Manchester Arbeit für sie gab. Heute leben dort rund drei Millionen Menschen.