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Mihambo - Weitsprung-Gold mit Ansage

Tobias Oelmaier
6. Oktober 2019

Malaika Mihambo macht es spannend bei der Leichtahletik-WM in Doha. Aber dann springt sie in die Geschichtsbücher des Sports und sichert dem DLV das zweite Gold der Titelkämpfe.

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Leichtathletik-WM in Doha | Weitsprung | Malaika Mihambo
Bild: Reuters/D. Martinez

Malaika Mihambo hatte es spannend gemacht. Die große Favoritin im Weitsprung war im ersten Versuch des WM-Finales von Doha viel zu früh abgesprungen, landete bei 6,52 Meter. Indiskutabel für eine wie sie, die in diesem Sommer schon 7,16 Meter geschafft hat. Im zweiten Durchgang wollte sie dann offenbar zu viel, trat über. So musste sie im dritten Anlauf schon mindestens 6,70 Meter springen, um nochmal drei Versuche zu bekommen. Ansonsten drohte die Katastrophe, das vorzeitige Aus. "Das war so knapp und unnötig. Da musste es beim Dritten einfach sein, sonst wäre ich nicht weiter gewesen", sollte sie später im ZDF sagen.

Und tatsächlich - Mihambo ließ sich nicht beirren. Sie lief gewohnt schnell an, traf das Brett genau und katapultierte sich weit über die Sieben-Meter-Marke. Ein Lächeln, ein Blick zurück zum Kampfrichter. Ist der Sprung auch gültig? Ja, er hebt die weiße Fahne. 7,30 Meter bedeuten die Spitze. Fast 40 Zentimeter der Vorsprung auf die anderen. Schon jetzt freute sich ihr Trainer Ralf Weber, seit 15 Jahren an ihrer Seite: "Jetzt bin ich eigentlich sicher, dass nichts mehr passieren kann. Da müsste jetzt schon ein Wunder passieren, dass das schiefgeht".

Lippenstift statt Sandkasten

Leichtathletik-WM in Doha | Weitsprung | Malaika Mihambo
Sieger-Trio im Weitsprung: Ese Brume (l.), Malaika Mihambo (M.), Maryna Bekh-RomanchukBild: Reuters/K. Pfaffenbach

Kein Wunder, dass sie sich danach neu sammeln musste. Durchgang vier ausgelassen, stattdessen Meditation irgendwo in einer kaum einsehbaren Ecke im Stadion, dann ein fünfter, um die Spannung zu halten, wieder über sieben Meter. Nach menschlichem Ermessen war das schon jetzt die Goldmedaille. Ganz cool zog sie, während sich die Konkurrenz mühte, den Lippenstift nach. Eine nach der anderen scheiterte an der großen Weite der 25-Jährigen aus der Kurpfalz. Dann waren es nur noch zwei: die Nigerianerin Ese Brume, die Ukrainerin Maryna Bech-Romantschuk - keine kam auch nur in die Nähe der magischen 7,30 Meter Mihambos. Die faltete erleichtert die Hände vor dem Gesicht, konzentrierte sich noch ein letztes Mal und setzte, quasi als Dreingabe, auch diesen letzten Versuch über sieben Meter in den Sand.

"Einfach alles gestimmt"

Danach der Jubel. Erst verhalten, dann immer ausgelassener, mit Deutschlandflagge auf den Schultern und Kusshänden fürs Publikum. Es war ein Titel mit Ansage: "Lasst uns herausfinden, wer die Beste der Welt ist", hatte die amtierende Europameisterin vor dem Wettbewerb bei Instagram gepostet, und sie blieb den Beweis nicht schuldig. Sie wirkte konzentriert und ruhig, auch als es knapp wurde, auch unter Druck: "Ich wusste diese Saison schon die ganze Zeit, dass ich die Beste bin, aber da noch so einen draufzusetzen, ist einfach unfassbar. Jetzt hat einfach alles gestimmt", freute sich Mohambo nach der Ehrenrunde.

In der "ewigen" deutschen Bestenliste verbesserte sich die studierte Politikwissenschaftlerin auf Rang zwei. Nur Heike Drechsler (7,48 Meter) liegt noch vor ihr. Sollte sie verletzungsfrei bleiben, ist ihr auch diese Marke durchaus zuzutrauen. "Das wird der beste Sprung meines Lebens gewesen sein. Mal sehen, was die nächste Saison bringt", sagt die passionierte Klavierspielerin. Nächste Saison sind die Olympischen Spiele in Tokio. Weniger als Gold wäre da eine Enttäuschung.