Mailänderli und Grittibänz – Weihnachtsbäckerei in der Schweiz
Plätzchen zu backen, gehört auch in der Schweiz zu Weihnachten. Beliebt sind Kurse, in denen gelernt wird, wie die „Guetzli“ hergestellt werden – natürlich mit Selbstverkostung und garantiertem Spaßfaktor.
Zur Advents- und Weihnachtszeit gehört in der Schweiz, wie auch in Deutschland, spezielles Gebäck, in der Schweiz „Guetzli“ genannt. Backkurse und Events, in denen die traditionellen Guetzli gebacken werden, erfreuen sich jedes Jahr großer Beliebtheit – so wie der Kurs im Hotel du Parc in der Stadt Baden im Kanton Kanton, -e (m.) einer von 26 Bezirken in der Schweiz Aargau im Norden der Deutschschweiz Deutschschweiz (f., nur Singular) eine Region in der Schweiz, in der überwiegend Deutsch bzw. Schweizerdeutsch gesprochen wird .
Es wird gelacht und gescherzt in der Küche im Kellergeschoss des Hotels. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines vorweihnachtlichen Backkurses beugen sich über die Tische. Unter fachkundiger Anleitung des Hotelteams wird Teig ausgerollt, mit kleinen Förmchen ausgestochen und verziert: mit gehackten oder gehobelten Mandeln, Sultaninen Sultanine, -n (f.) eine helle, getrocknete Weintraube ohne Kerne oder – wer möchte – auch mit kleinen, farbigen Zuckerkörnern. Zuletzt werden die essbaren Kunstwerke in den Ofen geschoben:
„Herz … / Tannenbäumchen … /… Tannenbäumchen … /… Sternchen … / … Schweinchen! Ist das ein Schwein? / Ja, Glücksschweinchen. Die sind ihrer Zeit ein bisschen voraus die Glücksschweinchen. / Genau! Für Silvester.“
In der ganzen Schweiz boomen boomen (aus dem Englischen) hier: sehr beliebt sein Backkurse für Erwachsene. Bei der ‚Migros Klubschule‘ etwa, einem Institut, das ähnlich wie die Volkshochschulen Weiterbildungskurse anbietet, gab es 2018 mehr als 250 Angebote – von traditionellem Weihnachtsgebäck bis hin zu modernen Varianten. Fast alle Kurse waren ausgebucht. Und auch die Backevents in der Küche des Hotel du Parc in Baden erfreuen sich starker Nachfrage, sagt Sofia Weiss, die für die Organisation der Kurse verantwortlich ist:
„Wir sind sehr gut gebucht. Gerade November, Dezember sind wir fast jeden Abend … haben wir ’ne Gruppe da, oder manchmal auch zwei Gruppen, die nebeneinander backen und dann freunden die sich noch untereinander an. Also es, ja, wurd’ gut gebucht.“
Bei den Kursen und Events geht es nicht nur um das Backen selbst, sondern darum, in entspannter Atmosphäre etwas gemeinsam zu unternehmen – mit Arbeitskollegen oder Freunden, erzählt Sofia Weiss:
„Das ist meistens ’ne sehr spaßige Angelegenheit, weil jeder bekommt ’ne Schürze und ’nen Hut, und dann werden erst mal die Hände eingemehlt – [es ist] hauptsächlich so dieses gemeinschaftliche Erlebnis – und jeder hat dann auch noch Ideen und Tipps und auch unser Pâtissier, der gibt dann natürlich Tipps und Tricks, was man noch anders machen kann.“
Bevor es losgeht, werden die Teilnehmer passend eingekleidet. Dann müssen die Hände mit Mehl bestäubt, eingemehlt, werden, damit der Teig nicht an ihnen haften bleibt. Kreativität bei der Gestaltung und Verzierung der Plätzchen ist gefragt. Aber auch der Pâtissier, jemand, der im Gegensatz zum Bäcker auf Süßspeisen aller Art spezialisiert ist, gibt sein Fachwissen weiter. Während bei den Deutschen in der Adventszeit neben dem Christstollen Christstollen, - (m.) ein Kuchen, der mit Trockenfrüchten gefüllt und dick mit Puderzucker bestreut ist vor allem Vanillekipferl Vanillekipferl, - (n.) ein leicht gebogenes Weihnachtsgebäck, das mit Vanillezucker bestreut ist , Lebkuchen Lebkuchen, - (m.) ein Gebäck mit vielen Gewürzen, das man in der Weihnachtszeit isst und Spekulatius Spekulatius (m., nur Singular) ein flaches (Weihnachts-)Gebäck in Figurenform, das durch bestimmte Gewürze seinen typischen Geschmack erhält hoch im Kurs stehen hoch im Kurs stehen sehr beliebt sein; viel gekauft werden , mögen die Schweizer ganz anderes Gebäck. Martin Maier Grab vom Hotel du Parc nennt die beliebtesten Sorten der Guetzli:
„Bei uns kennt man traditionell Mailänderli, Zimtsterne, Anis-Chräbeli, Grittibänze und so weiter.“
„Gritti-“was? fragt der Deutsche stirnrunzelnd. Martin Maier Grab klärt auf:
„Grittibänz ist ’n Hefeteiggebäck, das wird normalerweise zu Männchen geformt. Die sind so zwanzig Zentimeter groß, sind auch sehr luftig, ist ’n leichtes schönes Süßgebäck, wird am Schluss verziert mit Sultaninen oder mit Mandeln, anderen Nüssen und so weiter. Das macht den Leuten am meisten Spaß.“
Die Grittibänze ähneln den in Deutschland in der Advents- und Weihnachtszeit beliebten Weckmännern. Sie sind in der Herstellung aber deutlich schwieriger. Geschick ist gefragt. Sie bestehen aus Mehl, Zucker, Butter und Hefe. Sultaninen stellen die Augen des kleinen Mannes dar, Mandeln oder Nüsse den Mund. Zu den traditionellen Schweizer Weihnachtsplätzchen gehören natürlich auch die Chräbeli. Den Geschmack bekommen sie durch das Gewürz Anis. Anders als die in Deutschland bekannten in der Regel runden Anisplätzchen haben Chräbeli eine für sie charakteristische Form: Sie sind länglich, gebogen und haben schräge Einschnitte. Nach dem Backen sieht es so aus, als ob sie kurze Füße haben.
Die beliebtesten Guetzli der Schweizer dürften allerdings – noch vor Grittibänz und Zimtsternen – die Mailänderli sein, ein Gebäck, das schon im 18. Jahrhundert in einem Basler Rezeptbuch aufgeführt wurde. Die Mailänderli werden aus einem Mürbeteig Mürbeteig (m., nur Singular) ein Kuchenteig, der aus Mehl, Zucker, Butter oder Margarine, Eiern und etwas Wasser oder Milch besteht und gut durchgeknetet wird hergestellt, dessen Hauptzutaten Mehl, Zucker und Butter sind. Das Besondere der Mailänderli ist nicht nur, dass sie ziemlich dünn sind, sondern auch, dass sie einen leichten Zitronengeschmack haben. Und anders als andere Plätzchen sind sie in der Regel nur mit Eigelb bestrichen und nicht verziert. Keine Frage, dass Mailänderli auch im Badener Backkurs zubereitet und natürlich verkostet verkosten probieren werden. Zufrieden mit dem Ergebnis sind alle:
„Super, wunderbar, perfekt, gut durchgebacken, süß. / Also meine Lieblinge sind die, die ich in der Hand habe. Wissen sie, warum? Weil ich die selbst gebacken habe. Das erste Mal wohlweislich, weil normalerweise macht das meine Frau, ja./ Den Teig mag ich. Das ist für mich ’n bisschen der Weihnachtsgeschmack.“
Mailänderli und Grittibänz – Weihnachtsbäckerei in der Schweiz
Kanton, -e (m.) — einer von 26 Bezirken in der Schweiz
Deutschschweiz (f., nur Singular) — eine Region in der Schweiz, in der überwiegend Deutsch bzw. Schweizerdeutsch gesprochen wird
Sultanine, -n (f.) — eine helle, getrocknete Weintraube ohne Kerne
boomen (aus dem Englischen) — hier: sehr beliebt sein
Christstollen, - (m.) — ein Kuchen, der mit Trockenfrüchten gefüllt und dick mit Puderzucker bestreut ist
Vanillekipferl, - (n.) — ein leicht gebogenes Weihnachtsgebäck, das mit Vanillezucker bestreut ist
Lebkuchen, - (m.) — ein Gebäck mit vielen Gewürzen, das man in der Weihnachtszeit isst
Spekulatius (m., nur Singular) — ein flaches (Weihnachts-)Gebäck in Figurenform, das durch bestimmte Gewürze seinen typischen Geschmack erhält
hoch im Kurs stehen — sehr beliebt sein; viel gekauft werden
Mürbeteig (m., nur Singular) — ein Kuchenteig, der aus Mehl, Zucker, Butter oder Margarine, Eiern und etwas Wasser oder Milch besteht und gut durchgeknetet wird
verkosten — probieren