Made in Germany: Deutsche Erfinder und ihre bahnbrechenden Patente
Pionier der Nachrichtentechnik
RUDOLF HELL (1901-2002) war einer der bedeutendsten deutschen Erfinder. Der Wissenschaftler hatte schon in den 20er-Jahren die Idee, Texte und Bilder in Punkte und Linien zu zerlegen, um sie elektronisch übertragbar zu machen. Hell erfand im Jahre 1925 die Bildzerlegerröhre für das Fernsehen und vier Jahre später den Hell-Schreiber, ein Fernschreibgerät. Damit war das Übertragen von Mitteilungen über große Entfernungen möglich. Mehr als 130 Patente meldete Hell in seinem Leben an. Seine Erfindungen beschleunigten die weltweite Kommunikation und veränderten durchgreifend den Arbeitsalltag.
Saubere Luft und niedriger Verbrauch
Die Technologie für Hybridmotoren wurde schon 1973 in Deutschland entdeckt. Ingenieure der Technischen Hochschule Aachen hatten eine Kombination aus Benzin und Elektromotor in einem VW-Bus eingebaut. Das Auto war fahrtüchtig. Deutsche Autobauer haben es damals verpasst, auf den zukunftsweisenden Zug aufzuspringen und laufen nun den Entwicklungen ausländischer Autohersteller hinterher. Da mit Hybridmotoren Verbrauch und CO2-Emissionen gesenkt werden können, wird dieser Technik in Zeiten des Klimawandels immer mehr Bedeutung beigemessen.
Der Walkman - eine deutsche Erfindung
Der Gründer der japanischen Firma Sony, Akio Morita (1921-1999), behauptete in seiner Autobiographie, Erfinder des Walkmans zu sein. Allerdings meldete schon 1977 der Deutsche ANDREAS PAVEL die Idee eines an den Gürtel gehängten Kassettenspielers zum Patent an. Keiner der zahlreichen Hersteller in Deutschland, Italien und Japan, denen Pavel sein mobiles Musikgerät anbot, interessierte sich für die Idee. Nur Morita erkannte den Wert der Erfindung und brachte 1979 den ersten Walkman auf den Markt, der dem "Stereobelt" von Pavel verblüffend ähnlich sah. Erst nach einem über 20 Jahre dauernden Patentstreit hat Sony 2004 die Auseinandersetzungen mit dem deutschen Erfinder des "Walkman" außergerichtlich beigelegt. Dem Deutschen soll - gemessen an dem Geschäftserfolg von Sony - eine eher bescheidene Abfindung gezahlt worden sein.
Sich ein Bild machen
RUDOLF HELL entwickelte 1951 auch den "Klischographen", das Urgerät der digitalen Bildverarbeitung. Mit dem Klischographen konnten Bilder elektronisch eingelesen und dann zur fertigen Druckplatte verarbeitet werden. Mit dem von Hell später erfundenen "Chromographen" konnten erstmal auch farbige Bildvorlagen zerlegt werden. Heute heißen die Geräte Scanner.
Schweben statt fahren
Die Idee für die Magnetschwebetechnik hatte der deutsche Ingenieur HERMANN KEMPER(1892-1977) und meldete bereits vor 70 Jahren (14.08.1934) das Prinzip der Magnetschwebebahn zum Patent an. Die Magnetschwebebahn zählt zu den größten verkehrstechnischen Erfindungen des vergangenen Jahrhunderts. Die weltweit erste kommerzielle Magnetschwebebahn - der Transrapid - war am 31.12.2002 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und seinem chinesischen Amtskollegen Ministerpräsident Zhu Rongji eingeweiht worden. Der Transrapid erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 430 Kilometer pro Stunde und verbindet den Shanghaier Stadtteil Pudong mit dem Flughafen von Shanghai. Der Hochgeschwindigkeitszug gilt als Vorzeigeprojekt deutscher Ingenieurkunst. In der Bundesrepublik wurden alle Streckenplanungen aus Kostengründen abgebrochen. (Christel Becker-Rau/Anne Clauberg)
Made in Germany
Deutsche Erfindungen verändern die Welt. Heute wie vor Hunderten von Jahren. PHILIPP REIS (1834-1874) konstruierte im Jahre 1863 einen Fernsprecher mit Geber und Empfänger. Die Welt war noch nicht bereit für diese Erfindung. Reis verkaufte nur wenige Geräte. Kurz vor seinem Tod 1874 soll Philipp Reis jedoch vorausgesagt haben, dass er der Welt eine große Erfindung hinterlasse. Die Technik von Reis wurde später unter anderem von dem Amerikaner Alexander Graham Bell (1847-1922) weiterentwickelt und im Jahr 1876 in den USA zum Patent angemeldet. Damit wurde der Siegeszug des Telefons eingeläutet.
Schöne Bescherung
Der Naturwissenschaftler MANFRED VON ARDENNE (1907-1997) lebte von 1945 bis 1954 in der Sowjetunion und war dort zwangsverpflichtet an der Entwicklung sowjetischer Kernwaffen beteiligt. Nach seiner Rückkehr gründete er im Jahre 1955 in Dresden das "Forschungsinstitut Manfred von Ardenne". Für die Firma Loewe entwickelte von Ardenne eine Elektronenröhre und führte Weihnachten 1930 in Berlin europaweit die erste vollelektronische Fernsehröhre vor. Ardenne gelingt damit die erste Übertragung von Fernsehbildern.
Krebszellen schrumpfen
Der Biochemiker AXEL ULLRICH arbeitet am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München. Für seine Grundlagenforschung zu einer neuen Generation von Medikamenten gegen Krebs wurde der Direktor für Molekularbiologie 2001 mit dem Robert-Koch-Preis ausgezeichnet. Das von Ullrich und seinen Wissenschaftlern entwickelte Medikament "Sutent" greift an einer zentralen Stelle in das Wachstum von Nierenkarzinomen ein. Sutent ist nach den USA auch in der EU als Krebsmedikament zugelassen.
Als die Bilder laufen lernten
Bei der ersten elektronischen Fernsehübertragung wurden vom Sender Bilder zerlegt, um sie beim Empfänger wieder aufzubauen. Von Ardenne benutzte zur Bildabtastung die "Braunsche Röhre". die elektrische Ströme sichtbar machen konnte. Der deutsche Fernsehsender "Paul Nipkow" strahlte mit seinem Fernsehprogramm "Deutscher Fernseh Rundfunk" (DFR) im Jahre 1935 das erste, regelmäßige Fernsehprogramm aus. Die Fotomontage zeigt einen Fernsehempfänger der Lorenz AG mit Fernsehröhre nach Manfred von Ardenne, Baujahr 1936.
Vater des Computers
KONRAD ZUSE (1910-1995), Bauingenieur, Erfinder und Unternehmer, entwickelte im Jahre 1941 mit dem "Z3" den ersten, voll funktionstüchtigen und programmierbaren Rechner, der heute Computer genannt wird. Mit dem Einsatz des Z3 begann das digitale Zeitalter. Oft angesprochen auf die Macht der Computer sagte Konrad Zuse: "Wenn die Computer zu mächtig werden, dann zieht den Stecker aus der Steckdose."
Innovative Technik für Couch Potatoes
Leichter, heller, schneller: Flüssigkristall-Fernseher erobern die Wohnzimmer. Beim "High Definition Television" (HDTV - englisch für hochauflösendes Fernsehen) sind alle Übertragungssysteme möglich. Derzeit wird das Programm hauptsächlich über Satellit und Kabel übertragen. Möglich ist aber auch die terrestrische Übertragung (mit Haus- oder Zimmerantenne) und via Internet.
Komprimierte Musik in hoher Qualität
Mit der Erfindung des Dateiformats MP3 für die Übertragung von Musikdateien in HiFi-Qualität gewannen die Ingenieure für Elektrotechnik, HARALD POPP (l.), KARLHEINZ BRANDENBURG (2.v.l.) und BERNHARD GRILL (r.) den Deutschen Zukunftspreis. Der Preis wurde ihnen auf der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover von dem damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau übergeben. MP3-Dateien werden vor allem für die Datenübertragung im Internet genutzt. Die innovative Technik hatte vom Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen im fränkischen Erlangen aus ihren Siegeszug um die Welt angetreten. Das Kürzel steht für "Motion Picture Experts Group audio layer 3".
Scharf und kontrastreich
KAZUAKI TARUMI, MELANIE KLASEN-MEMMER, MATTHIAS BREMER (v.l.) gewannen am 13.11.2003 den Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten. Mit der Entwicklung der Flüssigkristalle für großformatige Flachbildschirme ist das deutsche Chemie- und Pharmaunternehmen Merck aus Darmstadt zum Weltmarktführer aufgerückt. Flüssigkristalle sorgen in der LCD-Technik (englisch liquid crystal display) für schnelle Schaltzeiten auf Displays und damit für gestochen scharfe Bilder bei hohem Kontrast. Die Bildschirme der neuen Generation werden allerdings nicht mehr von deutschen Firmen hergestellt, sondern vor allem von Herstellern aus Fernost.
Von der Arbeitshose zum Kultobjekt
Der deutsche LEVI STRAUSS (1829-1902) ist Erfinder der robusten Hose aus blau gefärbtem Baumwollstoff, weltweit bekannt als "Blue Jeans". Strauss wanderte Mitte des 19. Jahrhunderts mit seiner Familie nach New York aus. In Amerika herrschte damals Goldgräberstimmung. Levi Strauss entdeckte, dass die Goldsucher strapazierfähige Arbeitshosen brauchten. Später brachte der Schneider Jacob Davis an Nähten und Taschen Nieten zur Verstärkung an - die Nietenhose war geboren und wurde von Strauss und Davis zum Patent angemeldet. Im Zweiten Weltkrieg kommt die Blue Jeans mit der amerikanischen Armee nach Europa und entwickelt sich weltweit von der Arbeitshose zum Kultobjekt.