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Machtbewusst und pragmatisch: Ehud Olmert

Julia Bernstorf21. März 2006

Der Stellvertreter des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon, Ehud Olmert, hat die Amtsgeschäfte übernommen. Wer ist Olmert und welche Politik vertritt er?

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Kann 100 Tage im Amt bleiben: Scharons StellvertreterBild: dpa

Es sei allen klar, dass der 77-ährige Ariel Scharon seine Arbeit nicht mehr weiterführen könne, sagte am Mittwoch (4.1.2006) ein israelisches Kabinettsmitglied nach dem zweitem Schlaganfall des Ministerpräsidenten. Scharons Stellvertreter Ehud Olmert wurde zum amtierenden Ministerpräsidenten ernannt und kann nun 100 Tage lang die Amtsgeschäfte führen.

Machtbewusst, flexibel, pragmatisch - so wird Olmert gern beschrieben. Eigenschaften, die ihm eine unaufhaltsame Karriere durch sämtliche Parteiinstanzen bescherten. Bereits 1973 trat Olmert in den rechtskonservativen Likud-Block ein. Der 28-Jährige wurde im gleichen Jahr in die Knesset gewählt. Damals war er der jüngste Abgeordnete im israelischen Parlament.

Unorthodoxer Konservativer

Scharon Stellvertreter Ehud Olmert
Olmert gilt als flexibelBild: AP

Olmert gilt als "eingefleischter Weltlicher". Immer wieder hatte er den Mut, die stramme Likud-Linie zu verlassen, beispielsweise indem er sich mit PLO-Funktionären traf oder auch die Gerichtsverfahren gegen zwei PLO-Funktionäre Anfang der 90er Jahre ablehnte. Von 1988 bis 1992, während der Regierung von Premier Yitzhak Schamir, trat Olmert als Berater und Krisenmanager auf. Schamir versuchte Ende der 80er Jahre, den Friedensprozess neu zu beleben.

Nach der Wahlniederlage des Likuds 1992 wurde Olmert dann jedoch zum Hardliner in seiner Partei. Ein Jahr später gewann er die Bürgermeisterwahl in Jerusalem. In den kommenden Jahren vertrat er die Position, dass Jerusalem ewige und alleinige Hauptstadt Israels sei. Die Forderung der Palästinenser, Ost-Jerusalem zur Hauptstadt ihres Staates zu machen, lehnte Olmert immer ab.

Durch Netanjahu gefördert

Olmerts polarisierende Äußerungen brachten ihm viel Kritik ein. Offen gefördert wurde er Anfang 1999 durch Benjamin Netanjahu. Als dieser nach einer Wahlniederlage den Likud-Vorsitz abgab, kandidierte Olmert gegen Ariel Scharon, unterlag dabei aber.

Erst vor knapp drei Jahren trat Olmert als Bürgermeister Jerusalems ab und kandidierte wieder für die Knesset. Seitdem hatte er verschiedene Ministerämter inne und wurde Scharons Vize als Premierminister. Von nun an unterstützte Olmert die Politik von Ariel Scharon energisch. Als Scharon im Likud den Rückhalt für seine Palästinenserpolitik verliert, steht Olmert fest an seiner Seite. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern von Scharons neuer Partei "Ka'dima".