1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Löw muss Kritik einstecken

2. Juli 2014

Nach dem Zittersieg im WM-Achtelfinale gegen Algerien sind die Diskussionen um Taktik, System und Personal bei der DFB-Elf wieder voll entbrannt. Doch Bundestrainer Löw will bei seinen Entscheidungen bleiben.

https://p.dw.com/p/1CUQY
Fußball - Bundestrainer Joachim Löw
Bild: Getty Images

Selten zuvor sah sich Bundestrainer Joachim Löw so deutlicher Kritik ausgesetzt wie nach dem Viertelfinaleinzug. "Das war die schlechteste Vorstellung seit Jahren", sagte der ehemalige DFB-Kapitän Michael Ballack beim US-Sender ESPN. Sein Vorgänger Oliver Kahn monierte im ZDF: "Die Mischung stimmt nicht mehr." Nach dem über weite Strecken peinlichen Auftritt des selbsternannten Titelfavoriten im Spiel gegen Algerien hat die Diskussion über das System Löw begonnen. Von dem schönen und attraktiven Fußball, den der Bundestrainer einfordert, ist der dreimalige Weltmeister bislang weit entfernt.

Schwer nachvollziehbare Entscheidungen

Ein Grund: Löw trifft bei Taktik, System und Personal schwer nachvollziehbare Entscheidungen. Sie machen ihn angreifbar. Vor der WM bereits hatte der 54-Jährige ohne Not vieles über den Haufen geworfen, was die deutsche Mannschaft auch dank seiner Arbeit wieder so stark gemacht hatte. In Brasilien häufen sich Fehler, die bislang aber durch die Ergebnisse kaschiert wurden. Wäre die DFB-Auswahl im Achtelfinale ausgeschieden, hätte sich Löw etwa fragen lassen müssen, warum er Miroslav Klose auf der Bank ließ. Dafür durfte Mesut Özil 120 Minuten lang spielen. Sein Tor zum 2:0 kaschierte einen erneut schwachen Auftritt.

Dabei könnte von Kloses Einsatz auch der geniale Thomas Müller profitieren: Der Münchner ist auch aus der zweiten Reihe brandgefährlich. Doch nach seinem Dreierpack zum Start gegen Portugal wird er vom Gegner bereits in Doppel- und Dreifachdeckung genommen.

Kritiker fordern Lahm in der Abwehr

Selbst die Weltklasseleistung von Manuel Neuer wirft Fragen auf: Weil er gegen Algerien mehrmals nach dem Versagen seiner Vorderleute Kopf und Kragen riskierte, wurde er über alle Maßen gelobt. "Das Risiko ist nicht unnötig", behauptete Bundestorwarttrainer Andreas Köpke. Die Abwehr könne so höher stehen, argumentierte Kapitän Philipp Lahm. Der ehemalige Welttorhüter Kahn ist anderer Meinung: "Das ist Harakiri."

In der Tat ließ sich die aus Innenverteidigern zusammengestellte Viererkette, in der Benedikt Höwedes vieles schuldig blieb, von den Algeriern mehrmals mit langen Bällen überlisten. "Für mich ist Höwedes kein Linksverteidiger. Er hat nicht die Fähigkeiten, auf dieser Position das Spiel positiv zu beeinflussen", sagte Höwedes' ehemaliger Schalker Trainer Felix Magath im ZDF. Für Magath steht fest: "Dieses Team braucht Lahm auf der linken Seite dringender als im Mittelfeld. Im Zentrum hätten wir ohne ihn keinen Leistungsverlust. Auf der linken Seite hingegen schon. Dort sind wir flügellahm."

Löw weist Kritik zurück

Löw kann die Kritik nicht nachvollziehen. "Ich habe meine Entscheidungen getroffen - auch was die Rolle von Philipp Lahm betrifft. Und dazu stehe ich bis zum Schluss", sagte er in einem Interview mit der "Zeit". Die Art der öffentlichen Kritik an Özil sei für ihn "genauso unverständlich wie jene an Philipp Lahm. Da wird einiges eilig publiziert, da fehlt es manchmal am richtigen Maß", kritisierte der Bundestrainer die Medien.

cr/as (SID, dpa)