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Lufthansa: Vorsichtige Annäherung

23. Februar 2010

Einen Tag nach dem Abbruch des Pilotenstreiks bei der Lufthansa ist viel Bewegung in Frankfurt am Main: Die Tarifparteien bewegen sich aufeinander zu und immer mehr Flugzeuge sind wieder in der Luft.

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Lufthasa-Logo neben einer Informationstafel am Flughafen, auf der die abgesagten Flüge zu sehen sind (Foto: AP)
Der Streik ist abgebrochen, die Probleme bleibenBild: AP

Bereits am Mittwoch (24.02.2010) würden 1400 von normalerweise 1800 Lufthansa-Flügen wieder stattfinden, der Normalzustand werde zwei Tage später erreicht sein, sagte Konzernsprecher Klaus Walther in Frankfurt. Allerdings fielen wegen der Nachwirkungen des Streiks vom Montag am Dienstag immer noch hunderte Flüge aus, zehntausende Passagiere wurden umgebucht oder mussten mit der Bahn fahren. Während Europas größte Airline mühsam das Chaos in seinem Liniennetz entwirrt, droht den Fluggästen bereits neues Ungemach: In Frankreich und Griechenland streiken die Fluglotsen. Für Mittwoch wurde bereits der griechische Luftraum geschlossen. Und die französischen Lotsen kämpfen um ihre Pfründe, weil die Luftraumkontrollen von sechs europäischen Ländern (Frankreich, Deutschland, Schweiz, Benelux) fusionieren sollen.

Piloten rücken von Streikzielen ab

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat sich derweil von einem zentralen Ziel ihres (kurzen) Streiks verabschieden müssen. So wird der italienische Lufthansa-Ableger LH Italia kein Thema am Verhandlungstisch sein, auch wenn die deutschen Flugzeugführer befürchten müssen, dass hier geringer bezahlte Kollegen am Steuerknüppel sitzen. Den Tarifkonflikt geben die Piloten indes noch lange nicht verloren. "Wir haben unser Ziel von Verhandlungen ohne jegliche Vorbedingungen erreicht", sagt VC-Sprecher Alexander Gerhard-Madjidi. Gesprochen werden soll über die Entgelte und Arbeitsbedingungen der zu deutschem Tarifrecht angestellten Piloten, so will es der vor dem Frankfurter Arbeitsgericht gefundene Vergleich.

Hinter dem Leitwerk einer stehenden Lufthansa-Maschine ist ein startendes Flugzeug der deutschen Fluggesellschaft zu sehen(Foto: AP)
Allmählich kommt der Flugverkehr wieder in GangBild: AP

Allzu großer Jubel war auch bei der Lufthansa nicht zu hören. Der Konzern hat vor dem Frankfurter Arbeitsgericht zwar eine Schlacht gewonnen, die heiklen Themen aber bleiben. Dennoch: "Die Lufthansa ist zuversichtlich, die Tarifverhandlungen mit den Piloten bis zum Ende der gerichtlich festgelegten Friedenspflicht am 8. März abzuschließen", sagte Konzernsprecher Klaus Walther im ZDF. Die Verhandlungen würden "unverzüglich" aufgenommen. Bereits am Montagabend nach der Verhandlung am Arbeitsgericht hätten "erste Kontakte auf Arbeitsebene" stattgefunden. In den jetzt anstehenden Gesprächen sei der Konzern "auch gerne bereit, über eine tarifvertragliche Arbeitsplatzgarantie zu reden", sagte Walther. So klingt eine ausgestreckte Hand.

Weitere Konfliktherde

Neben den Piloten steht der Lufthansa auch eine Tarifauseinandersetzung mit den Kabinen- und Bodenpersonal ins Haus. Die Gewerkschaft der Flugbegleiter, UFO, hatte Montag mit Warnstreiks gedroht, weil ihr noch kein Angebot vorliegt. UFO fordert für die rund 16.000 Flugbegleiter eine 40-Stunden-Woche, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Urlaub sowie Anspruch auf geregelte Pausen. Auf eine prozentuale Lohnerhöhung verzichtet UFO. Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will für 50.000 Beschäftigte des Konzerns am Boden und an Bord der Flugzeuge zunächst auf eine Lohnerhöhung verzichten. Dagegen geht es Verdi wie den Piloten um eine Arbeitsplatzgarantie. Die Gewerkschaft will sich damit gegen Leiharbeit wehren.

Autor: Rolf Breuch (dpa, AFP, apn)

Redaktion: Oliver Samson