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Lufthansa unter Druck

30. Juli 2008

Am dritten Streiktag muss die Lufthansa erstmals auch bei den Fernflügen Federn lassen. Acht Verbindungen in die USA und Indien fallen wegen nicht gewarteter Flugzeuge aus.

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Mitglieder der Gewerkschaft ver.di laufen am Flughafen in Frankfurt mit Transparenten durch das Terminal A. (Quelle: AP)
Gewerkschaftsmitglieder streiken am Frankfurter FlughafenBild: AP

Hatte der unbefristete Streik des Boden- und Kabinenpersonals bei der Lufthansa am ersten Tag noch keine Folgen für die Passagiere, so fielen am Dienstag rund 70 Kurzstreckenflüge aus. Am Mittwoch (30. 07. 2008), dem dritten Streiktag, musste die größte deutsche Fluglinie erstmals acht Langstreckenflüge streichen.

78 Flugausfälle

Betroffen sind die Verbindungen von Frankfurt am Main nach New York, Kalkutta und Calgary sowie von München nach Chicago. Zusätzlich fallen erneut rund 70 Kurzstreckenflüge aus. Hauptgrund: Neun Maschinen können wegen des Streiks nicht gewartet werden und müssen am Boden bleiben. Da aber alle Ziele mehrmals täglich angeflogen werden, gebe es keinen Zielort, der am Mittwoch nicht erreicht würde, teilte die Fluggesellschaft mit. Die 78 Flugstreichungen würden gut vier Prozent des geplanten Flugangebots entsprechen. Insgesamt verfügt die Fluglinie über 520 Maschinen.

Inzwischen hat die Gewerkschaft Ver.di den Streik auch auf den Stuttgarter Flughafen ausgedehnt. Fast alle Mitarbeiter der Nachtschicht hätten sich an dem Ausstand beteiligt, sagte ein Sprecher. Die Gewerkschaft geht davon aus, dass die Auswirkungen des ersten unbefristeten Streiks des Boden- und Servicepersonals seit 13 Jahren von Tag zu Tag zunehmen. Am Mittwoch dürften erneut rund 5000 Beschäftigte an allen deutschen Lufthansa-Standorten die Arbeit niederlegen.

Täglich fünf Millionen Euro

Zu den Streikkosten wollte sich die Lufthansa-Sprecherin Amelie Lorenz nicht äußern. Sie betonte aber, das Unternehmen spüre die Auswirkungen des Streiks sehr wohl. Es werde sehr viel geleistet, um den Flugbetrieb soweit aufrechtzuerhalten. Nach Schätzungen von Analysten dürfte der Ausstand täglich rund fünf Millionen Euro kosten.

Während Ver.di für rund 50.000-Beschäftigte am Boden und in der Kabine 9,8 Prozent mehr Geld fordert, hat das Unternehmen eine zweistuftige Lohnerhöhung von insgesamt 6,7 Prozent bei 21 Monaten Laufzeit und eine Einmalzahlung angeboten.

Deutlicher Gewinnsprung

Im Vordergrund ** ARCHIV Im Hintergrund ist ein landendes Flugzeug der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa am Flughafen Frankfurt/ Main zu sehen. Im Vordergrund ist das Logo eines Lufthansa-Flugzeuges sichtbar. Archivbild von 2001, Quelle: AP.
Lufthansa meldet Gewinnsprung für erstes HalbjahrBild: AP

Parallel zum Streik wartete die Lufthansa am Dienstagabend mit positiven Nachrichten auf, als sie erste Eckdaten ihrer Halbjahreszahlen bekanntgab. Demnach stieg der operative Gewinn in den ersten sechs Monaten trotz des massiv gestiegenen Ölpreises um etwa 45 Prozent auf 705 Millionen Euro. Der Umsatz legte um fast 20 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro zu. Grund für die Zuwächse war auch die Konsolidierung der Tochter Swiss. Der Gewinn sank bedingt durch hohe Sondereffekte im Vorjahreszeitraum um mehr als die Hälfte von 992 auf 402 Millionen Euro. Nach Ansicht von Beobachtern steht die Lufthansa damit im Vergleich weiter relativ gut da: Etliche andere Fluggesellschaften müssen derzeit Stellen streichen und Strecken stilllegen.

Allerdings rechnet das Unternehmen nach dem Gewinnsprung im ersten Halbjahr für den Rest des Jahres mit einem Gewinnrückgang im Passagiergeschäft. "Bei einem anhaltend hohen Ölpreis auf Rekordniveau muss trotz weiteren Umsatzwachstums für 2008 davon ausgegangen werden, dass das Vorjahresergebnis nicht erreicht werden kann", gibt das Unternehmen im Halbjahresbericht zu bedenken, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Lufthansa wolle mit einem "strikten Kostenmanagement" gegensteuern.

Im ersten Halbjahr stiegen die Treibstoffkosten im Konzern um knapp 50 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Dazu trug allerdings auch die Schweizer Fluggesellschaft Swiss bei, die im Vorjahreszeitraum noch nicht in die Konzernzahlen eingegangen war. Anders als die Passagiersparte rechnet die Frachttochter Lufthansa Cargo für das Gesamtjahr mit einem Umsatz- und Ergebnisplus. (kle)

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