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Politik

Mindestens 60 Tote bei Luftangriff im Jemen

30. Oktober 2016

Neuer Rückschlag für den Friedensprozess im Jemen: Luftangriffe der arabischen Militärkoalition unter saudischer Führung haben zahlreiche Menschen getötet. Die Bundesregierung ist über die Lage in der Region besorgt.

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Jemen: Von Saudis unterstützte Kämpfer
Jemen: Von Saudis unterstützte Kämpfer (picture-alliance/dpa)Bild: picture-alliance/dpa

Bei einem Luftangriff der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition auf ein Gefängnis im Jemen sind einem Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden zufolge mindestens 60 Menschen getötet worden. Außerdem habe es bei dem Bombardement auf einen von Huthi-Rebellen kontrollierten Sicherheitskomplex in der Hafenstadt Hodeida am Roten Meer mindestens 30 Verletzte gegeben, sagte der Direktor der örtlichen Gesundheitsbehörde der Deutschen Presse-Agentur. Der Angriff sei am Samstagabend erfolgt. Den Angaben zufolge wurde das Gefängnis dreimal getroffen. 84 Häftlinge hätten sich zu dem Zeitpunkt in dem Gebäude befunden, die meisten von ihnen Gegner der Huthi-Rebellen. Eine Stellungnahme der Militärkoalition war zunächst nicht zu erhalten.

Die Huthi-Rebellen warfen der Koalition außerdem vor, bei vier Luftangriffen auf ein Wohnviertel der Stadt Salu im Südwesten des Landes mindestens 17 Zivilisten getötet zu haben. Drei Wohnhäuser seien bei den Angriffen "komplett zerstört" worden, teilten die Huthi-Rebellen über ihre Nachrichtenagentur sabanews mit. Die Militärallianz äußerte sich auch zu diesen Angriffen nicht. Ein Vertreter der Stadtverwaltung, der der jemenitischen Regierung nahesteht, bestätigte die Angriffe. Seinen Angaben zufolge wurden die Häuser versehentlich bombardiert. Alle Menschen, die sich darin aufgehalten hätten, seien getötet worden.

Bundesregierung appelliert an alle Seiten

Die Bundesregierung zeigte sich besorgt über die Lage in der Region. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes erneuerte am Sonntag in Berlin den Appell an alle Seiten, "an einer umfassenden politischen Lösung unter der Ägide der Vereinten Nationen mitzuarbeiten, um die Gewalt zu beenden und der jemenitischen Bevölkerung die so dringend benötigte humanitäre Hilfe zukommen zu lassen".

Im jemenitischen Bürgerkrieg sind seit dem Beginn der Angriffe der saudisch geführten Militärkoalition im März 2015 mehr als 4.000 Zivilisten getötet worden. Die arabische Koalition kämpft gegen die schiitischen Huthi-Rebellen und versucht, dem international anerkannten Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi wieder zur Macht zu verhelfen. Hadi ist vor den Rebellen, die ihm und seiner Regierung Korruption vorwerfen, ins benachbarte Saudi-Arabien geflohen. Die Aufständischen sind mit dem schiitischen Iran verbündet, so dass der Konflikt auch ein Stellvertreterkrieg der beiden Regionalmächte ist. Der Jemen war seit den 1960er Jahren bis 1990 in Nord- und Südjemen geteilt.

Hoffnungen auf einen Frieden im Jemen erhielten am Samstag einen weiteren Dämpfer. Ein neuer Friedensplan der UNO wurde von Präsident Hadi zurückgewiesen. Hadi habe zwar den UN-Gesandten Ismail Ould Cheikh Ahmed in seinem Exil in Riad empfangen, sich aber geweigert, den Vorschlag entgegenzunehmen, sagte ein Vertrauter des Präsidenten. Der Inhalt des Friedensplans wurde zunächst nicht bekannt. Informierten Kreisen zufolge sieht er die Schaffung einer Einheitsregierung vor, in der der sunnitische Süden und der schiitische Norden des Landes zu gleichen Teilen vertreten wären. Hadi müsste demnach seine Macht mit einem Vize-Präsidenten teilen, der auch den neuen Regierungschef ernennen würde. Auch eine Waffenruhe in der vergangenen Woche hatte die Friedensverhandlungen nicht vorangebracht.

mas/ml (afp, dpa, kna, rtr)