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London stoppt Flüge aus Scharm el Scheich

4. November 2015

Aus Sorge vor Terroranschlägen setzt die britische Regierung vorerst den Start von Flugzeugen in dem ägyptischen Urlaubsort Scharm el Scheich aus. Am Abend gibt es keine weiteren Abflüge in Richtung Großbritannien.

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Ein Flughafenterminal in Scharm el Scheich in Ägypten (Foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP Photo

Nach dem Absturz der russischen Passagiermaschine über dem Sinai geht Großbritannien auf Nummer sicher. Das Büro von Premierminister David Cameron teilte mit, vorerst seien alle Flüge vom ägyptischen Urlauberort Scharm el Scheich ins Vereinigte Königreich ausgesetzt. Grund sei die Befürchtung, dass die Maschine mit 224 Menschen an Bord wegen einer Bombe abgestürzt sein könne.

Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen und die Absturzursache weiterhin unklar, erklärte Downing Street 10. Weil es inzwischen aber "mehr Informationen" gebe, sei die Regierung in Sorge, "dass das Flugzeug durchaus von einem Sprengsatz zum Absturz gebracht worden sein könnte". Als "Vorsichtsmaßnahme" würden daher zunächst die für Mittwochabend geplanten Flüge von Scharm el Scheich ausgesetzt.

Britische Luftfahrtexperten seien auf dem Weg nach Scharm el Scheich, um die Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen vor Ort zu überprüfen, hieß es in der Erklärung weiter. Nach dieser Prüfung werde entschieden, ob "weitere Maßnahmen" nötig seien. Cameron berief für den Abend eine Dringlichkeitssitzung des Kabinetts ein.

Al-Sisi in London

Vor laufender Kamera vermied Transportminister Patrick McLoughlin eine Antwort auf die Frage, ob London die ägyptischen Sicherheitsvorkehrungen für nicht ausreichend halte. Premierminister Cameron habe am Vorabend über das Thema mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi am Telefon gesprochen. Al-Sisi ist seit Mittwoch in Großbritannien und trifft sich am Donnerstag zu länger geplanten Gesprächen mit Cameron.

Der russische Airbus A321 war am Samstagmorgen kurz nach dem Start vom Badeort Scharm el Scheich am Roten Meer auf dem Weg nach St. Petersburg über der Sinai-Halbinsel abgestürzt. Alle Insassen, zumeist russische Urlauber, kamen ums Leben. Nach Angaben russischer Ermittler brach die Chartermaschine der russischen Fluggesellschaft Kogalimawija, die unter dem Namen Metrojet fliegt, in der Luft auseinander.

IS meldet sich erneut

Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) erneuerte inzwischen ihre Behauptung, sie habe die Maschine zum Absturz gebracht. Ägyptische und russische Behörden bezweifeln jedoch die Version eines Abschusses. Sie weisen darauf hin, dass der IS auf der Sinai-Halbinsel nicht über Waffen verfüge, um eine in rund 9000 Metern Höhe fliegende Maschine abzuschießen. Ägyptische Ermittler prüfen jedoch unter anderem die Möglichkeit einer Bombe an Bord. Nach wie vor gilt auch ein technisches Problem als mögliche Unglücksursache.

Die Fluggesellschaft Metrojet hatte am Montag einen technischen Defekt ausgeschlossen und von einer "äußeren" Ursache für den Absturz gesprochen. Der Chef der russischen Luftfahrtbehörde, Alexander Neradko, hatte diese Darstellung jedoch als "voreilig" und unbegründet zurückgewiesen. Auch US-Geheimdienstdirektor James Clapper erklärte, die Vereinigten Staaten hätten "bislang keine direkten Beweise für eine Verwicklung von Terroristen".

Eine Black Box beschädigt

Wie der für die zivile Luftfahrt zuständige ägyptische Minister Mohammed Hossam Kamal am Mittwoch mitteilte, wurden mittlerweile die Daten aus dem Flugschreiber der Maschine ausgelesen. Die Ermittler unterzögen diese nun einer "genauen Prüfung". Der Stimmenrekorder sei bei dem Absturz jedoch "teilweise beschädigt" worden. Es werde daher "viel Arbeit" kosten, diese Daten nutzbar zu machen, sagte der Minister.

kle/ww (afp, dpa)