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Gesellschaft

Wo die deutsch-deutsche Grenze noch da ist

2. Oktober 2016

Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf, allerdings auch - sprich: noch immer - die deutsche Einheit. Die Statistiker jedenfalls machen weiter so manchen pekuniären Unterschied zwischen Ost und West aus.

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Blick auf den letzten Kontrollturm am einstigen Abschnitt der innnerdeutschen Grenze nahe der sachsen-anhaltinischen Gemeinde Sorge (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Auch ein Vierteljahrhundert nach der Wende liegt Ostdeutschland beim Lohnniveau deutlich hinter den alten Bundesländern. Verdienten sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte in Ostdeutschland Ende 2015 durchschnittlich 2449 Euro brutto im Monat, waren es in Westdeutschland 3218 Euro. Noch immer pendeln auch wesentlich mehr Beschäftigte aus Ostdeutschland zum Arbeiten in die westlichen Bundesländer als in umgekehrter Richtung.

Niedriglöhner: Im Osten 36 Prozent, im Westen 17

Auf diese Statistik-Daten der Bundesagentur für Arbeit machte die Linken-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann anlässlich des Tages der Deutschen Einheit aufmerksam. "Von gleichwertigen Lebensverhältnissen in Ost und West kann nicht gesprochen werden", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Ostdeutsche verdienen somit im Durchschnitt 24 Prozent weniger als die im Westen. Gemessen an der Niedriglohnschwelle von 2056 Euro bundesweit waren Ende vergangenen Jahres 36 Prozent der ostdeutschen Vollzeitbeschäftigten zu einem Niedriglohn tätig, im Westen knapp 17 Prozent.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann (Foto: picture-alliance/Sven Simon)
Die Linken-Bundestagsabgeordnete Sabine ZimmermannBild: picture-alliance/Sven Simon

Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hatte am Freitag unter Berufung auf Daten von Mitte 2016 mitgeteilt, dass die tariflichen Grundvergütungen im Osten inzwischen bei durchschnittlich 98 Prozent des Westniveaus lägen. Bei Beschäftigten, die nicht nach Tarif bezahlt werden, sei der Einkommensunterschied allerdings deutlich größer - und rund die Hälfte der Ost-Beschäftigten sei nicht tarifgebunden.

Die große Mehrheit pendelt von Ost nach West    

Nach den Daten der Arbeitsagentur pendelten im Vorjahr 398.384 ostdeutsche Beschäftigte in den Westen, 1999 waren es 307.907. Umgekehrt kamen aus Westdeutschland 2015 nur 134.520 Beschäftigte zum Arbeiten in die neuen Bundesländer. Im Vergleich zu 1999 ist deren Zahl aber auch angestiegen, damals waren es noch 76.789.

Die Arbeitslosenquote betrug im Jahr 2015 in Ostdeutschland 9,2 Prozent, in Westdeutschland 5,7 Prozent. Zimmermann warf der Bundesregierung vor, sich mit einem "Sonderarbeitsmarkt Ost" abgefunden zu haben. Ein wesentlicher Schlüssel für eine Angleichung sei die Stärkung von Tarifverträgen und Tarifbindung, die im Osten deutlich weniger vorhanden seien als im Westen. Die niedrigeren Ostlöhne zeigten aber auch, dass eine Hochwertung der Löhne bei den Renten beibehalten werden müsse.

sti/qu (dpa)