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Politik

Lockdown wegen Corona-Schlachthof Tönnies?

19. Juni 2020

Die Zahlen steigen weiter: Bislang sind bereits mehr als 1000 Mitarbeiter an Deutschlands größtem Schlachtbetrieb Tönnies in Gütersloh Corona-positiv getestet worden. Der Region droht die Komplett-Abriegelung.

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Deutschland Rheda-Wiedenbrück | Tönnies | Corona-Ausbruch
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Meissner

Der nordrhein-westfälische Regierungschef Armin Laschet warnt eindringlich. Noch könne das Infektionsgeschehen im Kreis Gütersloh lokalisiert werden, sagte er am Freitagabend in Düsseldorf. Sollte sich dies ändern, schließt Laschet einen flächendeckenden Lockdown in der Region nicht mehr aus. Der CDU-Politiker sieht ein großes Problem in der breiten Streuung der Wohnorte der Tönnies-Beschäftigten. Nach seinen Worten leben Mitarbeiter des Schlachtbetriebs am Standort Rheda-Wiedenbrück nicht nur im Kreis Gütersloh, sondern auch in Warendorf, Soest, Bielefeld, Hamm und anderen Orten. Diese Streuung berge eine enorme Pandemiegefahr. In der rund 40 Kilometer entfernten Stadt Hamm wurden drei Schulen bis zu den Sommerferien geschlossen, nachdem drei Kinder von Tönnies-Mitarbeitern positiv getestet worden waren.

Laut Laschet ist ein Krisenstab eingerichtet. Neben Bundesgesundheitsminister Jens Spahn habe ebenso Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ihre volle Unterstützung zugesagt, denn auch Bundeswehrsoldaten seien im Einsatz. Sie nahmen erste Proben bei Tönnies-Mitarbeitern und beteiligen sich an organisatorischen Arbeiten.

Von den rund 7000 Beschäftigten an dem Standort sind mittlerweile 1029 Mitarbeiter positiv getestet worden. Dies teilte der Landrat des Kreises Gütersloh, Sven-Georg Adenauer, in Gütersloh mit. Insgesamt lägen 3127 Befunde vor.

Quarantäne für alle Tönnies-Mitarbeiter in Rheda-Wiedenbrück

Am Freitagabend erließ der Kreis Gütersloh eine Allgemeinverfügung, mit der nun sämtliche Beschäftigte der Unternehmensgruppe Tönnies in Rheda-Wiedenbrück in Quarantäne müssen - inklusive der Verwaltung, des Managements und der Konzernspitze. Ferner müssen sich sämtliche Haushaltsangehörige der Beschäftigten in Quarantäne begeben. Der Coronavirus-Ausbruch an dem Standort war am Mittwoch bekannt geworden. Daraufhin wurden Kitas und Schulen in der Region geschlossen.

Auch im Kreis Warendorf sind alle Tönnies-Mitarbeiter unter Quarantäne gestellt. Der Kreis empfahl allen Personen, die mit Tönnies-Beschäftigten zusammenleben, sich ebenfalls in Quarantäne zu begeben. Bis Freitag wurden der Kreisverwaltung 110 infizierte Mitarbeiter gemeldet. Insgesamt leben im Kreisgebiet 680 Mitarbeiter, die bei externen Dienstleistern beschäftigt sind. Hinzu kommen noch etwa 300 festangestellte Tönnies-Beschäftigte.

Hygieneregeln und Abstand beachten 

Der Ministerpräsident appellierte an die Menschen vor allem in der Region Gütersloh, Hygieneregeln "ganz streng" einzuhalten. "Jeder einzelne ist jetzt gefordert, auch derjenige, der nicht in der Fleischindustrie beschäftigt ist", sagte Laschet. Jeder solle sich unter anderem an die Maskenpflicht halten und Abstand zu anderen Menschen wahren.

Deutschland Rheda-Wiedenbrück | Tönnies | Armin Laschet, Ministerpräsident NRW
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet appelliert an alle Bürger, Abstand zu halten, einen Mundschutz zu tragen und sich häufig die Hände zu waschenBild: picture-alliance/dpa/Geisler-Fotopress/S. Kanz

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Berlin betonte, es komme jetzt darauf an, möglichst schnell die Infektionsketten zu unterbrechen. Daher sei es richtig, dass im Landkreis Gütersloh in großem Maßstab Reihentests angeordnet worden seien. Eine neue Verordnung ermöglicht mehr Tests auch ohne Symptome auf Kosten der Krankenkassen. Das Robert Koch-Institut habe Kontakt mit dem Gesundheitsamt vor Ort, hieß es weiter.

Das Coronavirus war bereits mehrfach in Schlachthöfen ausgebrochen. Das Geschehen zeige die problematischen Arbeits- und Unterkunftsbedingungen in der Fleischwirtschaft, ergänzte Laschet.

se/rb (rtr, dpa, afp, ard)