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Leipzig gedenkt der Völkerschlacht

18. Oktober 2013

Konzerte, Kranzniederlegungen und ein Gottesdienst - Leipzig steht weiterhin ganz im Zeichen der Völkerschlacht. Für Diskussionen sorgt die für Sonntag geplante Nachstellung mit tausenden Akteuren.

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Darsteller in Soldatenuniform bei einer Probe zur Nachstellung der Völkerschlacht bei Leipzig (Foto: puicture-alliance/dpa)
Am Sonntag soll die Schlacht von 6000 Akteuren nachgestellt werdenBild: picture-alliance/dpa

Mit zahlreichen Veranstaltungen ist auch am Samstag der Völkerschlacht bei Leipzig vor 200 Jahren gedacht worden. Am Vormittag kamen Vertreter von 15 europäischen Fürstenhäusern zu einem ökumenischen Gottesdienst in der kleinen Stadt Rötha zusammen. Die Andacht in der St. Georgenkirche wurde unter anderen vom evangelischen Landesbischof Jochen Bohl, dem russisch-orthodoxen Erzbischof Longin sowie dem Thomanerchor Leipzig gestaltet.

Außerdem standen Konzerte und Kranzniederlegungen auf dem Programm. In Leipzig feierten Stadt und Besucher ein "Fest der Menschen". Vor dem Völkerschlachtdenkmal präsentierten sich dazu verschiedene Chöre, darunter die Vokalmusiker des Moskauer Sretensky-Klosters sowie das deutsch-französische Ensemble Chor-beau.

200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig

Warnung vor neuem Nationalismus

Am Freitagabend hatte der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, bei einem Festakt in dem vor 100 Jahren eingeweihten Völkerschlachtdenkmal vor einem Wiedererstarken des Nationalismus gewarnt. Die Eurokrise drohe die Europäer auseinanderzutreiben. "Mit großer Sorge beobachte ich, wie sich in Europa wieder eine Re-Nationalisierung ausbreitet", sagte Schulz. Der frühere tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg sagte in seiner Festrede, auch die heutigen Gesellschaften seien nicht vor antidemokratischen Kräften sicher. "Können wir uns so sicher sein, dass unsere Kinder schlauer sind als unsere Großeltern?", fragte er.

Die Feier fand im frisch restaurierten Völkerschlachtdenkmal statt. Es war vor 100 Jahren, am Vorabend des Ersten Weltkrieges errichtet worden, an der Stelle, an der die meisten Soldaten gefallen waren. Das Völkerschlachtdenkmal erinnere daran, "gemeinsam am Haus Europa zu bauen", anstatt Kriege gegeneinander zu führen, sagte der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU).

Erstürmung des Grimmaischen Tores 1813. Gemälde von Ernst Wilhelm Strassberger (1796-1866) (Foto: Leipzig, Mus.fuer Gesch.d.Stadt Leipzig.)
Erstürmung des Grimmaischen Tores 1813. Gemälde von Ernst Wilhelm Strassberger (1796-1866)Bild: picture-alliance/akg-images

Verharmlosende Folklore oder ernsthafte Auseinandersetzung

Die für Sonntag geplante Nachstellung der Schlacht mit rund 6000 Teilnehmern aus dem In- und Ausland wird kontrovers diskutiert. Ein prominenter Gegner des Spektakels ist Thomaskirchen-Pfarrer Christian Wolff. Im Gedenken an "dieses unsägliche Gemetzel" verbiete sich "jede Folklorisierung der kriegerischen Handlungen auf Schlachtfeldern", mahnte er.

Dagegen sieht der Historiker Paul Nolte in der Nachstellung der Völkerschlacht eine legitime Form der Auseinandersetzung mit Geschichte. Sie könne eine Brücke zu einer ernsthaften Beschäftigung mit dem Thema schlagen, sagte der Geschichtsprofessor im Deutschlandradio Kultur. Nicht jeder sei bereit, ein "tausendseitiges Buch durchzulesen und sich mit wissenschaftlichen Formen der Geschichte näher zu beschäftigen".

In der Völkerschlacht standen sich 500.000 Soldaten gegenüber, mehr als 90.000 starben. Sie war das bis dahin verlustreichste Gefecht der Menschheitsgeschichte. Der französische Kaiser Napoleon unterlag den alliierten Truppen Russlands, Österreichs, Schwedens und Preußens.

gri/rb/det (dpa, epd)

Völkerschlachtdenkmal in Leipzig (Foto: Jan Woitas/dpa)
Das Völkerschlachtdenkmal in LeipzigBild: picture-alliance/dpa