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Lebenslang für Tolimir

12. Dezember 2012

Der frühere bosnisch-serbische General Zdravko Tolimir ist vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er soll maßgeblich am Massaker von Srebrenica beteiligt gewesen sein.

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Bosnisch-serbischer Ex-General Zdravko Tolimir bei der Verhandlung vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag
Als Kriegsverbrecher verurteilt: Zdravko TolimirBild: dapd

Tolimir habe eine "bewusste und aktive Rolle" bei der Ermordung von tausenden muslimischen Männern und Jungen nach dem Fall der UN-Schutzzonen Srebrenica und Zepa im Sommer 1995 in Bosnien-Herzegowina gespielt, urteilten die Richter.

Der 64 Jahre alte Ex-General war Leiter des Geheim- und Sicherheitsdienstes der bosnisch-serbischen Armee und einer der Stellvertreter von General Ratko Mladic, der sich derzeit ebenfalls vor dem Tribunal verantworten muss. "Er war die rechte Hand von General Mladic", sagte der Vorsitzende Richter Christoph Flügge. "Der Angeklagte wusste nicht nur von der Absicht des Völkermordes, er hatte diese auch".

Unschuld beteuert

Tolimir nahm seine Verurteilung wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit äußerlich ungerührt entgegen. "Ich möchte, dass dieses Verfahren nach Gottes Willen abgeschlossen wird", erklärte er zu Beginn der Urteilsverkündung und bekreuzigte sich. Seit seiner Verhaftung 2007 hatte Tolimir seine Unschuld beteuert

Der Völkermord in der Enklave Srebrenica gilt als das schwerste Kriegsverbrechen seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Am 11. Juli 1995 hatten bosnische Serben die damalige UN-Schutzzone überrannt. Frauen, Kinder und alte Menschen wurden in Bussen weggebracht. Mindestens 7000 muslimische Männer und Jungen wurden ermordet und in Massengräbern verscharrt. "Das Leiden dieser Männer in den letzten Momenten vor ihrem Tod muss unerträglich gewesen sein", sagte der deutsche Richter.

"Vertrauen wiedergewonnen"

Die Vereinigung der Mütter von Srebrenica begrüßte das Urteil gegen Tolimir. "Ich habe mein Vertrauen in das Haager Tribunal wiedergewonnen", sagte Fahira Fejzic, die mit mehreren Mitgliedern der Organisation die Fernsehübertragung des Urteils in Sarajevo verfolgte.

In Serbien dürfte die Entscheidung der Richter dagegen erneut für Unmut sorgen. Dort wirft man dem Haager Tribunal Parteilichkeit vor. Erst im vergangenen Monat hatten mehrere Freisprüche Protest hervorgerufen. So war der frühere kosovarische Regierungschef Ramush Haradinaj nach einem ersten Freispruch im Jahr 2008 erneut vom Vorwurf der Kriegsverbrechen während des Kosovokriegs der Jahre 1998 und 1999 entlastet worden. Zwei Wochen zuvor waren die kroatischen Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac vom Vorwurf der Kriegsverbrechen während des Bosnienkriegs freigesprochen worden.

Zuletzt war mit Radislav Krstic 2004 ein hochrangiger bosnisch-serbischer Offizier für seine Rolle beim Massaker von Srebrenica verurteilt worden. Er erhielt 35 Jahre Haft. Auch Mladic wurde wegen des Massakers in Den Haag angeklagt, hinzu kommen zehn weitere Anklagepunkte. Er war im vergangenen Jahr in Serbien festgenommen worden.

gri/uh (dpa, afp, rtr)