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Lebenserwartung steigt auf 100 Jahre

3. Oktober 2009

Was jetzt noch als ein "sehr gesegnetes Alter" gilt, könnte für viele der heutigen Babys Normalität werden: Deren Lebenserwartung könnte auf über 100 Jahre steigen, vermuten Forscher. Das hat Folgen für die Gesellschaft.

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Ein neun Monate altes Mädchen sitzt geschmückt mit Blumen in einem Garten (Foto: dpa)
Dieses neun Monate alte Baby könnte 100 Jahre alt werden, meinen ForscherBild: DPA

Die Lebenserwartung wächst in den Industrieländern mit hohem Tempo. Allein im 20. Jahrhundert stieg sie in den reichen Ländern um mehr als 30 Jahre. Dauert der Trend zum längeren Leben unvermindert an, werden die meisten seit dem Jahr 2000 geborenen Kinder wohl ihren 100. Geburtstag erleben. Das geht aus einer Studie hervor, die in der jüngsten Ausgabe der medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wurde. Autoren sind der dänische Epidemiologe Karre Christensen sowie die drei deutschen Experten Gabriele Doblhammer, Roland Rau und James Vaupel vom Rostocker Max-Planck-Institut für demografische Forschung.

Senioren bei der Wassergymnastik (Foto: dpa)
Gesund und fit - auch im hohen AlterBild: picture-alliance/ dpa

Demnach wird jedes zweite der im Jahr 2007 in Deutschland zur Welt gekommenen Babys 102 Jahre alt, in Japan sogar 107 Jahre. Das deutsch-dänische Forscherteam vermutet, dass die Menschen in Zukunft auch in sehr hohem Alter noch gesünder sind und sich eher selbst versorgen können als heutzutage. Ältere Menschen blieben trotz späteren Rentenbeginns länger gesund, wenn die tägliche Arbeitszeit gleichzeitig verringert werde.

Kein Limit bei der menschlichen Lebensspanne?

Drei Seniorinnen gehen mit ihren Rollatoren durch einen Park (Foto: dpa)
Eine geringere Wochenarbeitszeit begünstigt die Gesundheit im AlterBild: DPA

Selbst wenn die Gesundheitsversorgung sich in den kommenden Jahrzehnten nicht weiter verbessere, sondern auf dem Stand von heute bleibe, würden drei Viertel der jetzt Neugeborenen zumindest ihren 75. Geburtstag erleben, hieß es. Das wird den Forschern zufolge durch eine Analyse der Sterberaten in den drei Ländern mit der derzeit höchsten Lebenserwartung - Japan, Schweden und Spanien - nahegelegt.

Der Trend zur Zunahme der Lebenserwartung schwächt sich demnach nicht ab. "Die stetige Zunahme der Lebenserwartung seit mehr als 165 Jahren deutet nicht darauf hin, dass sich eine Grenze der menschlichen Lebensdauer abzeichnen würde", argumentierten die Forscher. Als weiteren Anhaltspunkt für diese Einschätzung nannte Christensen den kontinuierlichen Rückgang der Sterblichkeit von über 80-Jährigen in reichen Ländern. Daten aus 30 Industriestaaten hätten ergeben, dass im Jahr 1950 nur etwa 15 Prozent der Frauen und zwölf Prozent der Männer dieser Altersgruppe die Aussicht hatten, ihren 90. Geburtstag feiern zu können. "Im Jahr 2002 lagen die Werte bei 37 und 25 Prozent."

Umverteilung der Arbeitslast gefordert

Eine Fallstudie habe ergeben, dass die deutsche Bevölkerung Mitte dieses Jahrhunderts deutlich älter und zugleich weniger sein werde, heißt es in der Studie. Das werde "eine beträchtliche Herausforderung für die Gesundheitssysteme bedeuten", mahnen die Wissenschaftler.

Um die wirtschaftliche Belastung durch die alternde Bevölkerung zu senken, schlagen sie eine Umverteilung der Arbeitslast vor. "Die meisten Menschen könnten weniger Wochenstunden arbeiten als derzeit üblich, wenn sie dafür entsprechend mehr Jahre arbeiten würden", schreiben die Forscher. Das hätte zudem einen gesundheitlichen Nutzen. Denn Studien deuteten darauf hin, dass eine kürzere Wochenarbeitszeit und eine längere Lebensarbeitszeit die Gesundheit im Alter und auch die Lebenserwartung begünstigten.

Autorin: Ursula Kissel (dpa, ap)
Redaktion: Martin Schrader