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Le Pen lässt sich feiern

Barbara Wesel30. November 2014

Jean-Marie Le Pen repräsentiert, Tochter Marine lässt sich von Russen umgarnen, Nichte Marion wird Teil der Parteispitze - die Front National bleibt ein Familienunternehmen. Barbara Wesel über den Parteitag in Lyon.

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Frankreich Lyon Parteikongress Front National Marine Le Pen (Foto: DW)
Mit 100 Prozent der abgegebenen Stimmen ist Marine Le Pen als Parteichefin bestätigt wordenBild: DW/M. Luy

Die Ordner tragen schwarze Anzüge mit Schlips, die Bühne im Saal des Lyoner Kongresszentrums ist in blau und mit dem Flammensymbol des Front National (FN) dekoriert, alles wirkt diskret und quasi bürgerlich. Das gilt auch für die Masse der Delegierten, smarte junge Männer und Frauen wie man sie auch bei den bürgerlichen Parteien des Landes finden könnte. Ein Punkt auf der Agenda des zweitägigen FN-Parteitags, der an diesem Sonntag endet: die Wahl des neuen Zentralkomitees.

Der Stil und das Auftreten der Funktionäre sind längst dem Modernisierungskurs von Parteichefin Marine Le Pen gefolgt. Ihre Erwartung an den Parteitag: die Wiederwahl. Sie ist die einzige Kandidatin und bekommt 100 Prozent der Stimmen. Allerdings hat einer ihrer Getreuen bereits eine Schlappe einstecken müssen, denn Parteivize Florian Philippot fiel bei der Neuwahl des Zentralkomitees auf Platz vier zurück. Der ehrgeizige Berater von Marine Le Pen, der eher für einen wirtschaftskonservativen und sozial orientierten Kurs steht, war dem Parteivolk wohl zu hauptstädtisch und zu intellektuell.

Le-Pen-Familie auf der gleichen Linie

Hinter der glatt gebügelten, professionalisierten Fassade des Parteitages verschwinden vorläufig die politischen Meinungsverschiedenheiten im Hause Le Pen. Und Großvaters Liebling, die 26-jährige Enkelin und Abgeordnete der Nationalversammlung Marion, rückte auf einen Schlag an die Position der Vizeparteichefin auf, nachdem der Platz des abgeschlagenen Philippot frei geworden war. Sie steht für einen extrem nationalistischen Kurs. Trotz unterschiedlicher Meinungen, wie radikal die FN nun sein sollte, bleibt die Parteiführung Familiensache.

Außerdem ist es Marine Le Pen gelungen, den Auftritt ihres Vaters, des 86-jährigen Parteigründers Jean-Marie Le Pen zu zähmen. Sorgte er in der jüngeren Vergangenheit mit antisemitischen und rassistischen Ausfällen noch gern für Skandale, wohl auch um die zu moderate Linie seiner Tochter zu hintertreiben, trat er in Lyon nur noch wie der wohlwollende Familienvater auf: "Marine wird 2017 Präsidentin werden, es lebe der Front, es lebe Frankreich, es lebe Marine!" Der Vater hat wohl zunächst das Kriegsbeil begraben. Er beschränkt sich auf seine Rolle: mit Erinnerungen an das glorreiche Frankreich der Vergangenheit und den bekannten Parolen gegen Zuwanderer, Muslime und sonstige Verräter des Vaterlandes. Jean-Marie Le Pen bedient die Nostalgiefraktion der Partei, den alten harten Kern aus den Gründungsjahren.

Marion Marechal-Le Pen (l.) und Marine Le Pen (r.) in Lyon auf dem Parteikongress der Front National (Foto: Reuters)
Für Marion Marechal-Le Pen (l.) und Marine Le Pen (r.) läuft der Parteitag ganz nach WunschBild: REUTERS/R. Pratta

Reiche Freunde in Russland

Weichgespült erschien für Lyon auch der Umgang mit der Presse: Marine Le Pen, die kritischen Interviewern schon öfter sarkastisch über den Mund gefahren ist, badete während der Mittagspause zwei Stunden lang in der Aufmerksamkeit der Medien und beantwortete jede Frage, auch die nach dem Millionenkredit aus Russland zur Finanzierung unter anderem dieses Parteitages. "Wir sind die einzige Bewegung in Frankreich, der es nicht gelungen ist, in Frankreich oder irgendwo in Europa von einer Bank einen Kredit zu bekommen. Es sieht so aus, als ob man uns daran hindern will, am politischen Leben Teil zu nehmen." Die Parteichefin versprach, wenn sie Geld von irgendwo anders bekäme, auch aus den USA, würde sie das Geld an Putin zurückzahlen.

Wobei sie sowieso kein Problem darin sieht, Geld von Putin zu nehmen. Sie bestätigte jedoch, lediglich neun Millionen bekommen zu haben, nicht 40 wie in einigen internationalen Medien behauptet wurde. Jedenfalls wurden aus der Kasse des Kreml die Lyoner Wurst und der Champagner beim Mittagsbuffet bezahlt, was hier niemanden vom Essen abhielt.

Den russischen Präsidenten scheint Marine Le Pen regelrecht zu verehren, lobt ihn für seinen mannhaften "Kampf gegen die Oligarchen". Und einmal mehr kritisiert sie die französische Regierung scharf dafür, das Mistral Kriegsschiff nicht an Russland geliefert zu haben, "nur weil Präsident Obama mit dem Finger geklopft hat". Und das Modell der russischen Wirtschaft mit ihren Staatsbetrieben nennt sie ein Vorbild für Frankreich

Europäische Rechtspopulisten halten zusammen

Marine Le Pen und Geert Wilders 13.11.2013 in Den Haag (Foto: picture-alliance/dpa)
Alte Bekannte: Marine Le Pen und Geert Wilders aus den NiederlandenBild: picture-alliance/dpa

Wegen der guten Beziehungen zu Moskau, wo Le Pen und einer ihrer engen Berater schon mehrfach zu Gast waren, war einer der Ehrengäste dann auch der stellvertretende Vorsitzende der russischen Duma, Andrej Isajew. Er ließ Frankeich hoch leben und betonte die guten Beziehungen zwischen der Front National und Moskau. Die Begeisterung im Saal erinnerte an die Begrüßungsrituale bei den kommunistischen Parteien früherer Jahre.

Auf den Vertreter Russlands folgten noch Rechtspopulist Geert Wilders aus den Niederlanden und Heinz-Christian Stracher, Chef der Österreichischen Volkspartei, der Marine Le Pen auch gleich als künftige französische Präsidentin hoch leben ließ. Die Parteichefin des Front National zeigte in Lyon, wo sie in ihrem "Europa der Vaterländer" ihre politischen Freunde sieht. Ihr diente der Parteitag als Aufwärmübung für den Wahlkampf 2017. Wenn sie da dann gegen Nicolas Sarkozy als Kandidaten der Konservativen antreten werde, sagte sie ganz ohne falsche Bescheidenheit, werde sie den Kampf gewinnen.