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Terroranschläge Indien

14. Juli 2011

Hinter den jüngsten Terroranschlägen im indischen Mumbai könnte die Terrorgruppe Laschkar e-Taiba stehen. Die älteste Dschihad-Gruppe Pakistans soll eng mit Armee und Geheimdienst des Landes zusammenarbeiten.

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Terroranschlag auf dem Zaveri Basar in Mumbai, am 13. Juli 2011 (Foto: dapd)
Am 13. Juli 2011 explodieren wieder Bomben in MumbaiBild: dapd

Im in Indien und Pakistan gesprochenen Urdu bedeutet Laschkar-e-Taiba "Armee der Reinen". Obwohl die Gruppierung nach den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 zum globalen Netzwerk der Al Kaida gezählt wird, ist die LeT eine eigenständige, vom regionalen Konflikt um das zwischen Indien und Pakistan umstrittene Kaschmir-Tal geprägte Organisation.

Das Taj Mahal-Hotel nach einem Terroranschlag (Foto: AP)
Ein Terrorziel im November 2008: das Taj Mahal-HotelBild: AP

Die Gruppierung war wohl für die Anschläge eines Terrorkommandos verantwortlich, das 2008 in Mumbai zwei Hotels, ein Café, ein jüdisches Zentrum und weitere Ziele überfiel. Dabei kamen 166 Personen, darunter auch westliche Staatsbürger, ums Leben. Die zehn Attentäter hatten in der Stadt fast drei Tage lang Geiseln genommen. Auch das Bombenattentat in Mumbai im Jahr 2006 ging auf das Konto der LeT, die von den Vereinten Nationen offiziell als Terrorgruppe geführt wird.

Konflikt um Kaschmir im Hintergrund

Hafis Saaid (Foto: AP)
Hafis Saaid ist der Gründer der Laschkar-GruppeBild: AP

Die Anschläge von 2008 waren die weltweit schwersten nach denen vom 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten. Dabei detonierten in der indischen Metropole in dichter Abfolge sieben Bomben, die die Attentäter in voll besetzten Vorortzügen im abendlichen Berufsverkehr gelegt hatten. Nach offiziellen Angaben kostete der Anschlag 207 Menschen das Leben.

An der Spitze der Organisation stehen Hafis Saaid, der Gründer der Organisation, und Zakiur Rahman Lakhvakhvi. Letzterer gilt als der oberste Militärberater der Gruppe, während Saaid der religiöse Kopf der Gruppe ist. Als politische "Frontorganisation" der LeT gilt die Jamaat-ud-Dawa (JD), eine islamische Wohltätigkeitsorganisation, als deren 'Emir' Saaid fungiert.

Zu den Zielen der Laschkar-Gruppe gehört neben der Islamisierung Indiens auch die "Befreiung" des zwischen Pakistan und Indien umstrittenen Kaschmir-Tals. Indien beschuldigt Pakistan seit Langem der Zusammenarbeit mit Laschkar-e-Taiba.

Unterstützung durch pakistanischen Geheimdienst

Offiziell ist Laschkar- e-Taiba in Pakistan seit dem Jahr 2002 verboten, nachdem Indien die Organisationen beschuldigt hatte, den Angriff auf das indische Parlament in Delhi organisiert zu haben. Zahlreiche mutmaßliche Mitglieder der Organisation wurden damals verhaftet, doch die meisten von ihnen kamen noch im selben Jahr wieder frei.

Anhänger der Jammat-ud-Dawa protestieren gegen die Tötung Bin Ladens (Foto: dpa)
Anhänger der Jammat-ud-Dawa protestieren gegen die Tötung Bin LadensBild: picture-alliance/dpa

Tatsächlich kann die Gruppierung in Pakistan auch heute noch weitgehend unbehindert operieren. Es ist bekannt, dass Pakistans Armee und Geheimdienst islamistische Laschkar-Kämpfer in der Vergangenheit ausgebildet haben, um indische Ziele vor allem in Kaschmir anzugreifen. Der amerikanische Terrorexperte Stephen Tankel aus Washington sagt: "Historisch betrachtet waren Lashkar-e-Taiba immer Pakistans verlässlichste Stellvertreter-Krieger gegen Indien. Ob Pakistan sie zurzeit dafür nutzt, ist umstritten, aber zweifelsohne will es sich diese Option offenhalten.“

Teil des globalen Dschihad

Erst kürzlich hatte ein Kronzeuge der US-Staatsanwaltschaft auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Laschkar und dem pakistanischen Geheimdienst hingewiesen. In einem Verfahren in Chicago, bei dem es um die Hotelanschläge in Mumbai im Jahr 2008 geht, behauptete David Coleman Headley, ein amerikanischer Staatsbürger pakistanischer Herkunft, er habe bei der Vorbereitung der Anschläge "finanzielle, militärische und moralische Unterstützung" durch den pakistanischen Geheimdienst ISI erhalten.

Headley wird verdächtigt, auch an der geplanten Ermordung des dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard beteiligt gewesen zu sein, der nach dem Willen von Lashkar-e-Taiba für Zeichnungen des Propheten Mohammed mit seinem Leben hätte bezahlen sollen. Das Komplott zur Ermordung des Karikaturisten konnte jedoch rechtzeitig aufgedeckt werden. Die USA hatten erst Anfang dieser Woche die Militärhilfe für Pakistan auf Eis gelegt, wegen der Doppelrolle, die das Land bei der Terrorbekämpfung spielt.

Autor: Daniel Scheschkewitz
Redaktion: Jochen Vock