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Kunst aus Landminen

Ingrid Arnold19. Februar 2003

In den Jahren nach dem Bürgerkrieg hat sich in Mosambik eine Kunstform entwickelt, die auch international Aufsehen erregt: Skulpturen aus Waffen. In Paris sind die Werke ab Ende Februar zu sehen.

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Schaurig schönBild: Tomo

AK47-Maschinengewehre, Landminen und Handfeuerwaffen als Material für Skulpturen? "Schwerter zu Pflugscharen", heißt es in der Bibel und tatsächlich steckt eine christliche Initiative hinter einer Aufsehen erregenden Kunstausstellung aus Waffen. Der "Christian Council of Mozambique" hat 1995 in Zusammenarbeit mit der Regierung das Projekt "Transformaçao de Armas em Enxadas" ins Leben gerufen: Besitzer können ihre Waffen anonym gegen Maschinen und Werkzeuge für die Landwirtschaft oder Fahrräder eintauschen. Damit wird auch verhindert, dass die Waffen den Weg ins benachbarte Ausland finden.

Minen im ganzen Land

17 Jahre lang herrschte in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Bürgerkrieg. Er hat das Land weit gehend zerstört, arm und verschuldet zurückgelassen. Rund zwei Millionen Minen sind im ganzen Land vergraben und auch nach dem Waffenstillstandsabkommen 1992 sollen immer noch sieben Millionen Waffen im Land versteckt sein. Bislang wurden in Mosambik rund 250.000 Waffen eingesammelt und zerstört - oder in der Kooperative "Núcleo de arte", seit Jahrzehnten das kulturelle Zentrum der Hauptstadt Maputo, in Kunst verwandelt.

Tomo commandante Arms into Art Ausstellung
Bild: Tomo

"Diese Waffen haben viele Menschen getötet, darunter auch meine Freunde, meine Familie - Onkel, Brüder. Jedes Stück, das ich in meinen Skulpturen benutzt habe, repräsentiert ein Opfer", erinnert sich der 1975 geborene Gonçalo Mabunda. Er ist einer von drei Künstlern, deren Werke ab Ende Februar diesen Jahres in Paris zu sehen sind. Unter dem Titel "Objects d'Art, Objects d'Armes" zeigen Humberto Delgado, Fiel Dos Santos und Gonçalo Mabunda insgesamt 40 ihrer Skulpturen im Haus der Kulturen.

Waffen-Kunst als Friedensbotschaft

Seit einigen Jahren ist unter "www.africaserver.nl/nucleo/" eine
permanente Ausstellung der Skulpturen aus Maputo im Internet zu sehen. Der Kurator von "Arms into Art", Fons Geerlings aus Amsterdam, freut sich über ständig wachsende Aufmerksamkeit. In Zeiten eines neuen drohenden Krieges wird die Waffen-Kunst besonders als Friedensbotschaft wahrgenommen: "All diese wunderschönen Dinge sind aus Hass und Horror entstanden. Wir denken viel an den Irak", so schreibt etwa Fatima aus Frankreich ins Gästebuch. Sind in vielen Ländern Afrikas Kunsthandwerk und Gebrauchsgegenstände etwa aus Cola-Dosen verbreitetet, so handelt es sich bei dieser aktuellen Kunst eben nicht um Zufälliges, um "objects trouvées", sondern um eine bewusste Auseinandersetzung mit dem verwendeten Material.

Inspirierte Atmosphären

Trotz des politischen Hintergrunds in Mosambik und des verwendeten Materials ist die Kunst nicht nur als "politisch korrekt" zu verstehen. International gefragt ist sie vielmehr aufgrund ihrer Ausdrucksstärke und einzigartigen Machart. Selbst oft im Süden Afrikas unterwegs, führt Geerlings diese Stärke auf die Aufbruchsstimmung Mosambik zurück. Wuchs schon mit dem Ende der Apartheid in Südafrika auch der Optimismus im Nachbarland, so herrscht im immer noch armen Mosambik eine unvergleichlich "inspirierte Atmosphäre", so Fons Geerlings im Gespräch mit DW-WORLD. Das Land sei trotz seines Erbes und harter Rückschläge wie der Flutkatastrophe vor drei Jahren ein "gutes Beispiel of doing well" - was sich besonders in der lebhaften Kunstszene zeigt.