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Kulturschaffende fordern Seehofers Rücktritt

21. September 2018

"Wir sind entsetzt", schreiben 290 prominente deutsche Kulturschaffende und fordern den Rücktritt des Bundesinnenministers. Horst Seehofer spalte das Land, statt es zu einigen.

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Pressekonferenz mit Horst Seehofer
Bild: Reuters/F. Bensch

"Seehofer beschädigt die Werte unserer Verfassung", heißt es in dem Aufruf vom Freitag, zu dessen Initiatoren der Dramatiker Moritz Rinke gehört. "Sein Verhalten ist provozierend, rückwärtsgewandt und würdelos gegenüber den Menschen. So verstellt er den Weg in eine zukunftsfähige deutsche Gesellschaft."

Seehofer einige das Land nicht, er spalte es. Auf der Liste der Erstunterzeichner stehen viele prominente Namen. Darunter: Enthüllungsjournalist Günter Wallraff und Berlinale-Chef Dieter Kosslick, Schauspieler wie Peter Lohmeyer, Jochen Busse, Burghart Klaußner, Meret Becker und Hugo Egon Balder, die Musikerin Inga Humpe, Filmemacher wie Emily Atef, Andres Veiel und Dietrich Brüggemann sowie Autorinnen wie Judith Schalansky, Ronja von Rönne und Terézia Mora.

Autor Moritz Rinke
Der Dramatiker Moritz Rinke hat den Brief mitinitiiertBild: picture-alliance/dpa

Kulturschaffende werfen Seehofer vor, dem Ansehen Deutschlands zu schaden

Die Kulturschaffenden zeigen sich entsetzt darüber, "dass der Bundesinnenminister fortwährend die Arbeitsfähigkeit der Bundesregierung sabotiert und dem internationalen Ansehen des Landes schadet; dass er die Migrationsfrage zur 'Mutter aller politischen Probleme' erklärt und damit 18,6 Millionen Menschen, die mit migrantischen Wurzeln in Deutschland leben, in Geiselhaft nimmt und als eine Ursache dieser 'Probleme' hinstellt'".

Der Brief wirft Seehofer zudem vor, dass er die rassistischen und kriminellen Übergriffe bei der Chemnitzer Demonstration am 1. September bagatellisiere. Der Bundesinnenminister hatte Verständnis für die Demonstranten in Chemnitz gezeigt - auch er selbst wäre auf die Straße gegangen, sagte er kurz nach den Vorfällen in Folge einer Messerattacke auf einen 35-jährigen Deutschen.

Demokratisches Klima in Gefahr

Die Kulturschaffenden wollen das nicht länger hinnehmen, sie sehen das demokratische Klima in Deutschland in Gefahr. "Seine enthemmten Bierzeltreden und unschlüssigen Pressekonferenzen tragen maßgeblich dazu bei, dass sich der Ton der politischen Auseinandersetzung in diesem Land öffentlich verschärft - und dass dadurch auch die AfD ihre rechtspopulistische und rechtsradikale Entgleisungsrhetorik immer weitertreibt." 

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In mehreren deutschen Städten demonstrierten die Menschen in den vergangenen Wochen für eine offene Gesellschaft - und mitunter gegen Horst SeehoferBild: Reuters/W. Rattay

Die Forderung am Ende des Aufrufs lautet: "Seehofer sollte - noch vor der Landtagswahl in Bayern - vom Amt des Bundesinnenministers zurücktreten." In Bayern wird am 14. Oktober gewählt.

so/bb (dpa)