Bilbao kann mächtig stolz auf sich sein. Seit 20 Jahren steht in der größten Stadt des Baskenlandes eines der berühmtesten Museen der Welt. Das Guggenheim Museum hat der darbenden Industriestadt neuen Wohlstand gebracht - nicht zuletzt dank der atemberaubenden Architektur von Frank O. Gehry.
Bilbao feiert schon das ganze Jahr den 20. Geburtstag des Museums. Den Höhepunkt gab es im Oktober, als vier Abende lang die Glas- und Titanfassaden des Gebäudes zur Kulisse für eine Lichtinstallation wurden. Die Show "Reflections" war ein Geschenk des Landes, der Stadt und des Museums an die Bewohner und Besucher von Bilbao. Auch der Architekt Frank Gehry war begeistert von der Idee: "Die zufälligen Kurven des Gebäudes sind dazu gemacht, das Licht einzufangen", schwärmte der Stararchitekt.
Wie das Guggenheim zur Marke wurde
Von den Industrieruinen ist in Bilbao nichts mehr zu sehen
Vom 19. Jahrhundert bis in die 1970er galt Bilbao als wichtigste Industrie- und Hafenstadt des Baskenlandes. Die Lage am Golf von Biskaya und damit der Zugang zum Meer bescherte der Stadt viele blühende Jahrzehnte. Bilbao lebte von Schiffbau, Kohle und der Stahlproduktion. Doch dann kam die Industrie den technischen Entwicklungen nicht mehr hinterher. Die Werften und Fabrikanlagen waren veraltet und mussten schließen. Überall verfielen Fabrikhallen, Eisenhütten verwaisten, die Stadt verarmte.
Anfang der 1990er die Rettung: Die Stadtverantwortlichen hatten mitbekommen, dass die US-amerikanische Guggenheim-Foundation einen Standort für einen neuen Kunsttempel in Europa suchte. Bilbao bot der Stiftung den attraktiven Bauplatz direkt am Fluss an und hoffte, dass das neue Museum spektakulär genug sein würde, um viele Touristen und Kunstliebhaber anzulocken. Die Rechnung ging auf - nach vier Jahren hatte die gesamte Uferregion des Nervión ein Facelifting erhalten - mit dem Guggenheim Museum als Prunkstück. Und dann setzte der sogenannte Bilbao-Effekt ein: Die Kultur, in diesem Fall der spektakuläre Bau des Architekten Frank Gehry, hat dafür gesorgt, dass eine wirtschaftlich am Boden liegende Region wieder auflebte.
Dies war der 38-köpfigen Jury des Kulturmarken-Awards 2017 den Hauptpreis wert. In der Begründung heißt es denn auch, dass es dem Guggenheim Museum Bilbao mit seiner einmaligen Architektur gelungen sei, das Stadtbild und die Stadtkultur nachhaltig zu prägen. Der Bilbao-Effekt ziehe inzwischen jährlich über eine Million Besucher aus der ganzen Welt in das Museum für Moderne Kunst. So sei dem hochkarätigen Museum auch die führende Positionierung als Kulturmarke auf dem europäischen Markt gelungen.
Wichtiger Wettbewerb im Kulturbusiness
Seit 2006 wird der Award vergeben, die Skulptur "Aurica" soll für Exzellenz, Attraktivität und Offenheit des europäischen Kulturmarktes stehen. Der Award soll das große Potential herauskitzeln, das im europäischen Kulturmarkt steckt. In den vergangenen zwölf Jahren sind oft Kulturprojekte ausgezeichnet worden, deren Initiatoren aus der Wirtschaft kommen: Die Mercedes Benz Bank, BMW oder Bayer. Sie alle stellen viele Mittel bereit, die den Kulturbetrieb fördern, und so ist es nicht verwunderlich, dass viele Preisträger in der Kategorie "Kulturmanagement" auch Manager aus der Wirtschaft sind. Unter den früheren Preisträgern sind jedoch auch zahlreiche originäre Kulturprojekte wie etwa das Burgtheater Wien, die Frankfurter Schirn Kunsthalle, die Bregenzer Festspiele oder wie letztes Jahr das Dortmunder U, ein Zentrum für Kunst und Kreativität.
Insgesamt 104 Bewerbungen gab es in diesem Jahr für den Preis. 22 waren nominiert, die Preise wurden in sieben Kategorien vergeben. Das Guggenheim Museum Museum setzte sich gegen die Hamburger Kulturfabrik Kampnagel und gegen den österreichischen Radiosender ORF 1 durch. Weitere Preisträger sind unter anderem Frances Morris, die Direktorin der Londoner Tate Modern, als "Europäische Kulturmanagerin des Jahres 2017", sowie Dr. Gereon Sievernich, der Direktor des Martin Gropius Baus in Berlin. Er erhielt einen Sonderpreis für sein Lebenswerk. Den Titel "Europäische Kulturtourismusregion des Jahres 2017" vergab die Jury an Tourismus NRW e.V mit dem Projekt #urbanana, einer verspielten Entdeckungsreise zu den verborgenen Kulturschätzen in Nordrheinwestfalens Metropolen.
Vor 500 Gästen wurden die Preise am Donnerstag Abend (09.11.207) bei der "Night of Cultural Brands" in Berlin vergeben. Auch die DW war dabei, Kulturchef Rolf Rische ist Mitglied der Jury und hielt die Laudatio auf den Hauptgewinner.
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Ein Museum als Motor
1997 eröffnete das Guggenheim Museum in Bilbao. Das von dem kanadischen Architekten Frank O. Gehry entworfene Bauwerk aus Titan, Sandstein und Glas am Ufer des Nervión ist zum Wahrzeichen der baskischen Hauptstadt geworden. Es wurde schnell zum Magneten nicht nur für Architektur- und Kunstfans. Bis heute haben 20 Millionen Besucher der schon verloren geglaubten Stadt neuen Reichtum gebracht.
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Ankunft am Bahnhof
Der Hauptbahnhof Abando Indalecio Prieto begrüßt die Reisenden mit Glaskunst. Auf 250 Quadratmetern werden Szenen aus der baskischen Geschichte gezeigt. Links im Bild ist die Büste von Indalecio Prieto, ein prominenter Politiker und Sozialist, der im Spanischen Bürgerkrieg 1939 ins Exil nach Mexiko fliehen musste.
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Weiter mit der U-Bahn
Gläserne Röhren führen zur U-Bahn, die das Stadtzentrum mit der Peripherie verbindet. Die Eingänge werden "Fosteritos" ( kleine Fosters) genannt, nach Norman Foster, dem britischen Architekten, der die U-Bahn-Haltestellen entworfen hat. Von der Station Mamés am Flughafen geht es zur Stadt. Für den Besuch des Guggenheim-Museums ist der Ausstieg an der Station Moyua empfehlenswert.
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Platz für Kunst
Vor dem Rathaus steht seit 2002 eine Stahlskulptur des baskischen Bildhauers Jorge Oteiza. Ihr spanischer Name "Variante Ovoide de la Desocupación de la Esfera" bedeutet auf Deutsch in etwa "Eiförmige Variante der Leerwerdung der Sphäre". Jorge Oteiza (1908-2003) gilt als Pionier der abstrakten Kunst in Spanien und als Philosoph, der dem Zustand der baskischen Seele nachspürte.
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Stadterneuerung
Bilbao, im 13. Jahrhundert gegründet, war ein wichtiger Handelsplatz am Nervión-Fluss, der in den Golf von Biskaya mündet. Im 19. Jahrhundert wurde es zur Industriestadt und galt lange Zeit als die unattraktive Schwester des mondänen Seebades Donostia (San Sebastián). Doch Bilbaos Image hat sich gewandelt. Das signalisiert auch das höchste Gebäude der Stadt, der Torre Iberdrola (Bildmitte).
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Brückenschlag
Die Weiße Brücke, auf baskisch "Zubizuri", hat der spanische Architekt Santiago Calatrava entworfen. Sie wurde 1997 exklusiv für Fußgänger gebaut und gilt vielen als die schönste Brücke von Bilbao. Der Glasboden musste aber mit einem Kunststoffbelag versehen werden, um die Rutschgefahr bei Regen zu beseitigen. Im Hintergrund steht das Doppelhochhaus des japanischen Architekten Arata Isozaki.
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Wie ein schwarzer geschliffener Diamant
Auch dieser Bau des spanischen Architekturbüros Coll-Barreu spiegelt die rasante Veränderung der Stadt. Seit 2008 ist die Lärm absorbierende und Solarenergie nutzende Glasfassade des Gesundheitsministeriums der Provinz Bizkaia ein beliebtes Fotomotiv. Zu finden im Viertel Ensanche, der Haupteinkaufszone Bilbaos.
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Musikfestival
Das Indie-, Pop- und Rock-Festival Bilbao BBK live hat sich seit 2006 zu einem der größten Festivals in Europa entwickelt. Dieses Jahr traten Bands wie Depeche Mode, Justice oder The Killers auf. Im Juli 2018 tanzten wieder Zehntausende auf dem Kobetamendi Hügel hoch über der Stadt.
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Mehr als nur eine Mütze
Im Baskenland ist diese Kopfbedeckung durchaus auch eine Art Demonstration. Es heißt, dass ein Bürger aus Bilbao zwar zuhause einen Hut trägt, aber in Madrid die Baskenmütze aufsetzt. Und als kleine Spitze gegen Bilbaos Konkurrenzstadt Donostia (San Sebastián), wird behauptet, dass dort die Baskenmütze nur zuhause getragen würde und in Madrid ein Hut.
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Volksfest Aste Nagusia
"Die Große Woche" in Bilbao ist der baskischen Kultur gewidmet. Neun Tage lang wird auf Straßen und Plätzen getanzt, gegessen und getrunken. Riesenmarionetten wie das Maskottchen Marijaia treten auf. Im nächsten Jahr geht es am 18. August wieder los mit der traditionellen Txupinazo, einer Feuerwerksrakete als Startschuss vor dem Arriaga-Theater.
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Nationalpark
Im Hinterland von Bilbao erstreckt sich der Nationalpark Picos de Europa, was auf Deutsch "Gipfel Europas" heißt. 1918 wurde er als erster Nationalpark Spaniens gegründet. Rund 200 Gipfel über 2000 Meter hoch bieten ein beeindruckendes Panorama für Wanderer und Pilger. Hier verläuft auch der berühmte Jakobsweg durch Nordspanien, dem Menschen aus aller Welt bis Santiago de Compostela folgen.
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Atlantikküste
Kontrastprogramm bietet die Atlantikküste rund 30 Kilometer nordöstlich von Bilbao. Hier gibt es wilde Steilküsten und stille Badebuchten, tief eingeschnittene Fjorde und kilometerlange Strände. Dieser spektakuläre Fußweg führt über mehr als 200 Stufen und eine Brücke zur Seefahrer-Kapelle auf der Insel San Juan de Gaztelugatxe.
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Inselgeschichten
Früher Einsiedelei ist die Insel heute ein Wallfahrtsort für Seeleute und Fischer. Am Ende der Treppe soll Johannes der Täufer seinen Fußabdruck hinterlassen haben, so die Legende. Und wer die Glocke an der Pforte drei Mal läutet, darf sich etwas wünschen. Als Standort der Burg "Dragonstone" in der siebten Staffel von "Game of Thrones" ist San Juan de Gaztelugatxe nun auch Kult bei Filmfans.
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Und abends Lichtspiele
Von den Strandorten an der Küste fährt die U-Bahn Linie 1 (Stationen Areeta, Gobela, Bidezabal oder Plentzia) in etwa 30 Minuten zurück in die Innenstadt von Bilbao. Dann lohnt sich noch ein Spaziergang am Flussufer. Denn mit Einbruch der Dunkelheit verwandeln sich die Bauwerke wie das Guggenheim Museum oder die Weiße Brücke in magische Lichtskulpturen.