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Kroatischer Ex-Serbenführer begeht Selbstmord in UN-Haft

6. März 2006

Der als Kriegsverbrecher verurteilte kroatische Serbenführer Milan Babic hat im Gefängnis in Den Haag Selbstmord begangen.

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Tod in der Zelle: Milan BabicBild: AP

Das teilte eine Sprecherin des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag am Montag (6.3.2006) mit. Auf welche Weise sich Babic das Leben nahm, wurde nicht mitgeteilt. Babics Leiche sei während einer Routinekontrolle entdeckt worden, sagte eine Sprecherin des Tribunals. Es habe keine Hinweise darauf gegeben, dass der 50-Jährige selbstmordgefährdet war, er habe sich vor seinem Tod nicht ungewöhnlich verhalten. Der Präsident des Haager Tribunals ordnete eine Untersuchung an.

Wichtiger Zeuge im Milosevic-Prozess

Babic war ein wichtiger Zeuge im Prozess gegen den früheren serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic. Der 50-Jährige war 2004 wegen Verbrechen gegen nichtserbische Zivilisten im Osten Kroatiens zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Nach der Abspaltung Kroatiens von Jugoslawien 1991 war Babic Präsident der selbstproklamierten Serbischen Republik Krajina.

Babic wurde beschuldigt, er habe gemeinsam mit Milosevic geplant, ein Drittel Kroatiens dem serbischen Staat einzuverleiben. Der kroatische Serbenführer erklärte zwar, von den Morden an Kroaten und Muslimen nichts gewusst zu haben, bekannte sich zum Vorwurf der Verfolgung aber schuldig.

Slobodan Milosevic
Babic gab Milosevic Schuld am KriegBild: AP

Milosevic warf er in einer Zeugenaussage im Jahr 2002 vor, im Hintergrund die Fäden gezogen zu haben. "Sie haben das serbische Volk in den Krieg hineingezogen", sagte er damals in einem heftigen Schlagabtausch mit dem serbischen Expräsidenten.

Babic hatte noch während des Kriegs mit Milosevic gebrochen. Er sollte jetzt vor dem UN-Tribunal gegen seinen Nachfolger an der Spitze der Serbischen Republik Krajina, Milan Martic, aussagen. Zu diesem Zweck war Babic vor einem Monat aus einem anderen Gefängnis nach Scheveningen bei Den Haag verlegt worden.

Selbstmord verschärft Misstrauen gegen UN-Kriegsverbrechertribunal

Ein Vertreter der serbischen Regierung äußerte die Befürchtung, dass Babics Selbstmord das Misstrauen vieler Serben gegenüber dem UN-Kriegsverbrechertribunal vertiefen werde. "Dieser zweite Selbstmord wird der öffentlichen Wahrnehmung des Tribunals sicher nicht nützen", sagte der Regierungsbeauftragte für die Zusammenarbeit mit dem UN-Gerichtshof, Rasim Ljajic. Bereits 1998 hatte sich in der Haftanstalt des Haager Tribunals ein anderer kroatischer Serbenführer, Slavko Dokmanovic, das Leben genommen. (je)