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'Das wird ein Tollhaus!'

Barbara Mohr20. Juni 2008

Im zweiten Viertelfinale der EM 2008 duellieren Kroatien und die Türkei. Erwartet wird ein Spiel voller Emotionen, denn beide Teams kommen mit großem Selbstbewusstsein aus der Vorrunde und geben sich siegessicher.

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Bildkollage mit einem kroatischen Fan links, dessen Gesicht rot-weiß-kariert geschminkt ist, und einem türkischen Fan rechts, der sich die türkische Fahne auf die Glatze gemalt hat.
200.000 kroatische und türkische Fans werden in Wien erwartet.Bild: AP/DW

Die türkische Mannschaft hatte vor allem mit ihrem Auftritt gegen Tschechien für Aufsehen gesorgt. Nach einem 2:0-Rückstand schoss sie in der letzten viertel Stunde drei Tore und drehte das verloren geglaubte Spiel damit überraschend zum Sieg. "Wir haben Geschichte geschrieben", jubelte Doppeltorschütze Kahveci Nihat nach Abpfiff - und fügte mit Blick auf das bevorstehende Viertelfinale sogleich hinzu: "Und wir werden weiter Geschichte schreiben. Die Kroaten sind uns in allen Belangen unterlegen. Für uns zählt nur ein Sieg."

Verbaler Schlagabtausch

Der jubelnde Trainer der kroatischen Nationalmannschaft, Slaven Bilic.
Der kroatische Teamchef Bilic nach dem Spiel gegen Deutschland. Auch gegen die Türkei gibt er sich siegessicher.Bild: AP

Zumindest im Sprücheklopfen aber zeigt sich die gegnerische Mannschaft konterstark. "Ich kann auch drohen!", gab Ivan Rakitic sogleich zurück. "Die Türken haben zwar hohe Qualitäten, sind zuweilen fanatisch. Aber das wird ihnen nicht helfen, wir gewinnen hundertprozentig." Und Kollege Mladen Petric fügte hinzu: "Nihat kann erzählen was er möchte. Wir geben die Antwort auf dem Platz."

Dort hat sich die kroatische Mannschaft bisher sehr erfolgreich präsentiert: mit drei Siegen in drei Spielen. Einer davon gegen die deutsche Nationalelf.

Und Trainer Slaven Bilic hat keinen Grund, dieses Mal an den Fähigkeiten seiner Mannschaft zu zweifeln. Er kann am Freitag seine Wunsch-Elf auflaufen lassen, nachdem Mittelfeldspieler Darjio Srna seine Oberschenkelverletzung wieder überwunden hat und auch Rakitic trotz Knieproblemen einsatzfähig scheint.

Geschwächte Türken

Portrait-Foto des türkischen Ersatz-Torwarts Rüstü, der schwarze Striche auf die Wangen gemalt hat.
Eine Ikone kehrt zurück: Ersatz-Torhüter Rüstü mit seiner klassischen Kriegsbemalung.Bild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Ganz im Gegenteil zur türkischen Mannschaft. Trainer Fatih Terim muss gleich auf mehrere Spieler verzichten. Darunter Verteidiger Emre Güngör, für den die EM nach einem Muskelfaserriss bereits gelaufen ist, und sein Kollege Servet Cetin, der mit einer Bänderdehnung im Knie ausfällt. Hinzu kommt Torhüter Volkan Demirel. Er hatte nach einem Stoß gegen den Tschechen Jan Koller rot gesehen und ist für zwei Spiele gesperrt. Erst im Finale könnte Volkan wieder im Tor stehen.

Bis dahin wird eine Torwart-Legende zwischen die türkischen Pfosten zurückkehren: Rüstü Recber. Der 35jährige stand bereits 116 Mal für die Nationalmannschaft auf dem Platz. Aufgefallen ist er dabei neben glanzvollen Paraden auch durch seine eigentümliche Kriegsbemalung.

Die würde auch am Freitag zur aufgeheizten Stimmung passen. Termin hat seine Mannschaft eingeschworen, gegen Kroatien alles zu geben: "Wir sind entschlossen ins Endspiel zu kommen und werden kämpfen wie die Löwen."

Wahnsinnige Fans

Türkische Fußballfans feiern in den Straßen von Berlin-Kreuzberg, schwingen Fahnen und jubeln.
Türkische Fans nach dem Sieg über Tschechien in Berlin-Kreuzberg.Bild: AP

Mitfiebern werden Millionen Fans in ganz Europa. Allein in Wien rechnen die Veranstalter außerhalb des Stadions mit 200.000 Anhängern beider Mannschaften. "Ich kann mir schon vorstellen, was am Freitagabend los sein wird", so Nihat. "Das wird ein Tollhaus, völliger Wahnsinn."

Und auch in Deutschland wird mitgefiebert. Zahlreiche Einwanderer drücken ihrer Mannschaft die Daumen. Autocorsi nach Abpfiff sind garantiert - je nach Spielverlauf mit wehenden türkischen oder kroatischen Fahnen.

Die deutschen Fans werden ganz genau hinschauen. Denn der Sieger trifft im Halbfinale am Mittwoch auf das Team von Jogi Löw.