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Krisentreffen rund um die Trüffel

2. April 2006

Katerstimmung im südfranzösischen Lalbenque: Gerade mal 13 Kilogramm wechselten auf dem offiziellen Trüffelmarkt den Besitzer. Vor einem Jahr war es im März noch mehr als das Doppelte gewesen.

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Keine Grillkohle, sondern begehrte schwarze WintertrüffelnBild: picture-alliance / dpa

Sie wächst unterirdisch, die bei Feinschmeckern außerordentlich beliebten schwarzen oder Périgrod-Trüffel, alias "tuber melasporum". Aber der Preis schoss in die Höhe: auf 700 bis 1000 Euro pro Kilogramm. Noch sehr viel teurer ist die weiße oder Alba-Trüffel, benannt nach der Stadt im Piemont: bis zu 5000 Euro pro Kilo.

Katastrophenstimmung macht sich unter den Trüffelbauern breit. Sie finden immer weniger Exemplare dieser aromatischen "Diva mit der schönen schwarzen Robe". Deshalb kamen Bauern und Züchtern aus Frankreich, Italien, Spanien und Ungarn zu einer Art Krisentreffen in Nizza an der Côte d'Azur zusammen, um nach Wegen gegen den Schwund zu suchen. Forscher sollen ihnen helfen, die Geheimnisse der nur schwer berechenbaren Trüffel zu lüften - damit klarer wird, was zu tun ist.

Die Trüffel - das unbekannte Wesen

"Es gibt kaum etwas in der Landwirtschaft, über das die Wissenschaft so wenig weiß wie über die Trüffel", erläuterte in Nizza Jean-Charles Savignac, der Präsident der französischen Trüffelzüchter (FFT). "Früher wurden die Wälder noch mehr gepflegt und das Land war noch naturnah und nicht so verödet, da gab es eine riesige Ernte und wir brauchten keine Hilfe."

Diese Zeiten sind in der Tat Schnee von gestern. Von 1000 Tonnen vor einem Jahrhundert ist die Trüffel-Ernte in den letzten Jahren auf deutlich unter 100 Tonnen gesunken "Dürre und Frost tragen dazu bei", sagte Savignac, der Präsident der französischen "Trufficulteure". 2006 sei in Frankreich nur mit zehn bis zwölf Tonnen zu rechnen. "Im Gegensatz zu dem, was die Leute denken, ist das selten ein sonderlich gewinnträchtiges Geschäft", betont auch Joël Barthélemy vom Perigord-Trüffel-Verband in Tricastin.

Wenn Züchter beispielsweise in einer kalkhaltigen, wertvollen Erde Trüffeleichen pflanzen, damit sich der Schlauchpilz an den Wurzeln bilden möge, ist das eine zeitaufwendige und vom Zufall abhängige Sache. Bei einem Trüffelsetzling dauert es immerhin bis zu zehn Jahren, bis die ersten "schwarzen Diamanten" oder das erste "weiße Gold" zu Tage gefördert wird.

Mysteriös und eigenwillig

Jene europäischen Laboratorien, die Trüffel-Forschung betreiben, sollen ihre Arbeit möglichst besser abstimmen und genauer erklären, was die Trüffel begünstigt und wachsen lässt, wie ihr ideales Öko-Umfeld aussehen muss, welchen Stress sie nicht verträgt. Wie viel Wasser braucht der Pilz, welchen Boden, wie muss man die Bäume beschneiden?

Ein neu gegründetes "europäisches Konsortium" der Trüffelzüchter und -händler, Forschungszentren und Baumschulen wird Geld brauchen, soll es mit dem mysteriösen, innen marmorierten Schlauchpilz wieder aufwärts gehen. 20 Millionen Euro aus europäischen Kassen sollten es in den nächsten fünf Jahren sein, so hieß es auf dem Krisentreffen. Damit auch in Lalbenque in der Lot-Region wieder mehr dieser Pilze mit dem so eigenwilligen Duft und Charakter auf den Markt gelangen. (wga)