1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Koreanische Christen fiebern dem Papst entgegen

Klaus Dahmann14. August 2014

Auf der dritten Auslandsreise seines Pontifikats besucht Papst Franziskus Südkorea. Erwartet werden deutliche Worte an die Adresse Pjöngjangs - spontane Abweichungen vom offiziellen Programm nicht ausgeschlossen.

https://p.dw.com/p/1CsTX
Papst Franz in Jerusalem - Kobi Gideon/GPO via Getty Images
Bild: Getty Images

Nach dem Nahen Osten hat sich Papst Franziskus für die nächste Auslandsreise wieder ein schwieriges Pflaster ausgesucht: Zwar boomt der Katholizismus in Südkorea, doch im totalitär regierten Nordkorea werden Christen systematisch verfolgt, und China hat gerade angekündigt, eine eigene - dem Staat genehme - Version christlicher Theologie entwickeln zu wollen.

Und so gilt der Papst-Besuch nicht nur den südkoreanischen Katholiken sondern ganz Ostasien. Offizieller Anlass ist der 6. Asiatische Jugendtag, zu dem rund 6.000 Teilnehmer erwartet werden, ein Drittel davon aus dem Ausland. Die asiatischen Christen haben lange auf so hohen Besuch aus dem Vatikan warten müssen: Die letzte Papst-Reise auf dem Kontinent liegt 13 Jahre, im Fernen Osten gar 25 Jahre zurück. Franziskus hat schon zu Beginn seines Pontifikats Asien als einen besonderen Schwerpunkt bezeichnet.

Vorzeigeland

Südkorea gilt als große Erfolgsgeschichte der katholischen Kirche, die mit ihrer Dynamik und ihrem positiven Image dem Abwärtstrend in vielen westlichen Ländern entgegenläuft: Der Katholizismus ist noch jung, das Christentum fasste dort erst vor rund 230 Jahren Fuß. Die ersten Glaubensschriften wurden von Laien ins Land gebracht, die in Peking mit Christen in Kontakt gekommen waren. Als der erste ausländische Priester Ende des 18. Jahrhunderts nach Südkorea kam, fand er bereits 4000 Gläubige vor. Einen Boom erlebte die katholische Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Korea-Krieg: In den vergangenen Jahren verzehnfachte sich die Zahl der Katholiken, während sich die Bevölkerungszahl gerade einmal verdoppelte. Heute ist jeder zehnte Südkoreaner katholischen Glaubens, insgesamt bekennen sich 30 Prozent zum Christentum. Damit ist Südkorea - nach den Philippinen - das zweitstärkste christlich geprägte Land in Asien.

Und der Trend setzt sich fort: Jährlich lassen sich in Südkorea mehr als 100.000 Erwachsene taufen, viele davon aus der Stadtbevölkerung und gut situierten Gesellschaftsschichten. Nach wie vor genießt die Kirche hohe Anerkennung und Vertrauen, weil sie sich in der Zeit der Militärdiktaturen bis Ende der 1980er Jahre in kritische Opposition zum Regime stellte.

Christenverfolgung

Im 18. und 19. Jahrhundert waren die Christen jedoch schwerer Verfolgung ausgesetzt. Rund 10.000 Gläubige werden als Märtyrer verehrt. Johannes Paul II. hatte bei seiner ersten Korea-Reise schon 103 verfolgte Christen aus der Gründergeneration heiliggesprochen. Franziskus will weitere 124 Märtyrer seligsprechen.

Nordkoreanische christliche Flüchtlinge in China - Bild: Open Doors
Nur wenigen nordkoreanischen Christen gelingt die Flucht, beispielsweise nach ChinaBild: Open Doors

Am ersten Tag der Südkorea-Reise stehen zunächst protokollarische und politische Termine an: Der Papst wird von Präsidentin Park Geun-hye offiziell begrüßt, danach hält er eine Rede vor Politikern. Am zweiten Besuchstag feiert Franziskus im WM-Stadion in Daejeon eine Messe für die Teilnehmer des Asiatischen Jugendtags. Vor seiner Abreise kommt der Pontifex mit Führern anderer Religionen zusammen und feiert eine Versöhnungsmesse in der Kathedrale von Seoul. Hierzu waren auch Katholiken aus Nordkorea eingeladen, doch Pjöngjang hat die Einladung abgesagt. Verzichten wird Franziskus auf einen ursprünglich geplanten Besuch an der Demarkationslinie. da dies vom nordkoreanischen Regime als Provokation verstanden werden könnte.

Dennoch werden vom Papst deutliche Worte zur Situation der Christen in Nordkorea erwartet. Darüber hinaus ist Franziskus immer für Überraschungen gut. Man erinnere nur daran, dass er bei seiner Nahost-Reise spontan die Präsidenten Israels und der Palästinenser zum gemeinsamen Gebet nach Rom einlud.