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Konzertierte Aktion für Zuzug von Fachkräften

20. Juli 2022

Noch 2022 will die Bundesregierung das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) reformieren. Das Ziel, den Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland zu erleichtern, begrüßt auch der DIHK und macht dazu eigene Vorschläge.

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Symbolbild | Fachkräftemangel in Deutschland
Bild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance

Die zuständigen Fachminister der Ampel-Koalition haben Pläne für eine Reform beim Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung skizziert. "Wir wollen, dass ausländische Fachkräfte leichter und schneller den Weg nach Deutschland finden", erklärten Innenministerin Nancy Faeser und Arbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD) in einem Gastbeitrag im Handelsblatt.

Darin kündigen sie an, den Arbeitsmarkt auch für Fachkräfte zu öffnen, die einen Arbeitsvertrag, aber noch keinen hierzulande anerkannten Abschluss haben. Diesen könnten sie dann mit Hilfe des deutschen Arbeitgebers nachholen, schlagen die Minister vor.

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Peter Adrian, begrüßte das Vorhaben: Ebenfalls im Handelsblatt wies er auf die Dringlichkeit der Initiative hin: "Wir müssen in Deutschland in den nächsten zehn Jahren den demografisch bedingten Wegfall von vier bis fünf Millionen Arbeitskräften kompensieren"

Erwerb der Blue Card erleichtern

Die Bundesregierung plant dazu eine Novellierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes (FEG), das seit 1. März 2020 in Kraft ist. Faeser und Heil beklagen jedoch, dass das Einwanderungssystem noch immer zu "schleppend, zu bürokratisch, zu abweisend" sei. Die Ampelkoalition sei angetreten, das zu ändern.

Anders als bisher solle für die Einreise der Nachweis eines Abschlusses und Berufserfahrung ausreichen. Das Anerkennungsverfahren könne dann nach der Einreise und parallel zur Arbeit betrieben werden.

Zudem soll künftig nicht mehr von jungen Hochschulabsolventen erwartet werden, dass sie genauso viel verdienen wie Berufserfahrene, um mit einer sogenannten Blue Card einreisen zu können. "Wir senken für sie die Gehaltsgrenzen. Auch dadurch ermöglichen wir einen leichteren Berufseinstieg in Deutschland für gut ausgebildete junge Menschen", erklärten Faeser und Heil.

Symbolbild | Fachkräftemangel in Deutschland
Ein angepasstes FEG könnte manchen personellen Engpass in der Industrie oder im Dienstleistungssektor verhindern helfenBild: Rupert Oberhäuser/imago images

DIHK fordert "Kulturwandel"

Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des DIHK, betonte in einer Stellungnahme seines Verbandes noch einmal: "Der Fachkräftemangel ist laut unserer aktuellen Umfragen das zweitgrößte Geschäftsrisiko. Mehr als jedes zweite Unternehmen ist davon betroffen."

Der DIHK beklagt dabei besonders die "Dauer der Verwaltungsverfahren für die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis". Als Gründe für diese Hemmnisse sieht Dercks in der Bürokratie: "Das fängt an beim Visumprozess, bei dem Unterlagen rund um den Globus geschickt werden, und hört auf bei Behördenmitarbeitern, die komplexe Regelungen nicht immer einheitlich und transparent umsetzen. Solche Umsetzungsprobleme bekommen wir nicht allein mit einer Reform der Gesetzesparagrafen gelöst."

Dabei gehe es, so der DIHK-Geschäftsführer, "um einen Kulturwandel in den Verwaltungen, aber auch um praktische Unterstützung. "So könnte schon eine Hotline des Bundesinnenministeriums helfen, bei der Beschäftigte einer Ausländerbehörde zu den komplizierten Detailregelungen nachfragen und Unterstützung erhalten können."

Spracherwerb erleichtern

Eine weitere Hürde für den schnellen Zuzug von ausländischen Fachkräften errichte das FEG in seiner jetzigen Form, in dem es eine vollständige Gleichwertigkeit der Qualifikation als Voraussetzung fordere. Doch, so Achim Dercks: "Nahezu alle Länder der Welt haben völlig andere Ausbildungssysteme als Deutschland." Stattdessen solle zukünftig der "Nachweis einer teilweisen Gleichwertigkeit und ein Arbeitsvertrag für die Einreise und Arbeitsaufnahme reichen."

Ein wichtiger Punkt für den Zuzug von Fachkräften sei das Erlernen der deutschen Sprache, denn das sei "gerade für kleine und mittlere Unternehmen ohne internationalen Bezug eines der wichtigsten Einstellungskriterien", so Dercks. So müsse bereits im Ausland Sprachunterricht angeboten werden, etwa durch die Goethe-Institute. "Auch einzelne AHKs bieten bereits Sprachkurse an", so der DIHK. "Das ließe sich gemeinsam ausbauen."

dk/hb (rtr, DIHK)